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Der Preis der Billigtransporte

Der Preis der Billigtransporte

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Wenn die Weltwirtschaft brummen soll, sind möglichst billige Transportkosten eine Grundvoraussetzung. Der Transport von Waren von einem Ende des Globus oder der EU an das andere muss billig wie Dreck sein. Und er ist es weitgehend. Die Güterbeförderung für dreimal nichts fordert aber auf anderen Gebieten einen horrenden Preis: Sie erfolgt zum Nachteil von Salariat, Sicherheit und Umwelt.

Am Donnerstag veröffentlichte die SNCT die Bilanz von mobilen Lkw-Kontrollen auf unseren Straßen, die einmal mehr erschreckend ausfiel: Ein erheblicher Anteil der Laster, die über EU-Europas Autobahnen donnern, sind Todesfallen auf Rädern.

Selbst Gefahrguttransporter sind mit defekten Bremsen unterwegs. Dies ist das Resultat einer gnadenlosen Race to the bottom: Die niedrigen Preise im Transportsektor sind zu einem großen Teil nur deswegen möglich, weil die Fahrer wie Sklaven behandelt werden und der Unterhalt der Camions (die übrigens äußerlich durchaus ganz passabel aussehen können, selbst wenn die Bremsanlage total im Eimer ist) nur noch so weit durchgeführt wird, dass die Fuhre irgendwie rollen kann.

Sicher, es gibt gerade in der westlichen EU zahlreiche Spediteure, deren Fahrzeuge in Ordnung sind, doch vor allem im wilden Osten herrschen zum Teil Zustände, die jeder Beschreibung spotten.

Ausbeutung, die Kehrseite der Medaille

Während die EU ihren Bürgern Statistiken über alle erdenklichen messbaren Phänomene liefern kann, gibt es keine Zahlen über das Ausmaß des Massakers, das von technisch miserablen Lastern und ihren übermüdeten (aber leider oft auch völlig gewissenlosen) Fahrern jahraus, jahrein auf Europas Straßen angerichtet wird.

Doch auch in der Luft und auf See hat der soziale Abbau Hochkonjunktur. Früher genoss der Beruf des Airline-Piloten ein hohes Prestige und war ziemlich großzügig bezahlt.

Mit der Verbreitung der Billigfluglinien jedoch wird der Pilot zusehends zu einer Art Busfahrer mit Flügeln degradiert. Immer wieder gibt es z.B. in der Fachpresse Berichte über Piloten, die auf Zeltplätzen oder gleich in der Passagierkabine ihrer Maschinen übernachten, weil sie sich den Luxus eines Hotelzimmers nicht mehr leisten können.

Ein Flugticket quer durch Europa für 9 Euro 99 ist wohl eine feine Sache. Die Geizistgeil-Vielflieger sollten sich aber der Tatsache bewusst sein, dass auch hier die Kehrseite der Medaille in massivem Sozialabbau besteht.

In der Seefahrt herrschen ebenfalls zum Teil erschreckende soziale Zustände: Während das aus der westlichen Welt rekrutierte Führungspersonal der großen Containerschiffe korrekt bezahlt und alle paar Monate zum Urlaub in seine Heimat geflogen wird, schuften die Matrosen aus der Dritten Welt endlose Stunden für erbärmliche Löhne.

Auch hier gilt: Damit die Gewinnspannen auf Waren aus China durch den Transport um die halbe Welt nicht nennenswert geschmälert werden, muss sich der Filipino an Bord halt für einen Appel und ein Ei abrackern.

Der soziale und ökologische Preis spottbilliger Güterbeförderung ist leider den wenigsten Konsumenten bewusst. Oder sie verdrängen ihn lieber gleich.