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Der König als Monarchiefeind

Der König als Monarchiefeind

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Es ist ja nun nicht so, dass Spanien zurzeit keine anderen Probleme hätte als die Skandale und Skandälchen um sein Königshaus. Dennoch sind diese Affären auch für ausländische Beobachter durchaus von Interesse: Es scheint in der Tat so zu sein, dass die wirkkräftigsten Feinde der parlamentarischen Monarchie sich heutzutage nicht notwendigerweise in republikanischen Kreisen herumtreiben, sondern ausgerechnet von Thronen herab ihr segensreiches Tun entfalten.

Juan Carlos hatte lange Zeit bei den Spaniern höchsten Respekt genossen: Zwar war er noch vom faschistischen Massenmörder Franco auf sein Amt vorbereitet worden und alles hatte darauf hingedeutet, dass er die Gewähr bieten würde. Doch dann, besonders während des Putsches, den der franquistische Oberstleutnant Tejero 1981 anzettelte, zeigte es sich, dass der Caudillo-Zögling offenbar zum grundanständigen Demokraten mutiert war.

Eine Mehrheit der Spanier – die des reaktionären und erzkatholischen Miefs, in den der Diktator sein Land über Jahrzehnte eingetunkt hatte, restlos überdrüssig waren – zeigte sich ihrem Monarchen dafür überaus dankbar. Was etliche von ihnen mitnichten daran hindert, jenen erzkatholischen Konservativen ihre Stimme zu geben, in deren Reihen ungezählte Franco-Jünger sich anstandslos eine zweite politische Jugend gönnen durften.

Blaublüter in die Produktion!

Doch der Ruf des gütigen Landesvaters scheint ruiniert. Und das innerhalb kürzester Zeit: Wollte man die spanische Monarchie abschaffen, man würde sich kaum effizienter anlegen können, als es die Bourbonen auf dem Throne gegenwärtig tun. Dabei ist die Geschichte um seine bürgerliche deutsche „Bekannte“ ja nun noch das kleinere Problem. Viele Untertanen haben durchaus Verständnis dafür, dass auch ein König oder eine Königin – denen einst ja längst nicht immer gestattet war, aus Liebe zu heiraten – in ihrem Erdenwandel mal ein bisschen Spaß haben will.

Wo aber die Freundschaft aufhört, ist beim Geld: Immer mehr Spanier stürzen ins Elend. Ungezählten Familien wird die im Laufe der Immobilien-Bubble erstandene Behausung unter dem Hintern wegversteigert. Die Arbeitslosigkeit, gerade unter Jugendlichen, explodiert.

Wenn vor einem solchen Hintergrund ruchbar wird, dass Sire sich bei Luxus-Safaris zu verlustieren belieben oder aber seine Mischpoche sich mit beherzten Griffen in die staatlichen Schatztruhen zu alimentieren pflegt, dann fällt der Respekt des Volkes vor der Monarchie ganz schnell ins Bodenlose.
Und weil Adlige mangels Gottes Vorhandenseins nun mal nicht „par la grâce de Dieu“ das Szepter schwingen, beruht ihre Legitimität zu nicht unerheblichen Teilen auf einer vorbildlichen und ehrlichen Lebensführung.

Hoheiten, die es auf die halbseidene Tour probieren, können deshalb überaus rasch das (wie es die Chinesen so schön bezeichnen) „Mandat des Himmels“ verwirken.
Es scheint bei Spaniens Hofe jedenfalls etliche Altessen und Schranzen zu geben, die man schleunigst beim nächsten „Oficina de empleo“ ganz hinten in die Warteschlange einreihen sollte.