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Der Fußball ist Religion

Der Fußball ist Religion
(AFP/Fabrice Coffrini)

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"Die FIFA ist durch die positiven Emotionen, die der Fußball auslöst, einflussreicher als jedes Land der Erde und jede Religion", sagte der Präsident des WeltFußballverbands, Sepp Blatter, der Schweizer Sonntags-Zeitung.

Das Schlimme an dieser Aussage ist, dass Blatter damit vermutlich sogar recht hat. Die FIFA dürfte tatsächlich reicher sein als viele Länder dieser Erde, weshalb sie sich scheinbar so ziemlich alles erlauben darf, angefangen mit der Zusicherung von Steuerbefreiung bei den Organisatoren von Weltmeisterschaften. Der Vergleich mit der Religion hält ebenso stand.

Philip Michel pmichel@tageblatt.lu

Denn die FIFA ist ein kaum kontrollierbares, sektenähnliches Gebilde, dessen Ziel Machterhalt und Besitzvermehrung ist. Um dieses Ziel zu erreichen, werden stets die Werte (von Fairness über Toleranz und Gerechtigkeit bis zur Integration) in den Vordergrund gerückt.

«Wir bewegen Massen», so Blatter weiter, «das wollen wir nutzen, um mehr Frieden, Gerechtigkeit und Gesundheit auf der Welt zu schaffen.» Dass die WM-Vergaben 2018 und 2022 wenig mit Gerechtigkeit, aber viel mit Korruption zu tun haben, ist inzwischen fast vergessen. Auch von der Vereinigung der europäischen Topvereine gibt es keinen Mucks mehr zur Winter-WM in Katar. Kein Wunder, wurden doch unlängst die Abstellungs-Entschädigungen für Nationalspieler an die Vereine von der FIFA vervierfacht. So etwas nennt man dann wohl irdische Realpolitik.