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Das wahre Gesicht

Das wahre Gesicht
(F. Aussems)

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„Nodeems jo vill am Land iwwer Dräierkoalitiounen diskutéiert gëtt an dobäi dacks den Numm vu Käerjeng fällt, gëtt et Zäit, mol eng Kéier d’Wourecht vun der Dichtung ze trennen.“

Mit diesem vielversprechenden Satz begannen die Erklärungsversuche des Käerjenger Bürgermeisters und CSV-Parteipräsidenten Michel Wolter im Luxemburger Wort vom vergangenen 26. Oktober. Das war am Tag nach seinem peinlichen Auftritt, als er, zusammen mit seinem Parteikollegen Wiseler, eine absolut überflüssige Pressekonferenz hielt. Wiseler, 15 Jahre älter wirkend als noch eine Woche zuvor, war wohl als Beschwichtiger mit vor die Kamera geschickt worden, während CSV-Präsident Wolter sehr pampig auf alle Fragen der Journalisten reagierte, die ihm und seiner CSV nicht in den Kram passten. (Nebenbei bemerkt: Das Video der Pressekonferenz war noch tagelang auf www.csv.lu zu sehen, die Fragen der Journalisten und die darauf gegebenen Antworten von Wiseler und Wolter wurden jedoch zensiert. Ein Schelm, der Böses dabei denkt.)

rinfalt@tageblatt.lu

„Bad loser“, kann man da nur sagen. Man konnte fast schon Mitleid mit dieser Partei haben, wenn man sah, welche Mittel, Worte und Rechenaufgaben Wolter und Wiseler benutzten, um den Verlierer zum Gewinner zu küren.
Auf sein Vorgehen bei den letzten Kommunalwahlen angesprochen gab Wolter u.a. ziemlich säuerlich zurück, dass eine Dreierkoalition auf Gemeindeebene etwas ganz, ganz anderes sei als auf nationaler Ebene. Als Bürgermeister einer großen Gemeinde wie Käerjeng sprach er von der Gemeindepolitik, als seien dies lediglich Kinkerlitzchen. Vor den nächsten Kommunalwahlen werden wir ihn und die Käerjenger Wähler daran erinnern.

Erklärungsbedarf

Kaum waren die Wolter’schen Laute zur Nationalpolitik verklungen, konnte man tags darauf einen offenen Brief vom „2011 Bestgewählten“, wie Wolter sich selbst nennt, lesen. Es sollte endlich die Wahrheit über das lokalpolitische Geschehen in Käerjeng nach den letzten Gemeindewahlen gesagt werden. Auch hier spielte der CSV-Mann die Opferkarte aus. Er trage keine Schuld an der Dreierkoalition gegen den damaligen Wahlgewinner, die LSAP, sondern der BIGK-Kandidat Jeannot Jeanpaul. „Den Här Jeanpaul huet mir ugebueden, ze probéieren, eng gemeinsam Koalitioun erbäizeféieren“, schreibt Bürgermeister Wolter. Und dann kamen noch „déi gréng“, die Wolter zu einer Koalition überredeten. Und da Wolter anscheinend in Zwischenzeit weiß, dass ihm längst nicht mehr alles geglaubt wird, schrieb er am 26. Oktober im LW noch den Beisatz „wee mer dat net gleeft, ka roueg bei engem Member vun ‹déi gréng› nofroen“. Mal ganz ehrlich: Spricht so ein Parteipräsident und zugleich Bürgermeister? Und: Warum hat Wolter nun plötzlich einen derart großen Erklärungsbedarf? Er, der, wie er selbst schreibt, „Beschtgewielten“. Das Rechenbeispiel, das diese Feststellung untermauern soll, lautete am 26. Oktober im LW in Bezug auf die letzten Kommunalwahlen wie folgt: Michel Wolter (CSV) 1.936 Einzelstimmen, Yves Cruchten (LSAP) 1.696 Einzelstimmen. Wir wollen dieses Beispiel heute ausbauen: Das Wahlresultat vom 20. Oktober 2013 ergab: Wolter 1.314 und Cruchten 1.361 Einzelstimmen!

Doch nicht nur der Präsident der CSV zeigte in den letzten Tagen sein wahres Gesicht, sondern auch einige seiner Parteikollegen.
Beispiel 1: Jean-Marie Halsdorf lässt alle noch unbequemen parlamentarischen Fragen (wie z.B. die, die das 200.000 Euro teuere Fernsehstudio der Polizei betreffen) sowie alle noch offenen Dossiers im Innenministerium unbeachtet, außer das für viele Diskussionen sorgende PAG-Dossier seines Parteifreundes und Mamer Bürgermeisters Gilles Roth, das er schnell noch positiv absegnete, bevor er das Ministerium verlassen muss.
Beispiel 2: Was die bis dahin doch recht sympathisch wirkende Martine Hansen an den Tagen nach der Wahl auf Facebook postete, konnte beim Leser schon für Entsetzen sorgen.
Das wahre Gesicht mancher Menschen erkennt man eben erst, wenn sie einem den Rücken zukehren (müssen).