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Das Profil schwächen

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Die Terrormiliz Islamischer Staat verfolgt mit der Zerstörung einzigartiger Kulturgüter ein klares Ziel. Sie will ihr Profil stärken.

Der Kunstvandalismus vergangene Woche im Museum in Mossul und das in diesem Zusammenhang ins Netz gestellte Video sind Teil einer groß angelegten Identitätskonstruktion.

Logo" class="infobox_img" />Janina Strötgen jstroetgen@tageblatt.lu

Einer Identitätskonstruktion, die in Abgrenzung zu allem und jedem stattfinden soll, die den Islamischen Staat nicht als einziges, gültiges Ziel ansehen. Eine nicht zu unterschätzende Rolle, ob dieser Plan aufgeht oder nicht, spielen dabei die Reaktionen auf die Tat.

Das Video gehört zur Strategie: Es ist nicht dasselbe, ob man weiß, dass einige Männer mit Beil und Hammer Statuen vom Sockel reißen und in Stücke schlagen, oder ob man es sieht. Hier zerbricht ein Kopf in tausend Stücke, dort geht ein Monument krachend zu Boden. Im Hintergrund «A-cappella»-Männergesang, der die Begründung für die Tat auch noch klar und deutlich mitliefert. Der Islamische Staat inszeniert sich selbst und kennt hierfür die Spielregeln der medialen Produktion. Er zerstört jahrtausendealte, in ihrem Wert nicht messbare Kulturgüter und lässt die Welt per Video im Netz daran teilhaben. Der IS will nicht nur auslöschen, was nicht in sein Weltbild passt, sondern auch, was vor ihm existierte, und zerstört im Namen eines bornierten Ikonoklasmus vorislamisches Kulturerbe einer gesamten Region, ein Stück Menschheitsgeschichte.

Zu Recht ist das Entsetzen groß. Weltweit. Ideologie- und religionsübergreifend. Die Arabische Liga distanziert sich sofort, wirft dem IS eine Unkenntnis des Islam vor, Experten und Gelehrte melden sich zu Wort, Medien quer durch alle Kanäle und Kontinente widmen der Verwüstung ihre Titelgeschichten und die sozialen Netzwerke sind voller emotionaler Ausbrüche.

Dieser Sturm des Entsetzens kann seine Wirkung nun auf mindestens drei verschiedene Arten weiterentwickeln.

Erstens: In Anbetracht der Horrormeldungen, die uns tagtäglich überfluten, verebbt er wie ein Sturm im Wasserglas. Dies ist ziemlich wahrscheinlich.

Zweitens: Aus emotionaler Verletztheit und vor allem westlicher Bauchnabelschau entwickelt sich der Protest zu Populismus; Fakten werden vermischt, Begriffe wie Islam, Islamismus, radikaler Islam, Islamischer Staat in einen Topf geworfen. Auch dies ist ziemlich wahrscheinlich.

Und drittens: Das Ziel der Tat, nämlich die Stärkung des IS, wird konterkariert. Dies ist eher unwahrscheinlich, da langwierig, kompliziert und mühevoll. Zunächst einmal müsste nämlich verhindert werden, dass die erste und die zweite Möglichkeit eintreten. Dazu muss man sich den Auseinandersetzungen mit dem IS stellen, Auseinandersetzungen, die sich nicht im Populismus selbst ertränken, sondern den Protest gegen den IS kanalisieren. Um gemeinsam wiederaufzubauen, was zerstört wurde. Stein für Stein, aber auch Idee für Idee. Für Alternativen zum IS, für Zukunftsperspektiven.

Dass am Wochenende das Nationalmuseum in Bagdad, das während der US-geführten Invasion 2003 geplündert worden war, wiedereröffnet hat, ist zumindest ein Schritt in die richtige Richtung.