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Das neue Gleichgewicht

Das neue Gleichgewicht
(Daniel Chan)

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Fakten und Emotionen vereinen

Je mehr der Diskurs über „Fake News“ und das „postfaktische Zeitalter“ an Prominenz gewinnt, desto mehr stellt sich die Frage, inwiefern die Urheber dieser Terminologie auch Mitschuld an den besagten Phänomenen tragen. So viel vorweg: Es ist nicht hinnehmbar, wenn empirisch überprüfbare Fakten verdreht werden. Denn spätestens seit der Aufklärung werden zumindest von liberalen Geistern rationales Denken und die Vernunft als Voraussetzung für sachliche Diskussionen und wissenschaftlichen Fortschritt betrachtet.

Logo" class="infobox_img" />Dhiraj Sabharwal
dsabharwal@tageblatt.lu

Doch genau hierin liegt der eigentliche Knackpunkt. Solange progressive Kräfte nicht erkennen, dass gerade in der digitalen Welt – allem voran in den sozialen Medien – Emotionen, Deutungsmuster und kognitive Effekte in der politischen Kommunikation eine wichtige Rolle spielen, erreichen rationale Diskurse nur mit der Problematik vertraute Kreise: Man predigt vor Bekehrten. Was Rechtspopulisten längst verstanden haben, scheint aber auch bei gemäßigten Politikern wie Martin Schulz und Emmanuel Macron zumindest mittlerweile Teil der Kommunikationsstrategie zu sein. Es reicht heutzutage nicht aus, nur auf Logik zu setzen – so bedauerlich dies auch klingen mag. Politische Diskurse sind seit jeher emotional besetzt. Umso mehr müssen Politiker und so ziemlich alle öffentlichen Akteure gerade in der digitalen Welt neben den Köpfen auch die Herzen der Menschen ansprechen. Zu was der reine Kampf um die Köpfe führt, lässt sich im Trump’schen Zeitalter auch als Journalist in Echtzeit mitverfolgen: Das kontinuierliche Factchecking, befeuert durch die größten Absurditäten von Populisten aller Couleur, bekämpft „Fake News“ nicht mehr.
Es führt vielmehr dazu, dass die Agenda von jenen Politikern bestimmt wird, die am häufigsten und am schrillsten die Öffentlichkeit mit ihren Parolen vergiften. Worin besteht aber der Sinn, gerade über die stumpfsten Inhalte von Politikern wie „The Donald“ zu berichten?

Das Gleiche gilt auch für Politiker: Es ist Unfug, seine Politik über die Ablehnung anderer Politiker zu definieren. Eigene, neue Programme und Visionen, die Menschen auch emotional ansprechen, sind relevanter denn je.