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Bunte Nullen

Bunte Nullen

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Im letzten Jahr hatten wir an dieser Stelle ("Das letzte Mal") davon berichtet, dass die Regierung Weihnachten abschaffen wolle.

Als eine logische und vor allem konsequente Handlung im Rahmen ihrer geplanten Reform zur Trennung von Kirche und Staat. Als Zeichen der Gleichberechtigung aller Religionsgemeinschaften. Und vor allem: als Sparmaßnahme durch den Wegfall der Gehälter der Geistlichen.

Janina Strötgen jstroetgen@tageblatt.lu

Von solch frischen, nach 21. Jahrhundert klingenden, ja für unser kleines Land revolutionären Vorhaben ist die Regierung heute weiter entfernt denn je. Nur der Sparwille, der ist geblieben.

An mancher Stelle artet diese Top-Priorität der Bettel-Regierung sogar in Sparwut aus, Sparwut, die wehtut.

Ein Beispiel aus dem Kulturministerium ist das Budget 2015 für die CarréRotondes. Die Einrichtung für Ausstellungen, Konzerte und vor allem Kinder- und Jugendtheater, die in Sonntagsreden und anderen Politiker-Selbstbeweihräucherungen gerne als der sichtbare Erfolg des Kulturjahres 2007 gelobt und verhätschelt wird, hat sich 2015 sicher anders vorgestellt. Dabei sah die Zukunft – vor dem schwarzen Tag der Budgetverkündung – so vielversprechend aus: Im Juni wird endlich umgezogen, in die Rotunden am Bahnhof, in deutlich größere Räumlichkeiten, um der immer weiter wachsenden Nachfrage gerecht zu werden. Toll, was? Kleiner Haken: Die finanzielle Unterstützung fehlt. Der Staat zieht nicht mit.

Die Erhöhung des Jahresbudgets reicht nicht einmal, um ansatzweise die in größeren Räumlichkeiten höher ausfallenden Betriebskosten zu decken. Am Ende, wenn Licht, Strom, Wasser und Gehälter bezahlt sind, bleibt nicht mehr genug übrig für das künstlerische Budget. Für die Kunst, für das Kindertheater mit seiner außergewöhnlich großen Nachfrage, für den Inhalt.

Das tut weh. Der Einrichtung selbst, aber auch unserer gesamten Gesellschaft. Denn dieses Beispiel ist Ausdruck einer in eine gefährliche Richtung gehenden Kulturpolitik. Einer kurzsichtigen, konzeptlosen und desillusionierten Kulturpolitik.

Kurzsichtig, weil sie nicht genug in jene Menschen investiert, die unsere Gesellschaft morgen und übermorgen prägen werden. Konzeptlos, weil die Entscheidung bei allem guten Willen nicht zu verstehen ist und selbst bei einer Kosten-Nutzen-orientierten Politik eigentlich nur auf einem Rechenfehler fußen kann. Desillusioniert, weil diese Entscheidung zeigt, dass im Kulturministerium wohl niemand sitzt, der an die emanzipatorische Kraft der Kultur glaubt, der ihren Wert als Entschleuniger, als Gegenkraft, als Träume- und Ideenfabrikant ernst nimmt.

Anstatt ihre Künstler grundsätzlich zu unterstützen und ihnen Freiräume einzuräumen, haben wir es mit einer Kulturpolitik zu tun, die ihre Künstler lieber kontrolliert (etwa mit Fragebögen), um sie dann gegebenenfalls zu füttern. Wer war brav? Der bekommt das Mäulchen gestopft.

In diesem Sinne: Fröhliche Weihnachten! Frohes Plätzchenfuttern und Parfümflaschen-Auspacken. Frohes neues Jahr!

P.S.: Sollten Sie aus irgendeinem Grund keine Lust mehr auf Glitzerpapier, Kekse und Crémant haben, dann gibt es ja noch die Veranstaltungen im CarréRotondes. Noch. Ein letztes Mal?