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Brot und Spiele

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Was bleibt von den Olympischen Spielen 2012 zurück? Dass es dank der britischen Sportbegeisterung sehr stimmungsvolle Spiele waren, die lange nachklingen werden. Sportlich erfolgreiche Spiele für viele Nationen, auch für Luxemburg, wenn natürlich auch in einem bescheideneren Maße als beispielsweise für die Gastgeber.

Aber auch andere Dinge klingen nach, geben zu denken. IOC-Präsident Jacques Rogge sieht den oft kritisierten Gigantismus der Spiele eingedämmt. Gut, die Briten bauten nicht so viele Prunkbauten wie noch 2008 in Peking standen – errichteten aber am Eingang des Olympia-Parks die größte Shopping-Mall Europas. London griff auf viele bestehende Sportstätten zurück, sanierte mittels Olympia-Park und Olympischen Dorfs ein ganzes Stadtviertel. Dafür wurden aber wieder mal, wie so oft bei Olympia, alle Budgets gesprengt. Funktioniert die nachhaltige Nutzung des Geländes nicht wie geplant, wird es ein Verlustgeschäft. Auch das kam nach Olympia schon öfters vor. Zurück zur Shopping-Mall und damit zum Kommerz. Es seien die kommerziell am schärfsten kontrollierten Spiele, die er je erlebt habe, sagt ein erfahrener Beobachter.

Im Gegensatz zu Peking werden die Sportler regelrecht zur Facebook- und Twitter-Nutzung ermutigt, das IOC will Soziales-Netzwerk-Spiele. Aber die Sportler dürfen dies nicht und das nicht, nicht „berichten“ – das dürfen nur Medien, Sätze wie „Ich bin beim Fußball-Finale, Mexiko führt 1:0“ sind verboten –, ja nix aus dem Olympischen Dorf preisgeben und schon gar nicht Kritik üben. Vor allem aber dürfen sie keine Werbung machen für etwas, was sich nicht Sponsor des IOC nennt.

Lächerliche Untersuchungen

Beim Wettkampf dürfen sie nur Kleidung ihres offiziellen Ausrüsters tragen, nur Dinge benutzen, die das IOC genehmigt. Dass Jamaika-Sprinter Yohan Blake nun eine IOC-Untersuchung am Hals hat, weil er bei den 100 m eine personalisierte Uhr trug, ist ganz einfach lächerlich. Er hätte eine des Ausrüsters tragen müssen oder eine vom offiziellen IOC-Zeitnehmer Omega.

Da passt es ins Bild, dass beispielsweise sogar die Markennamen der Handtrockner-Automaten in Olympia-Toiletten überklebt wurden (das „T“ berichtete), und dass die akkreditierten Fotografen höflichst gebeten wurden, allzu sichtbare Nikon-Schriftzüge zuzukleben. Canon ist nämlich hier der glückliche IOC-Sponsor, und die Schadenfreude bei vielen war nicht unerheblich, als Usain Bolt für seinen 200-m-Jubel eine Nikon erwischte …

Wenn dieser Kontrollwahn, was die Sportler betrifft, so weitergeht, werden diese irgendwann meutern und streiken. Das Doping-Kontrollsystem ist bitter nötig – das haben diese Spiele gezeigt –, aber schwierig zu handhaben, was den Schutz der Privatsphäre der Sportler angeht.

Wenn sie nun bald auch nicht mehr anziehen dürfen, was sie wollen, kommt es irgendwann zu einem großen Knall.
Und das alles nur wegen des Geldes, wegen des Kommerzes. Der Sport(ler) steht plötzlich nur noch an dritter oder vierter Stelle, ist nur noch Mittel zum Zweck. Brot und Spiele eben, wie im alten Rom. Den Massen Vergnügungen bieten, mit Sportlern als „Schauspieler“, um sie „ruhigzustellen“. Und dabei noch massiv Geld scheffeln.
Obwohl: Massen spricht Olympia nur im TV an. Denn in London sind zwar alle Stadien voll, aber knapp bei Kasse darf man dafür nicht sein angesichts der Ticket-, Hotel-, Essens- und Getränkepreise. Von vorherigen Einwohnern des sozial schwachen Viertels Stratford im Londoner East End dürften nicht allzu viele OlympiaZuschauer gewesen sein.

Das alles schreibt sich in allgemeine gesellschaftspolitische Entwicklungen ein, wird eigentlich nur durch Olympia verstärkt zutage gebracht. Das wird auch von den Olympischen Spielen 2012 zurückbleiben.