Die Saison wird traditionell mit dem Postlaf, der am kommenden Sonntag stattfindet, eröffnet. Schon über 2.500 Voranmeldungen gibt es, so dass die 3.000er-Grenze wohl erneut geknackt werden dürfte.
" class="infobox_img" />Philip Michel pmichel@tageblatt.lu
In Anbetracht dieser Zahlen drängt sich die Schlussfolgerung auf, in Luxemburg grassiere das Lauffieber. Wie aber passt die subjektiv betrachtet immer größere Anzahl an Freizeitsportlern auf der Straße oder im Wald mit der viel zitierten These der Bewegungsarmut zusammen? Wie kann es sein, dass die Menschen offensichtlich immer mehr nach körperlicher Fitness streben, die Sportartikel-Hersteller immer größere Wachstumszahlen aufweisen, es gleichzeitig aber auch immer mehr Menschen mit Zivilisationskrankheiten gibt?
Schon im antiken Griechenland war Körperkult ein Thema. Die Olympioniken bestritten bei den Spielen der Antike ihre Wettkämpfe nackt. Warum das so war, darüber streiten die Historiker noch heute. Als Schutz vor Betrügereien, lautet eine These. Vielleicht aber waren die Athleten auch einfach nur stolz auf ihre durchtrainierten Körper und stellten sie demnach gerne zur Schau. In Anbetracht der Tatsache, dass ein Olympiasieg im antiken Griechenland gleichbedeutend mit einem Heldenstatus (und einer lebenslangen Rente) war, könnte das durchaus plausibel sein.
Im Nationalsozialismus bekam der Begriff des Körperkults eine neue Dimension. Leni Riefenstahls Filme sollten mit der perfekten Inszenierung eines sportlichen Körpers die Überlegenheit der arischen Rasse dokumentieren.
In den 1980er-Jahren waren es Jane Fonda und Arnold Schwarzenegger, die einen regelrechten Fitness-Boom auslösten. Und die dem Sport damit eine kommerzielle Ausrichtung gaben. Es war die Geburt der Fitness-Studios, die für Geld einen perfekten Körper in Aussicht stellten.
Und dabei die Zeichen der Zeit erkannten: Die Schnelllebigkeit unserer Gesellschaft macht einen gesunden Lebenswandel schwierig. Bewegung braucht Zeit, eine gesunde Ernährung ebenso. Und ein körperbewusstes, bewegungsintensives und gesundes Leben setzt einen langen Entwicklungsprozess voraus. Dies, weil die Grundlagen für eine positive Lebenshygiene heutzutage viel zu selten dort geschaffen werden, wo sie geschaffen werden müssen. Nämlich in der Familie und auch in der Schule.
Laut einer Studie des Forschungsinstituts CEPS Instead ist jedes fünfte Kind in Luxemburg übergewichtig. Das, obwohl Kinder einen natürlich ausgeprägten Bewegungsdrang haben. Doch der wird im Alltag immer mehr eingeengt. Schließlich ist die Rechnung einfach: Kinder, die inaktiv sind, werden auch als Erwachsene inaktiv sein und dadurch eine kürzere Lebenserwartung haben.
Umso wichtiger sind Erfolgsgeschichten, wie sie der ING-Marathon oder der Postlaf schreiben. Durch sie wird ein wichtiges Zeichen gesetzt für ein besseres, gesünderes und letztendlich längeres Leben.
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