Nachdem die von Saad al-Hariri angeführte Koalition der nationalen Einheit im Jahr 2011 gescheitert war, hatte das Land auch recht schnell wieder eine neue, handlungsfähige Regierung. Diese wird von der islamistischen Hisbollah und deren Verbündeten (die schiitische Amal und Christenführer Michel Aoun) dominiert. Hariris Partei ging in die Opposition.
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Doch die Zedernrepublik bleibt ein politisches Pulverfass und die relative Entspannung der letzten Monate erweist sich als prekär und fragil. Das zeigt die derzeitige Syrien-Krise. Ein ganzes Jahr lang konnte sich der Libanon gegen die Gewalteskalation im Nachbarland abschirmen. Jetzt schwappt der Konflikt allerdings über und riskiert, das Land in eine neue Krise zu stürzen. Nachdem der sunnitische Geistliche Ahmad Abdul Wahid erschossen worden war, kamen in der Nacht zum Montag zwei Menschen bei heftigen Straßenkämpfen in Beirut ums Leben. Die genauen Umstände des Todes des antisyrischen Politikers bleiben ungeklärt.
Zuvor waren bereits acht Menschen bei Auseinandersetzungen zwischen Assad-Befürwortern und -Gegnern in der Hafenstadt Tripolis gestorben. Diese lokalen Gewaltausbrüche wecken bei vielen Libanesen schlechte Erinnerungen.
Offene Rechnungen
Warnungen vor einem neuen Bürgerkrieg scheinen jedoch übertrieben. Die Ereignisse der letzten Woche beweisen aber erneut, dass der Libanon noch immer ein zutiefst zerrissenes und gespaltenes Land ist, in dem etliche rivalisierende Fraktionen offene Rechnungen miteinander zu begleichen haben.
Auch gab es in der Zedernrepublik noch immer sehr enge Verstrickungen zwischen den innenpolitischen Problemen und den Interessen der verschiedenen arabischen Regionalmächte im Nahen Osten. Es wäre nicht zum ersten Mal, dass ein Konflikt ausgelagert und auf libanesischem Territorium ausgetragen würde. Die beiden verfeindeten Staaten Syrien und Israel haben eine erhebliche Rolle im langjährigen Bürgerkrieg gespielt, der den Libanon von 1975 bis ins Jahr 1990 verwüstet und tiefe Wunden hinterlassen hat. Nach der Zedernrevolution und dem durch die libanesische Bevölkerung erzwungenen Rückzug der syrischen Truppen, die bis 2005 als Besatzungsmacht im Land präsent waren, wollte auch Saudi-Arabien seine Chance ergreifen und versuchte, durch die Unterstützung von Saad al-Hariri seinen Einfluss im Libanon weitgehend auszubauen.
Die Trennlinie zwischen prosyrischen und antisyrischen Parteien bleibt allerdings bis heute eine der zahlreichen Spaltungen, mit denen der Staat zu kämpfen hat. Hinzu kommen natürlich die Rivalitäten zwischen den konfessionellen Gruppen (Sunniten, Schiiten, Christen…). Die Syrien-Krise und die rezente Gewalt im Libanon werden nun allerdings als Vorwand genutzt, um sich gegenseitig zu beschuldigen.
Assad-Kritiker werfen Damaskus vor, den Konflikt exportieren und den Libanon bewusst destabilisieren zu wollen, um Druck auf die internationale Gemeinschaft auszuüben. Die Anhänger des Regimes im Nachbarland beschuldigen die Gegenseite, die Regierung in Beirut durch die Unruhen schwächen zu wollen.
Die Hisbollah gibt sich jedoch recht beschwichtigend und ruft zur Ruhe auf. Sie hat auch keine andere Wahl. Die Islamisten können es sich nicht erlauben, ihrem syrischen Alliierten und Gönner den Rücken zu kehren und eine zu starke Unterstützung des Assad-Regimes würde die Hisbollah unglaubwürdig machen – immerhin hatte sie ihre Sympathie für sämtliche anderen arabischen Revolten laut und deutlich verkündet. Eigentlich müssten auch alle Parteien im Libanon wissen, dass keine von ihnen ein Interesse an einer weiteren Eskalation der Gewalt hat.
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