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Asyl für Snowden

Asyl für Snowden

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Ein kräftiger Fußtritt in den Ameisenhaufen – so kann man die Wirkung von Edward Snowdens Enthüllungen auf die transatlantischen Beziehungen wohl zweifelsohne bezeichnen.

Mit den Enthüllungen über den jahrelangen Lauschangriff auf die deutsche Bundeskanzlerin ist nun endgültig klar, dass den Amerikanern in Europa nichts und niemand heilig ist. Sie spionieren schlicht und ergreifend hemmungslos.

Francis Wagner fwagner@tageblatt.lu

Das hat nun aber auch einen Preis für sie: Selbst in jenen Kreisen, die ihnen in unseren Breiten bis dato nibelungentreu zur Seite standen, hat die Aufdeckung des Spionageskandals eine ganze Menge an Vertrauenskapital zerstört.

Die Umtriebe der NSA, die offensichtlich mit der Zustimmung des Weißen Hauses in Szene gesetzt wurden, machen deutlich, dass wir Europäer für unsere amerikanischen „Freunde“ keine Partner sind, sondern Vasallen.

Die US-Umtriebe kennzeichnen sich dabei nicht nur durch ihre absolute Unverfrorenheit, sondern auch noch durch die totale Respektlosigkeit gegenüber jenen Nationen und Politikern, die derart ausgekundschaftet wurden.

Keine Partner, sondern Vasallen

Es stellt sich aber nun auch die Frage, welchen Sinn es noch haben soll, mit den USA Abkommen über den gegenseitigen Informationsaustausch (wie z.B. in Sachen Swift) zu schließen, wenn man jenseits des Atlantiks ohnehin keinen Gedanken daran verschwendet, die in diesen Verträgen festgelegten Bestimmungen und Begrenzungen einzuhalten, sondern vielmehr ganz einfach alle Informationen abgreift, deren man nur irgendwie und ohne besondere Rücksicht auf die Methoden habhaft werden kann.

Edward Snowden seinerseits wird nun von den Behörden seines Landes als Schwerstverbrecher angesehen, der, wenn ihn Uncle Sams Häscher jemals dingfest machen sollten, entweder den Rest seines Lebens hinter Gittern verbringen müsste oder aber als Hochverräter hingerichtet werden würde.

Dabei hat sich Snowden, indem er die Machenschaften seiner Regierung enthüllte, enorme Verdienste erworben. Denn ohne seine Courage wären die NSA-Aktionen zu unser aller Nachteil wohl noch längere Zeit ad libitum weitergeführt worden.

Das Vereinte Europa schuldet Snowden Dank. Und es hätte durchaus eine Möglichkeit, sich ihm erkenntlich zu zeigen: Wir sollten Snowden Asyl gewähren und seine Sicherheit garantieren.

Das würde zwar bei unseren „Freunden“ drüben für Empörung und heiligen Zorn sorgen. But, so what?

Es wäre wohl die beste Methode, um den Amerikanern klar zu machen, dass man es mit uns eben doch nicht so ohne Weiteres machen kann.