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Artifizielle, teure Party

Artifizielle, teure Party

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Eine Fußballweltmeisterschaft in Brasilien verspricht eigentlich Samba, Sonne und hochkarätigen Sport. Ein rauschendes Fest der Freude ist allerdings nicht zu erwarten.

Dieses Sportereignis wird nämlich in einem Land stattfinden, das mit Korruption und einem brachliegenden Gesundheits- und Bildungssystem zu kämpfen hat. Dass die Vergabe einer Weltmeisterschaft rein auf finanziellen Kriterien beruht, ist bekannt und wird auch zähneknirschend akzeptiert. Doch spätestens mit der Vergabe der WM 2014 an Brasilien rächt sich diese Herangehensweise, welche die soziale Komponente völlig ignoriert.

Es kann nicht verlangt werden, dass ein Volk ohne soziales Gleichgewicht öffentliche Ausgaben in Milliardenhöhe für von der FIFA erwartete prestigeträchtige Infrastrukturprojekte toleriert. Obwohl Massendemonstrationen angesichts dieser Fakten nicht ausbleiben konnten und werden, dürften die meisten Fußballfans die WM dennoch in einem künstlichen, feierlichen Mikrokosmos fern von Protesten erleben. Hierfür sollen 30.000 eingeplante Soldaten sorgen. Wenn WM-Vergaben in Zukunft demnach nicht an soziale Mindeststandards oder Entwicklungshilfen gekoppelt werden, wird es fortan kaum noch ein „rauschendes Fußballfest“ ohne gekünstelte Stimmung und Unterdrückung geben. Letztlich bleibt nur eine von der FIFA geförderte artifizielle, teure WM-Party, die so keiner wollte.

Damien Valvasori