In der Escher „Hiel“ ist eben einiges anders, und auch das Verhältnis Fans/Vorstand ist schon mal speziell.
Claude Clemens cclemens@tageblatt.lu
Das soll aber an dieser Stelle nicht Thema sein, sondern eher die Vorstandsarbeit in Sportvereinen und -verbänden im Allgemeinen. Die sich in Luxemburg – nicht nur im Fußball – mit gestiegenen sportlichen Ansprüchen auch gestiegene Qualitätsansprüche, was die administrative Führungsarbeit und das Umgehen mit dem lieben Geld angeht, gefallen lassen muss. Das gilt sowohl auf Vereins- wie auch auf Verbandsniveau.
Und hier hat sich die Jeunesse-Führungsspitze in der „Affäre Theis-Zanini“ definitiv dilettantisch und keineswegs taktvoll verhalten (siehe Kommentar in der „T“-Ausgabe vom 15. April). Somit hat in dieser Saison in der Luxemburger Fußballmeisterschaft der Tabellen-Zweite (F91 Düdelingen) und der Tabellen-Dritte (Jeunesse) seinen Trainer gefeuert! Dies einem Außenstehenden plausibel erklären zu wollen, fällt schwer …
In die gleiche Kategorie kann man den ab kommender Saison gültigen Auf-/Abstiegsmodus der nationalen Basketballmeisterschaft einstufen. Wo unter dann acht Vereinen zwei separate Tabellen erstellt werden und es theoretisch möglich ist, dass zwei vorher erstklassige Vereine absteigen, obwohl sie alle ihre Spiele gegen die vier zuvor unterklassigen Vereine gewonnen haben.
Noch ein kurzer Besuch in der obersten Handball-Liga, wo Bascharage seinen mazedonischen Nationalspieler im Januar für die WM abstellte. In seiner Abwesenheit wurden Spiele gegen sogenannte Top-Vereine verlegt – gegen die „Kleinen“ wurde aber gespielt. Flagrante Missachtung dieser Gegner. Und der Verband ließ es zu.
Immer professioneller
Derlei Beispiele gibt es viele. Angefangen ganz oben beim COSL über die Verbände bis zu den Vereinen wird eine immer professionellere Einstellung von den Sportlern verlangt. Was diese auch größtenteils tun – aber die Strukturen halten nicht Schritt, werden nicht professioneller, bleiben auf Amateurniveau. Manchmal funktionieren sogar einfachste Dinge nicht.
Zurück zum Fußball. Wahllos aus Zeitungsartikeln über die Generalversammlungen dreier Vereine aus drei verschiedenen Jahren herausgepickt: Jeunesse-Budget 2010: 482.000 Euro – Fola-Budget 2011: 750.000 Euro – F91-Ausgaben 2012: 2.090.000 Euro. Zu letztgenannter Zahl ist einschränkend zu sagen, dass Düdelingen im Jahr seiner sensationellen Europapokal-Kampagne auch sehr viel mehr einnahm als sonst.
Aber die Aufwärtsspirale ist deutlich, die Feststellung eindeutig: Was das Geld angeht, ist der Luxemburger Fußball auf dem besten Weg zum mancherorts geforderten Semi-Professionalismus – wenn nicht teilweise sogar schon dort angekommen. Die Spieler erhalten Löhne, keine Aufwandsentschädigungen. Nur sagt dies niemand, traut sich niemand, dies zu sagen – obwohl es offensichtlich ist. Trotzdem ein Grund, diesen Semi-Professionalismus auch auf Führungsebene einzufordern.
Zunehmend größere Geldsummen, die bewegt werden, gibt es auch in anderen Sportarten in Luxemburg. Auch dort in ähnlichen Strukturen: Gewählte Ehrenamtliche, die hauptberufliche Fachleute einstellen, diesen „Befehle“ geben. Was die Situation oft nicht einfacher macht, in jüngster Vergangenheit so manches Mal zum „Clash“ führte.
Werden Ansprüche und Realitäten irgendwann wieder annähernd in Einklang gebracht, könnte Verschiedenes in der Luxemburger Sportwelt wieder besser funktionieren. Nur das Modell dazu, das muss noch gefunden werden.
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