Wenn sie denn ein Auto haben und nicht auf den öffentlichen Transport angewiesen sind. Der ist natürlich auch teurer geworden.
Serge Kennerknecht skennerknecht@tageblatt.lu
Und weil dem so ist, schlussfolgert man im hauptstädtischen Gemeinderat, muss man nun auch die Preise für das Parken drastisch erhöhen. Kann ja nicht sein, dass Parken billiger ist als Busfahren. Das ist Logik, auch wenn nicht die von jedermann. Aber grüne Logik, besser gesagt altgrüne Logik, von alt(gedient)en Grünen. Die dabei auf das wenig ausgeprägte Gedächtnis des Bürgers für bestimmte Dinge setzen.
Zum Beispiel eine grüne Forderung der 90er-Jahre. Damals, das Land ächzte unter steigenden Benzinpreisen, forderten die Grünen frisch, fromm, fröhlich und frei vorneweg einen Preis von 100 Franken pro Liter Benzin, heute demnach 2,50 Euro. Durch teure Spritpreise sollten die Menschen von den Autos weg, weniger Schadstoffe produzieren und verstärkt auf den öffentlichen Transport zurückgreifen. Die guten Grünen. Ihre Courage hat sich nicht ausgezahlt. Die Menschen hatten sie nicht verstanden. Bei den nächsten Wahlen bekamen sie einen fürchterlichen Dämpfer, der sie auf ihrem Weg in die angestrebten ministerialen Würden um Längen bis heute zurückwarf. Von der Forderung nach 100 Franken pro Liter Benzin hörte man nichts mehr. Aber so sind sie, unsere Grünen. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.
Es ist ja keine Pflicht
Heute sind manche von ihnen in Amt und Würden. Der Spritpreis liegt immer noch nicht bei 100 Franken bzw. 2,50 Euro. Und prompt stellt es sich wieder ein, dieses den Grünen eigene Denken für andere Menschen. Was mit dem Spritpreis nicht gelang, soll jetzt, grüne Zielsetzungen lassen grüßen, in der Hauptstadt von einem grünen Schöffen über die Parkgebühren versucht werden. Vier Stunden Parken, die Zeit für einen Einkaufsbummel verbunden mit einem kleinen Imbiss etwa, oder Amtsgänge, kosten 8,40 Euro.
Das ist doch nicht so viel. Zudem will der zuständige Schöffe ja möglichst kurze Parkdauern. Und, wie er so schön anführte, es ist ja keine Pflicht, sein Auto stundenlang in einem Parkhaus unterzubringen. Man sollte Einkäufe ja auch ganz anders erledigen. So fährt man zu einem schönen Sammelparkplatz, nimmt dort einen der schönen städtischen Busse, fährt in die schöne Stadt und kauft ein schönes, großes Paket bei einem freundlichen Geschäftsmann. Dann der glorreiche Einfall. Es gibt ja Gratisparkplätze. Also die gibt es ja noch nicht, aber die sind versprochen, großes Ehrenwort.
Die Idee: Das Paket lässt man beim Geschäftsmann, dann mit dem Bus zurück zum Sammelparkplatz, mit dem Wagen zurück in die Stadt zu einem der Gratisparkplätze. Mit etwas Glück haben zum gleichen Zeitpunkt nur etwa hundert andere Autofahrer die gleiche Idee. Kein Problem. Man dreht in Ruhe seine Runden durch die Stadt, bis einer der Gratisplätze frei ist. Dann stürmt man zu dem freundlichen Ladenbesitzer, verdrängt andere Kunden, weil man ja nur eine halbe Stunde Zeit hat, grabscht sich das Paket, rennt zurück zum Wagen. Das ist sportliche Ertüchtigung pur. Grün und gesund.
Ein wahrer Genuss, in einer Umwelt, die durch all die, die mit ihrem Wagen noch ihre Runden um die Gratisplätze ziehen, zwar leider stärker belastet ist, als wenn man den Wagen in einem Parkhaus abgestellt hätte. Was man ja nicht soll.
Weil der grüne Schöffe ja eben das verhindern will. Und dabei im Gemeinderat, wo sich offensichtlich alle grün sind, auch noch die Zustimmung aller anderen Parteien, außer der ADR, erhalten hat. Sogar der auf allen Umfragewolken schwebende DP-Bürgermeister Xavier Bettel hat zugestimmt. Vielleicht ist dies ja auch der Anfang vom Ende der Xavier’schen Herrlichkeit. Wer auf Wolken schwebt, sieht zwar den Boden, hat aber keinen solchen unter den Füßen.
Der Anfang vom Ende einiger Geschäfte in der Hauptstadt ist diese Politik ganz sicher. Ihre Position gegenüber der nicht hauptstädtischen Konkurrenz wird einmal mehr geschwächt. Das Portemonnaie des Normalbürgers ebenfalls.
Aber wo Bausch recht hat, da hat er recht. Das lange kostenpflichtige Parken ist ja keine Pflicht. Man kann ja Gratisparkplätze in grüner Umgebung anfahren. Außerhalb der Hauptstadt, dort, wo sie sind. Und dann wird grüne Politik eben nicht teuer und wenig sozial, «à la 100 Frang de Liter».
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