Innerhalb von 24 Stunden haben gleich drei BGL-Ligue-Trainer aus dem Süden ihren Job verloren. Die Escher Jeunesse trennte sich von Henri Bossi (siehe Seite 29), am Montag wurde Pedro Resende der Stuhl in Differdingen vor die Tür gestellt. Ein paar Stunden später hat die „rote Laterne“, Fola, den Vertrag von Miguel Correia in beidseitigem Einverständnis aufgelöst. Warum es ausgerechnet so viel Wirbel nach dem neunten Spieltag gegeben hat, sei ein Produkt des Zufalls, meinte D03-Präsident Fabrizio Bei, der keine Verbindungen zwischen den beiden Entlassungen sah. „Wir haben uns natürlich schon länger unsere Gedanken gemacht. Diese Entscheidung ist wohlüberlegt. Und wenn wir es nicht jetzt tun, wann dann? Wir können nicht weiter abwarten. Es sind noch sechs Spiele bis zur Winterpause.“
Man trägt Verantwortung und kann die Dinge nicht vor sich hinschieben
Apropos sechs. Dies ist die Summe der Niederlagen, die sich die „Doyenne“ seit dem vierten Spieltag Ende August eingehandelt hat. „Darunter zwei Pleiten gegen die beiden Aufsteiger. Wir haben sehr viele Gegentore kassiert und selbst kaum getroffen. Es gab kein Vertrauen und Hoffnung mehr, dass sich unsere Lage in Zukunft irgendwie ändern würde“, gab der neue Präsident Paul Olk zu verstehen. Dass die erste Amtshandlung des 63-Jährigen die Vertragsauflösung des Trainers sein würde, sei „natürlich nicht das gewesen, was ich mir gewünscht hätte“. „Aber andererseits trägt man Verantwortung und kann die Dinge nicht vor sich herschieben.“
„Psychologischer Schock“
In Differdingen wünscht man sich einen „psychologischen Schock“. Die ambitionierte Truppe aus der „Cité du fer“, die am letzten Spieltag der vergangenen Saison noch auf Platz zwei geklettert war, liegt weit hinter den Erwartungen. Nach der vierten Saisonniederlage – und einem Rückstand von 16 Punkten auf Leader F91 Düdelingen – blieb laut Bei nur eine einzige Möglichkeit, um die Mannschaft wachzurütteln. „Ich hoffe, dass die Spieler jetzt Verantwortung übernehmen werden.“ Eine Botschaft, die er den Spielern am Montagabend selbst vor der Trainingseinheit überbrachte.
In Differdingen leitete der Fitnesstrainer die erste Einheit ohne Resende, auf dem Galgenberg stand Co-Trainer Serge Wolf erstmals alleine vor der Mannschaft. Die Trennung bei der „Doyenne“ hatte sich bereits am Sonntagabend in Käerjeng abgezeichnet. Wie Olk zu verstehen gab, hatte der Ex-Trainer zu diesem Zeitpunkt bereits angedeutet, nicht mehr an die Spieler ranzukommen. „Er wurde nicht entlassen. Der Wunsch nach Veränderung kam von beiden Seiten.“ Blauäugig dürfte auch der erfahrene Resende nicht gewesen sein. „Ich respektiere ihn sehr. Wir sind nicht im Streit auseinandergegangen. Er behält immer einen besonderen Platz bei uns in Differdingen“, sagte Bei, der von einem traurigen Moment sprach.
Hochemotional ging es in Esch zu. Correia verabschiedete sich nach sieben Jahren – zunächst als Jugendtrainer, dann als Mann im Schatten hinter den hauptamtlichen Trainern, die er seit 2017 passieren sah – von der „Doyenne“. Im Sommer hatte er die Geschicke selbst übernommen. Nach dem Schiffbruch in der Conference League deutete sich eigentlich Besserung in der BGL Ligue an, doch seit Ende August häuften sich individuelle Fehler und der kollektive Einbruch. „Er hat sich in einer emotionalen Ansprache von der Mannschaft verabschiedet. Für die Spieler war es traurig, auch er hat ein paar Mal mitgenommen gewirkt. Doch so hart es auch klingt: Danach kann man sich nicht richten. Als Präsident muss man realistisch sein.“
Sobald die Ergebnisse ausbleiben, gerät man unter Druck, auch bei den Sponsoren
Damit sind seit Montagabend also drei Vereine auf der Suche nach neuen Coaches. „Am Sonntag wird jemand auf der Bank sitzen, sei es eine interne Lösung oder jemand von außen“, versprach Bei, ohne zu viel über seinen Wunschkandidaten verraten zu wollen. „Es wird immer schwerer, langfristige Projekte mit Trainern umzusetzen. Sobald die Ergebnisse ausbleiben, gerät man unter Druck, auch bei den Sponsoren.“ Genau wie in Differdingen soll es jemand mit BGL-Ligue-Wissen sein. „Derzeit hat die Fola 40 Trainer. Ich habe vollstes Vertrauen, dass wir eine Lösung finden werden.“
Viel Zeit haben die Nachfolger jedenfalls nicht. Auf dem Galgenberg ist am Sonntag der Vorletzte Rosport beim Kellerduell zu Gast. Bei nannte das anstehende Duell gegen Fola-Besieger Käerjeng gar ein „Neun-Punkte-Spiel“. Dann wird sich zeigen, ob die Trainerwechsel gleich den erwünschten Effekt hatten.
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