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Tageblatt Flèche du SudZur Gesundheit des Pelotons: Ted Schmit wünscht sich als Rennarzt nur „leichte Arbeit“

Tageblatt Flèche du Sud / Zur Gesundheit des Pelotons: Ted Schmit wünscht sich als Rennarzt nur „leichte Arbeit“
Ted Schmit ist in diesem Jahr leitender Rennarzt bei der Tageblatt Flèche du Sud Foto: Editpress/Luis Mangorrinha

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Ted Schmit ist leitender Rennarzt der 72. Tageblatt Flèche du Sud. Insgesamt ist es das zehnte Mal, dass er als Arzt bei dem von der Vélo Union Esch organisierten Etappenrennen dabei ist. In der Dekade hat er schon einiges erlebt – in diesem Jahr hofft er erneut, nicht zu viel zu tun zu bekommen. 

Viel Arbeit wünscht er sich nicht. Nicht, weil Ted Schmit arbeitsscheu wäre, sondern weil es eigentlich nie so ein richtig gutes Zeichen ist, wenn er viel zu tun hat. Der 46-Jährige ist Orthopäde, Unfallchirurg und Sportmediziner – eigentlich arbeitet er im CHEM, während der fünf Tage ist er als Arzt im Rennen dabei.

Eine Stunde vor Rennbeginn ist Schmit am Donnerstag in Rümelingen anzutreffen. „Wir schauen immer vor den Etappen, ob es Verletzungen oder andere Beschwerden vom Vortag gibt“, sagt er. Schürfwunden, Magenprobleme oder Kopfschmerzen – Schmit ist der Ansprechpartner für innere sowie äußerliche Probleme. Nach dem Prolog von Mittwoch sind allerdings bei keinem Fahrer Probleme zu verzeichnen. 

Geht das Rennen los, fährt der Mediziner mit seinem Auto an zweiter Stelle hinter dem Rennen. „Es ist einerseits wichtig, dass ich sehr weit vorne fahre, damit ich schnell reagieren kann. Ich kann außerdem das Rennen sehen und beobachten, was passiert. Als Unfallchirurg kann ich mir schnell Gedanken machen, was geschehen sein kann.“

Covid spielt weiter eine Rolle

Schmit ist auch bei der FLF als Arzt im Einsatz. Bei der UEFA repräsentiert er Luxemburg. „Erinnern sie sich an den Fall Christian Erikssen. Es hat 3:35 Minuten gedauert, bis ein Defibrillator beim Spieler war. Es ist einfach ungemein wichtig, schnell reagieren zu können. Deswegen fahre ich auch weit vorne. Ich habe im Rennen immer zwei Defibrillatoren dabei, falls einer ausfällt. Ich hoffe natürlich nicht, dass einer zum Einsatz kommt.“

Ein wichtiges Thema, das aktuell den Radsport wieder prägt, ist das Coronavirus. Beim Giro d’Italia haben bereits etliche Fahrer aufgrund eines positiven Tests das Rennen verlassen müssen. Doch wie geht man bei der Tageblatt Flèche du Sud mit dem Virus um? – „Wir behandeln das Thema weiterhin sehr seriös. Wenn Tests notwendig sind, dann werden sie gemacht.“

Ein Covid-Protokoll gibt es nicht mehr, zwingend notwendig müssen die Fahrer auch keine Tests machen. Für viele Radsportler ist die Tageblatt Flèche du Sud eines der wichtigsten Rennen im Kalender – wie wahrscheinlich ist es, dass die Sportler einen Test machen, sobald sie einen Hustenreiz verspüren? „Uns bleibt nichts anderes übrig, als die Teams zu sensibilisieren“, sagt Schmit. „Wir sind das Virus immer noch nicht los. Ich würde sowieso jedem raten, der Erkältungssymptome hat, sich zu testen.“

Erinnerung an schwere Stürze 

Für Schmit ist es in diesem Jahr die zehnte Fleche du Sud. Über seinen Vater Roby, der unter anderem für die Streckenführung des Etappenrennens zuständig ist, kam er zu dem Rennen. In der Dekade hat er doch schon einiges erlebt: In Erinnerung bleibt ihm der Massensturz 2016, als etwa ein Drittel des Pelotons hinter Redingen stürzte. „Acht Krankenwagen und ein Rettungshubschrauber. Das war ein schwarzer Tag“, erzählt er.

Als Unfallchirurg ist er schlimme Szenarien gewohnt – doch Unfälle im Radsport lösen bei ihm auch immer wieder Nervosität aus. „In Roeser ist bei der vorletzten Etappe Fabian Käßmann mit 50 km/h in eine Laterne gefahren. Der Helm lag zehn Meter weiter und der Fahrer selbst lag selbst in einer Blutlache. Das sah wirklich nicht gut aus. Ich hatte bereits den Tubus ausgepackt. Zum Glück ging alles gut aus. Psychisch macht das schon was mit einem. Aber mit der Zeit lernt man, damit umzugehen.“

Viel lieber möchte Schmit nur kleinere Probleme behandeln, die beinahe alltäglich vorkommen, wie er sagt. „Oft haben Fahrer im Rennen Bauchschmerzen, dann kommen sie ans Auto und ich verabreiche ihnen etwas“, sagt der Arzt. Dabei muss er immer wieder aufpassen, keinem Fahrer ein verbotenes Medikament zu geben. Dafür hat er immer eine kleine Broschüre der ALAD („Agence luxembourgeoise antidopage“)
dabei, auf der zu sehen ist, welche Medikamente auf der Liste der verbotenen Substanzen stehen.