Tageblatt: Hand aufs Herz: Wie aufgeregt waren Sie, als Sie am Montag zum ersten Mal einer Sitzung des FLF-Verwaltungsrats beigewohnt haben?
Christian Weis: Ich kann noch nichts von der ersten Sitzung berichten, denn sie wurde auf nächsten Montag verlegt. Ich bin nach wie vor überwältigt über das Wahlergebnis und die Unterstützung der Vereine. Ich komme selbst aus einem kleinen Klub und kann nun ihre Interessen vertreten. Wenn man also die Chance hat, an diesem Tisch zu sitzen, geht es auch darum, etwas zu unternehmen. Aber um auf die Frage zurückzukommen: Es wird sicher aufregend. Ich weiß nicht, was mich erwartet. Es ist auf jeden Fall eine gesunde Spannung. Es wird eine neue Herausforderung, auf die ich mich freue.
Was hat Sie überhaupt motiviert, Ihre Kandidatur für das Exekutivkomitee des Fußballverbandes zu stellen?
Ich sehe und kenne die Probleme der kleinen Vereine – und kann mir ein paar administrative Vereinfachungen vorstellen. Ich komme von der Basis, war früher selbst Spieler in den unteren Divisionen, danach kurzzeitig Sekretär, manchmal Kassierer und seit 2018 Präsident. Für mich ist es wichtig, den Freiwilligen das Leben so einfach wie möglich zu machen. Zeit ist kostbar und rar. Als es im August mit den Kandidaturen losging, wurde ich von zwei, drei Vereinen kontaktiert. Ich hatte die Unterstützung von zu Hause und von meinem Vorstand. Da unser Klub auf soliden Beinen steht, will ich versuchen, auf nationaler Ebene etwas zu bewirken. Die FLF ist eine ehrwürdige alte Dame, ein bisschen Pep kann nicht schaden.
Könnten Sie ein Beispiel dieser administrativen Vereinfachung nennen?
Bei uns im Verein gibt es beispielsweise drei Seniorenmannschaften. Wenn jemand von der zweiten am nächsten Wochenende mit der dritten mitfahren soll, fängt die Suche nach seiner Lizenz an. Es wird weiter alles auf Papier festgehalten, statt wie in den Nachbarländern einen digitalen, papierlosen Weg einzuschlagen. Die Spieler sind ohnehin im „Extranet“ eingetragen, wozu diese zweite Kontrolle? Das ist nur ein Beispiel von vielen.
Die Zahlen lügen nicht: Knapp 61% der Vereine stehen hinter mir
Das Ergebnis des ersten Wahlgangs sprach für sich: Mit 448 von 736 möglichen Stimmen sind Sie Erstgewählter. Hat Sie das Resultat überrascht?
Natürlich. Das hätte ich mir weder gedacht noch erträumt. Das erste Ziel war es, überhaupt in den Vorstand gewählt zu werden. Aber die Zahlen lügen nicht: Knapp 61% der Vereine stehen hinter mir. Es gab wohl viel Unterstützung von den Kleineren, aber so genau kann man das bei einer anonymen Wahl auch nicht wissen.
Wie erklären Sie sich Ihre Popularität?
Durch das „Groupement des divisions inférieures“ kennen mich die Präsidentenkollegen, andererseits läuft man sich ja auch am Wochenende über den Weg. Ich denke mal, dass ich zu meiner aktiven Zeit als Stürmer in den unteren Divisionen relativ bekannt war. Die große Werbetrommel habe ich im Vorfeld nicht gerührt. Ich habe jedem Verein eine DIN-A4-Seite zukommen lassen, wo ich mich so vorgestellt habe, wie ich bin – menschlich und konstruktiv.
Dass die Transfers mittlerweile online eingetragen werden können, ist ein großer Fortschritt. Das zeigt, dass es möglich ist. Es ist eine Frage des Willens.
Sie waren also Stürmer in Biwer, seit 2018 sind Sie Präsident des Zweitdivisionärs. Mit welchen Problemen und Sorgen hat man als „kleiner Verein“ zu kämpfen? Werden Sie besonders die Interessen der „Kleinen“ vertreten?
Probleme haben alle Klubs, nur unterscheiden sie sich wahrscheinlich. Was uns alle betrifft, ist z.Bsp. der Schiedsrichtermangel. Ohne Unparteiischen wird nicht angepfiffen. Zusammen mit weiteren Vereinen wurde der „Groupement des divisions inférieures“ gegründet, um sich über die Bedürfnisse der Betroffenen auszutauschen. Das ist keine Vereinigung, die gegen FLF, LFL oder den Verwaltungsrat arbeitet. Es soll konstruktiv zusammengearbeitet und alle mit einbezogen werden. International hat Luxemburg durch seine A-Mannschaft, die Damen und die Jugend große Erfolge – aber die kommen nur durch eine gesunde Basis, sprich auch kleinere Klubs, zustande, wo einmal jeder klein anfängt.
Biwer ist inzwischen ein großer „kleiner Verein“. Wir haben drei Senioren-Mannschaften und ein Damen-Team, das von null aufgebaut wurde. Ich bin übrigens der Meinung, dass jeder moderne Verein Damensport anbieten soll. Zudem müssen die rund 90 Jugendspieler (Ententes mit Grevenmacher und Berburg) betreut werden. Das Hauptproblem ist das „Bénévolat“. Das betrifft nicht nur die FLF, sondern es handelt sich um ein gesellschaftliches Problem. In Biwer sind wir eine Gruppe von 13 Leuten, die den Verein nach vorne bringen wollen. Aber sowohl beim Kongress als auch auf der Liste der Kandidaten für den Vorstand sieht man nicht viele junge Menschen.
Verschiedenes ist nicht einfach umzusetzen. Dass die Transfers mittlerweile online eingetragen werden können, ist ein großer Fortschritt. Das zeigt, dass es möglich ist. Es ist eine Frage des Willens und des zeitlichen Invests.
Der junge Neuling
Sie sind mit 36 Jahren der Jüngste in der Runde. Wie viel Einfluss kann man als Neuling im FLF-Vorstand haben?
Die Personen, die mit mir an diesem Tisch sitzen werden, wissen auch, wie ich bei der Wahl abgeschnitten habe. Diese Zahl fällt ins Gewicht. Wie bei allen anderen geht es letztlich darum, sauber zu argumentieren und sich zu investieren. Es wird nicht einfach werden, einem eingespielten Team beizutreten. Vielleicht will ich andere Wege einschlagen, als man sie bislang kannte. Die Probleme „um Terrain“ gibt es – die Frage ist nur, ob sie bei allen im „Conseil“ bekannt sind.
Können Sie bereits einschätzen, wie zeitaufwendig diese neue Aufgabe sein wird?
Zu den wöchentlichen Sitzungen kommen die diversen Aufgaben der Kommissionen hinzu. Den Weg nach Monnerich kenne ich ja bereits, da ich vorher Mitglied der Jugendkommission war. Ich würde mir wünschen, mit dieser Mannschaft weiterarbeiten zu können. Der Nachwuchs ist ein wichtiges Thema für mich, das ich gerne übernehmen würde.
Wie können Sie sich mit Ihrem Fachwissen als Ingenieur im Alltag der FLF einbringen?
Als Bauingenieur könnte ich in verschiedenen Angelegenheiten meinen Input dazugeben, zBsp. bei den Kontrollen der Infrastrukturen. Beim Aufbau unserer Damenmannschaft und der Jugend habe ich die Baustellen in diesen Bereichen selbst gesehen. Es sind die drei Domänen, die mir besonders am Herzen liegen. Es ist ja immer einfach, zu kritisieren. Aber wenn man etwas ändern oder bewirken will, dann muss man aktiv werden. Ich kenne die Vereinsstruktur und weiß, welcher Aufwand in verschiedenen Dingen gefragt ist. Es ist definitiv nichts schlecht, so wie es ist, aber es gibt Sachen, die man konstruktiv verbessern kann.
Frage an den Präsidenten des FC Biwer. Platz acht nach sieben Spieltagen (2. Division, 2. Bezirk): Was ist in dieser Saison drin?
Wir hatten uns vor der Saison gezielt verstärkt, um oben mitzuspielen. Den Kader dafür haben wir. Allerdings verlief der Start suboptimal. Wir haben jetzt die Kurve bekommen und drei Siege eingefahren. Mittelfristig sollte es das Ziel sein, aus der zweiten Division rauszukommen. Es ist aber kein Muss, das in diesem Jahr unbedingt zu erreichen, aber sicherlich oben mitzumischen.
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