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WM-QualifikationWarum FLF-Nationaltrainer Dan Santos etwas „Verrücktheit“ verlangt

WM-Qualifikation / Warum FLF-Nationaltrainer Dan Santos etwas „Verrücktheit“ verlangt
Emma Kremer und ihre Kolleginnen werden unter Dauerstress stehen Foto: Editpress/Jeff Lahr

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Klar verteilte Rollen und Aufgaben im letzten WM-Qualifikationsspiel der FLF-Frauen: Gegen Europameister England, der mit einem 70:0-Torverhältnis aus neun Spielen keinen Zweifel an seiner Kontinentaldominanz gelassen hat, haben die „Roten Löwinnen“ nichts zu verlieren. Im Gegenteil: Nationaltrainer Dan Santos verlangt sogar eine gewisse Portion Verrücktheit.

Die Wunden vom Freitagabend sind geleckt. Seitdem die Nationalauswahl am Sonntagmittag englischen Boden betreten hat, ist die knappe 1:2-Niederlage gegen Nordirland abgehakt. „Klar, am Samstag herrschte noch etwas Frust. Jeder hatte gespürt, dass etwas drin gewesen ist. Doch wir müssen uns daran erinnern, dass wir vor einem Jahr zufrieden waren, dass es beim 0:4 geblieben ist – während wir diesmal an einem Punkt dran waren“, fasste es Nationaltrainer Dan Santos zusammen. Einen positiven Eindruck haben die Spielerinnen jedenfalls nicht nur beim einheimischen Publikum hinterlassen. „Die Trainer haben uns für unsere Leistung beglückwünscht. Sie haben uns bereits gefragt, ob wir an einem Testspiel interessiert wären.“

An Bord des Flugzeugs nach Manchester saßen am Sonntag auch die beiden Gesperrten, Amy Thompson und Marta Estevez. Dadurch, dass nun ausgerechnet zwei Offensivspielerinnen ausgefallen sind, gab es auch innerhalb des Teams Bedenken und Gespräche mit dem Coach. „Ich habe mich mit ein paar unserer Stammspielerinnen unterhalten. Es ging um den Gedanken, ob wir nun wieder auf eine Fünferkette übergehen würden. Diese Ausfälle haben sie schon alle etwas beschäftigt“, erklärte er. 

Dass das Team um Torhüterin Lucie Schlimé einen schweren Abend verbringen wird, ist kein Geheimnis. Auch nicht, dass sich der Großteil des Geschehens in der eigenen Hälfte abspielen wird. „Wir müssen defensiv antreten, ob wir wollen oder nicht … Amy und Marta hätten uns vorne vielleicht zeitweise ein paar Verschnaufpausen verschaffen können. Nun müssen Leute wie Charlotte Schmit und Laura Miller diese Rollen im Mittelfeld noch intensiver übernehmen.“ 

30.000 Zuschauer

Während es vor vier Tagen noch darum ging, spielerische Akzente zu setzen – um auf die Fortschritte der Mannschaft aufmerksam zu machen –, werden die „Roten Löwinnen“ im ausverkauften Stoke-Stadion wohl nicht viele Gelegenheiten bekommen, das zu wiederholen. „Wir haben in den neun Qualifikationsspielen öfters defensiv arbeiten müssen als umgekehrt“, meinte dazu Santos. „Auch gegen Nordirland mussten wir oft umstellen, da sie uns teils überlegen waren. Es war also alles in allem ein gutes Ansatztraining für unseren Auftritt gegen England.“

Eine Frage wird sich aber erst bei Anpfiff beantworten – und zwar wie die FLF-Frauen mit einer Kulisse von 30.000 Zuschauern umgehen werden. „Genießen, Courage zeigen und lieber ein Tor mehr kassieren, als nicht zu spielen“, forderte der Trainer. Denn die Engländerinnen gehören zweifelsohne zum aktuellen Nonplusultra der Welt. Nur Deutschland und die USA können dem Europameister derzeit das Wasser reichen. An dieser Vormachtstellung wird sich wohl auch in naher Zukunft noch nichts ändern. 

Das Anliegen der Luxemburgerinnen ist es daher auch, ein besseres Ergebnis zu erzielen als 2021 beim 0:10 im Stade de Luxembourg. Dass die „Three Lionesses“ vor ihrem Publikum zu keinem Moment mit angezogener Handbremse auftreten, musste Lettland beim 0:20 auf die harte Tour miterleben. In der englischen Presse wird die Luxemburger Elf als Kanonenfutter angepriesen. „Minnows“, also „kleine Fische“, schrieb der Telegraph

Dann verriet der Coach noch ein kleines Geheimnis. Auf die Frage, welche Worte er sich für seine Ansprache aufgehoben hatte, erzählte er von einem besonderen Foto: „Ich werde das Bild in die Power-Point-Präsentation einbauen – und damit abschließen. Es ist ein besonderes Foto, das repräsentieren soll, wie wir auftreten sollen. Genauso verrückt müssen wir spielen. Vor zwei Jahren konnte sich niemand vorstellen, überhaupt einmal eine Qualifikation zu spielen – und jetzt treffen wir zum Abschluss der ersten Kampagne auf den Europameister. Das hätte niemand von uns erwartet.“

Die Kader

England:
Tor:
Ellie Roebuck (Manchester City), Mary Earps (Manchester United), Sandy MacIver (Manchester City)
Abwehr: Millie Bright (Chelsea), Lotte Wubben-Moy (Arsenal), Alex Greenwood (Manchester City), Leah Williamson (Arsenal), Lucy Bronze (Barcelona/ESP), Demi Stokes (Manchester City), Jessica Leigh Carter (Chelsea)
Mittelfeld: Georgia Stanway (Bayern München/D), Katie Zelem (Manchester United), Jordan Nobbs (Arsenal), Ella Toone (Manchester United), Keira Walsh (Manchester City), Rachel Daly (Aston Villa), Alessia Russo (Manchester United)
Angriff: Nikita Parris (Manchester United), Lauren James (Chelsea), Beth Mead (Arsenal), Ebony Salmon (Houston Dash/USA), Lauren Hemp (Manchester City), Bethany England (Chelsea)
Trainer: Sarina Wiegman

Luxemburg:
Tor: Emma Goetz (SC Freiburg U20/D), Lucie Schlimé (Bettemburg), Anais Weyer (FC Metz U19/F)
Abwehr: Isabel Albert (Bettemburg), Jessica Becker (E Wormeldingen), Ashley Delgado (Diekirch), Kimberley Dos Santos (Racing), Catherine Havé (E Wormeldingen), Emma Kremer (Junglinster), Mariana Lourenco (Diekirch), Noémie Tiberi (Junglinster)
Mittelfeld: Edina Kocan (Racing), Kelly Mendes (Mamer), Laura Miller (Standard Liège/B), Charlotte Schmit (SC Freiburg U20/D), Marisa Soares (E Differdingen)
Angriff: Caroline Jorge (Standard Liège II/B), Joana Lourenco (Diekirch), Nathalie Ludwig (E Rosport), Julie Marques (E Wintger), Martine Schon (E Wintger)
Trainer: Dan Santos