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Disc GolfWarum die Frisbee-Scheiben Belval erobern 

Disc Golf / Warum die Frisbee-Scheiben Belval erobern 
Das Runde muss in den Korb Foto: Editpress/Alain Rischard

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Bereits zum dritten Mal werden im Park Belval die Minett Open im Disc Golf ausgetragen. Was es braucht, um die fliegenden Scheiben in die Körbe aus Ketten zu befördern, an wen sich die Disziplin richtet und warum es am Samstag auch sehr interessant für die Zuschauer werden könnte, erklärte Steffen Köhler, Sekretär des Disc Golf Club Luxembourg.

Woher kommt Disc Golf? Die Trendsportart Disc Golf ist keineswegs eine neue Erfindung. Bis sie den Weg nach Luxemburg gefunden hatte, dauerte es allerdings über ein halbes Jahrhundert. Steffen Köhler, Sekretär des Disc Golf Club Luxembourg, erklärte: „Den Sport gibt es seit 50, 60 Jahren. Das Ganze kommt, wie alle Frisbee-Sportarten, aus Amerika.“ Gespielt wird meist in öffentlichen Parks oder Wäldern. Das Regelwerk ähnelt dem klassischen Golf: Es gibt verschiedene Spielbahnen. Der Unterschied ist allerdings, dass es weder Schläger noch Bälle gibt: Mit der Kraft des eigenen Körpers lenkt man das Frisbee in Richtung Loch. Die Scheiben wurden speziell angefertigt, „damit sie gut fliegen“, wie Köhler hinzufügte. „Es gibt sozusagen auch ein Loch, nur ist es ein Korb. Die Scheibe muss drin liegen bleiben.“ Rund um das Gehäuse hängen Ketten, die das Wurfgeschoss abbremsen. Der Weg zum Erfolg ist schnell zusammengefasst: „Es gewinnt derjenige, der die wenigsten Versuche braucht.“ Bei den Minett Open am Samstag werden jeweils drei Runden gespielt, in denen 13 unterschiedliche Körbe zu treffen sind. Pro Runde sind etwa zwei Stunden nötig.

Warum braucht es keinen Referee? Die gesamten Teilnehmer werden vor dem Start in kleine Gruppen von vier Leuten eingeteilt und auf die unterschiedlichen Bahnen geschickt. „Man hilft einander, zu zählen und Regeln zu befolgen. Es gibt keine Schiedsrichter“, erläuterte Steffen Köhler. „Unser Motto ist, dass jeder die Regeln kennt und friedlich drüber diskutieren kann.“ Während die Gruppen in der ersten Runde noch völlig unabhängig von Geschlecht, Ranking oder Niveau auf das Grün geschickt werden, werden die „Flights“ ab der zweiten Runde vom Turnierdirektor angepasst. 

Wie schwer ist der Parcours? Internationale Kategorisierungen, was etwa die Hindernisse des Parcours im Park Belval betrifft, gibt es nicht. „Belval ist meiner Ansicht nach trotzdem leicht zu spielen, weil es ein junger Park ist und es noch nicht zu viele Hürden gibt. Man kann also ziemlich geradeaus spielen. Es gibt aber auch Tücken“, fasste Klubsekretär Steffen Köhler zusammen. Heißt also, dass auf Belval auch Anfänger schnell zurechtkommen können. In Zahlen ausgedrückt: Bei den Minett Open ist die kürzeste Bahn 55 Meter lang, die längste 120 Meter. 

Wie groß ist das weltweite Interesse? Disc Golf boomt. Das erkennt man auch an den Zahlen der registrierten Spieler beim Weltverband (der Professional Disc Golf Association PDGA). Innerhalb von zwei Jahren wurden 80.000 neue Mitglieder gezählt – eine Steigerung auf inzwischen 270.000, die damit an großen Turnieren teilnehmen dürfen. Die internationalen Rankings werden aufgrund der Ergebnisse bei PDGA-Events aufgebaut. Auch die Minett Open (die übrigens schon zum dritten Mal ausgetragen werden) gehören zum PDGA-Kalender, sind allerdings sowohl für die Elite als eben auch Amateure gedacht, weshalb sie als C-Tier klassiert wurden. Am Luxemburger Turnier, an dem sich maximal 52 Teilnehmer einschreiben können, starten neben den einheimischen Sportlern ebenfalls Teilnehmer aus Belgien, Frankreich, Deutschland und sogar aus Island. Allerdings sind nur zwei Frauen angemeldet, was ein generelles Problem des Disc Golf sein könnte. Steffen Köhler selbst ist 59 Jahre alt – und vor vier Jahren auf den Geschmack gekommen. „Ich betrachte mich selbst noch als Anfänger. Der Vorteil für die Jüngeren ist, dass sie schneller besser werden“, lachte der Sekretär, der selbst auch am Start sein wird.

Wie ist die Lage in Luxemburg? Die Entstehung eines Disc-Golf-Vereins war eher ein Produkt des Zufalls. „Wir haben uns 2019 mehr oder weniger zufällig gefunden“, formulierte es Köhler, der aus familiären Gründen schon viel mit Ultimate Frisbee (einer Mannschaftssportart) zu tun hatte. Nach dem ersten Pop-up-Turnier 2019 im Düdelinger Park entstand dann die Idee, sich zu organisieren: Im Juni 2020 wurde der erste Verein gegründet. „Damals waren wir vier Leute. Jetzt besteht der aktive Spielerkreis aus 30 Personen.“ Die Sanemer Gemeinde hat sich gleich begeistert gezeigt und im Park Belval einen Parcours „auf unsere Initiative hin“ eingerichtet. Noch sei man hierzulande viel auf sich selbst gestellt. „Die meisten sind mit dem Verein unterwegs. Wir treffen uns jeden Samstagmorgen auf Belval.“

Für wen ist die Trendsportart geeignet? „Man braucht keine besonderen körperlichen Voraussetzungen und man muss nicht mega sportlich sein“, sagte Steffen Köhler. Disc Golf richtet sich an Menschen jeden Alters, die „gerne draußen sind und Freude daran haben, an sich selbst zu arbeiten. Du spielst gegen den Parcours und gegen dich selbst. Du musst dich darauf konzentrieren, wie du das ausführst. Wenn du nicht richtig stehst, fliegt die Scheibe nicht dorthin, wo du willst.“ Da es sich eher um eine Freizeitaktivität handelt, sei die Atmosphäre sehr kooperativ. „Jeder gehört zusammen. Es ist ein Freizeitsport, an dem drei Generationen gemeinsam teilnehmen können. Das ist das Schönste daran.“

Lohnt es sich, als Zuschauer vorbeizuschauen? „Wir haben kein Problem damit, wenn sich uns jemand anschließen will“, meinte Steffen Köhler. Die Minett Open könnten demnach die Möglichkeit sein, sich mit der Sportart bekannt zu machen. „Gäste sind willkommen – und für die Sicherheit ist gesorgt. Die Scheibe darf nie geworfen werden, wenn sich Personen im Sichtfeld befinden und getroffen werden könnten.“

Das Programm

3. Minett Open im Park Belval:
9.00 Uhr: Tee-Off (Meeting der Spieler)
9.30 Uhr: Start der ersten Runde
12.00 Uhr: Start der zweiten Runde
14.45 Uhr: Start der dritten Runde
17.00 Uhr: Siegerehrung und „Closing ceremony“