Headlines

FußballVon Krücken und Speck: Trainer Neil Pattison im Gespräch vor dem Auswärtsspiel in Mondorf

Fußball / Von Krücken und Speck: Trainer Neil Pattison im Gespräch vor dem Auswärtsspiel in Mondorf
Etzella-Coach Neil Pattison hofft, seinen Gartenstuhl nächste Woche beurlauben zu können Foto: Editpress/Fernand Konnen

Jetzt weiterlesen! !

Für 0.99 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Die Vorbereitung der Ettelbrücker war an Chaos eigentlich nicht zu überbieten, doch ein Schockmoment schweißte die Truppe von Neil Pattison Mitte Juli zusammen. Diesen Kampfgeist will Etzella nun Woche für Woche wieder auf den Platz bringen – auch am Sonntag beim direkten Konkurrenten in Mondorf.

Eigentlich wollte er nur mit gutem Beispiel vorangehen: Als Etzella-Trainer Neil Pattison Mitte Juli beim Trainingslager in den Niederlanden zum Squash-Schläger greift, ist sein Ehrgeiz fast nicht zu stillen. „Ich habe alle fertiggemacht“, erinnert er sich mit einem Lachen. Bis zum allerletzten Duell gegen seinen Assistenztrainer: Beim letzten Ballwechsel kommt es zum fatalen Unfall. Die Diagnose Achillessehnenriss bestätigt der Arzt nach der Rückkehr in die Heimat. „Nach der Operation durfte ich zwei Wochen nicht aufstehen.“ 

Die Anweisungen erteilt er seinem Team meist über Telefon. „Ich habe versucht, das Ganze von zu Hause aus zu steuern. Als Trainer hat man Ideen, aber jemand anders muss sie dann umsetzen … Meine Co-Trainer haben einen hervorragenden Job geleistet.“ Doch sowohl ein geplanter Urlaub als Fieber warfen die Pläne teils wieder über den Haufen. „Deshalb haben wir unseren Cadets-Trainer mit ins Boot geholt.“ Pattison selbst durfte freitags vor Saisonstart erstmals wieder zu den Spielern auf den Fußballplatz. 

Zusammengeschweißt

In den ersten vier Wochen der BGL Ligue gehörten der gestreifte Gartenstuhl und die blaue Kühlbox zu den ständigen Begleitern des Etzella-Trainers. Doch damit könnte nächste Woche Schluss sein, sofern es der nächste Medizincheck zulässt. Stattdessen wird man Pattison danach mit Spezialschuh und Krücken an der Seitenlinie sehen. „Natürlich haben sich die Spieler nach diesem Schock im Juli Fragen gestellt. Aber sie haben das gut verkraftet. Es ist ihr Verdienst, dass uns der Saisonauftakt so gut gelungen ist.“ Dieses Erlebnis habe das Team zusammengeschweißt. „Sie sind als Mannschaft pflegeleicht und halten zusammen. Es sind alles Jungs, die Verantwortung übernehmen, wenn es verlangt ist.“

Wir brauchen keine guten Ergebnisse bei individuellen Statistiken, sondern Leute, die den Verein von montags bis sonntags tragen

Neil Pattison, Etzella-Trainer

Es sei genau diese Tugend, die nach den beiden Siegen gegen UT Petingen und Monnerich auch auf dem Escher Galgenberg für den Punktgewinn beim 0:0 ausschlaggebend gewesen sei. Die Fola drückte in den zweiten 45 Minuten auf einen Siegtreffer, doch mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung stemmten sich die Blau-Weißen dagegen. Bereits vor Saisonauftakt hatte der Coach angedeutet, dass die spielerische Verantwortung nach dem Abgang von Gustavo Hemkemeier (Swift) auf mehrere Schultern verteilt werden müsste: „Jeder muss mehr arbeiten und sich in den Dienst der Mannschaft stellen. Wir brauchen keine guten Ergebnisse bei individuellen Statistiken, sondern Leute, die den Verein von montags bis sonntags tragen.“

Aus der Region

Er nannte Lex Nicolay, Pol Schlesser und Raphaël da Sousa, „aber ich könnte noch 20 weitere hinzufügen“. Es seien die Jungs der Region, die mit Kämpferherz vollen Einsatz zeigen würden. Am Wochenende standen bei der 0:2-Niederlage sieben Erstlizenzen in der Ettelbrücker Startelf, darunter auch Dan da Mota. „Man sieht das vielleicht nicht von außen, aber er ist für das Zwischenmenschliche sehr wichtig.“ Dann fügte Pattison einen Satz hinzu, der viel über die aktuelle Wertschätzung für seinen Kader aussagt: „Im vergangenen Jahr waren wir qualitativ möglicherweise besser besetzt, aber wir hatten nicht diese Charakterzüge in unseren Reihen. Die Jungs, die wir haben, sind gut erzogen und finden sich mit unserer Art ab. Wir funktionieren wie eine Familie, wie ein Verein.“

Mit Jake Galea sicherte sich Etzella im Sommer die Dienste eines fünffachen maltesischen Nationaltorwarts, den der Trainer als „erfahrenen Rückhalt, der auch beim Dirigieren einen guten Eindruck hinterlassen hat“ bezeichnetet. „Das hatten wir im letzten Jahr in dieser Form so nicht.“ Am vergangenen Wochenende erhielt der 20-jährige Sergio Englaro erstmals den Vortritt. Nicht mehr aus der Startelf wegzudenken ist Innenverteidiger Florent Berisha. Der 22-jährige Deutsche, der vom FC Oberneuland in die Patton-Stadt gewechselt war, hat sich als richtiger Stabilisator der Etzella-Defensive erwiesen. Am Sonntag führt die Reise ins Mondorfer Stade Grün. „Das ist ein Duell, welches jedes Mal für beide Teams sehr intensiv ist. Wir sind direkte Konkurrenten. Da geht’s an den Speck. Hoffentlich entwickelt sich daraus ein Duell auf Augenhöhe.“