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Unsere WM-Kolumne: New England

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Als Wochenend-Wahl-Belgier weiß ich sehr wohl, wem ich die Daumen fürs Halbfinale drücke. Gewissenskonflikte würde es später im Fall eines Finales Belgien gegen England geben, Premier League I gegen Premier League II sozusagen.

Verzeihung, England, ich kenne mich bestens in eurer Liga aus, besuche immer wieder eure Spiele. Ich lese eure Presse und kann die nationale Begeisterung einer Nation verstehen, deren Spieler seit Jahrzehnten immer wieder an ihrem eigenen Unvermögen scheitern oder aber an ihrem Anspruch, so gut zu sein, wie die Presse sie in euphorischen Momenten sieht.

Aber Brexit und dann Weltmeister werden? Mit einigen Leuten, die in ihren jeweiligen Vereinen spielen, weil man dort noch keine guten Ausländer für diese Posten verpflichtet hat?

Trainer Southgate weiß das sehr wohl, seine Rolle, und sein bisheriger Erfolg, besteht darin, die Spieler zu einer Einheit zu formen und ihnen einzutrichtern, sie wären besser als ihr Ruf. Das war früher anders. Da redeten sie vom Titel, weiß der Teufel, warum, diesmal gewinnen sie Spiele, soll doch die Presse anschließend feststellen, ob man gut oder schlecht gewesen war.

Ich möchte den Ereignissen nicht vorgreifen, auch wenn für mich das eigentliche Erfolgserlebnis bei Belgien gegen England darin bestehen würde, dass in diesem Fall Frankreich nicht im Finale stünde.

Mit Interesse verfolgen die Manager der großen europäischen Vereine die WM, jeder herausragende Spieler wird sofort mit einem Verein in England oder Spanien oder Italien in Verbindung gebracht. Bei einer WM will jeder glänzen, es warten lukrative Verträge in Top-Clubs.
Man stelle sich vor, Mourinho sieht Belgien gegen Brasilien und ist von einem groß gewachsenen Spieler mit Afro-Look sehr angetan, bis ihm einer erklärt: «Sorry, José, der gehört euch schon, aber du setzt ihn ja nie ein!»

Dann sieht er die Rashford, Lingard oder Young, die aus dem Albtraum des Schlafwagenfußballs von Manchester United erwacht und jetzt so fix im Einsatz sind, wie sie das unter Southgate auch dürfen. Die Belgier und Lukaku ihrerseits hoffen, dass Pogba morgen Abend so auftreten wird wie in der ganzen Saison bei United. Und Kompany so, wie ihn Guardiola bei City lange nicht mehr gesehen hat.