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EditorialTransparenter Verbraucherschutz kann das Vertrauen in die Politik stärken

Editorial / Transparenter Verbraucherschutz kann das Vertrauen in die Politik stärken
Der Zugang zur digitalen Welt verunsichert viele Konsumenten Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

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In einer Woche wird an dieser Stelle eine Analyse zu den Landeswahlen stehen. Wer auch immer Regierungsverantwortung übernehmen wird, kommt die nächsten Jahre an einem Thema nicht vorbei – nämlich dem Verbraucherschutz. Genau wie über Sport und Kultur wurde im Wahlkampf recht wenig darüber geredet. Dabei hat Luxemburg seit 2018 erstmals ein echtes Verbraucherschutzministerium. Die von ihm gesetzten Akzente hielten sich aber eher in einem überschaubaren Rahmen.

Schade ist das unter anderem, weil der Verbraucherschutz eine wesentliche Rolle für das Vertrauen der Bürger in die Politik spielen kann. Den Verbraucher schützen heißt, den Bürger zu schützen, seine Interessen zu verteidigen und sicherzustellen, dass er vor betrügerischen Praktiken, Missbrauch und Fehlern besser geschützt ist. Das gilt für die meisten Bereiche des Lebens.

Natürlich geht es beim Schutz des Konsumenten um Gesundheit, physische und psychische, um Lebensmittelsicherheit, um Fairness und Gerechtigkeit – beispielsweise in der Schule, am Arbeitsplatz oder in Justiz und Wirtschaft.

Wenn unter der nächsten Regierung hoffentlich öfters über die Stärkung der Rechte und des Schutzes der Bürger diskutiert wird, muss es aber unbedingt auch um Informationszugang gehen. Nennen wir es ruhig Aufklärung! Wichtig ist es, deutlicher und vollumfänglicher über Verbraucherrechte zu informieren. Und mehr noch: Es geht auch darum, die Menschen in die für sie als Konsumenten wichtigen Entscheidungen stärker miteinzubinden und Prozeduren transparenter und einfacher zu gestalten.

Eine große Herausforderung liegt dabei vor allem in der zusehends digitaleren Welt. Jene bietet viele Vorteile, wirkt oft aber wie eine Dunkelkammer. So richtig Herr der Lage fühlen sich viele Verbraucher bei ihren Wegen durch diese Welt nicht. Schlimmer noch ist es, wenn Konsumenten ins Abseits geraten. Weil sie nicht über die nötigen technischen Geräte oder Kenntnisse verfügen. Oder weil sie sich zurückziehen, aus Schutz vor ungewollten Konsequenzen, nicht ganz freiwillig, aber ganz einfach, weil sie sich nicht zurechtfinden oder den Möglichkeiten in dieser doch noch recht neuen digitalisierten Welt nicht trauen.

Warum? Eine Antwort vieler Bürger lautet: Weil immer öfters das direkte Gespräch nur sehr umständlich oder überhaupt nicht mehr möglich ist. Wenn zum Beispiel eine Telefonnummer fehlt und man nur per E-Mail kommunizieren kann. Das wird nicht nur als sehr unpersönlich und unbequem empfunden, sondern auch als mitunter gefährlich. Beispiele dafür gibt es genug. Wer sich dann überfordert spürt, wendet sich ab. Unter Umständen auch von der Politik, wenn sich diese der Problematik scheinbar nur eher halbherzig annimmt.

Nein, es geht nicht darum, das Rad der Zeit zurückzudrehen, aber Fortschritt, wenn es wirklicher Fortschritt sein soll, muss alle mit ins Boot nehmen, besonders jene, die wollen, aber zögern. Und um eine Diskussion vorwegzunehmen: Es sind nicht nur ältere Menschen, die sich als Verbraucher nicht immer wirklich wahrgenommen fühlen.

Es bleibt also noch viel Luft nach oben. Wer auch immer das Ressort der Rechte und des Schutzes der Verbraucher in der nächsten Regierung übernimmt, hat einiges zu tun.