Stefano Bensi wirkt zufrieden und entschlossen, als er am späten Montagabend auf die neueste Wende in seinem Leben zu sprechen kommt. Seit einem Monat haben sich die alltäglichen Prioritäten des Stürmers verändert – an einem Moment, an dem eine weitere Verletzung ihm erneut einen Strich durch die Spielerkarriere gemacht hat und ihn wieder für längere Zeit vom Platz fernhalten würde. Der mittlerweile 34-Jährige übernahm bereits Anfang November das Traineramt bei der U23 und die Videoanalysen der ersten Mannschaft. Als Background dienten seine eigenen (internationalen) Erfahrungen sowie eine kurze Station als Verantwortlicher der damaligen U13 der Fola.
Dass er sich nicht blauäugig an die Aufgabe herantraut, beweist seine klare Vorstellung vom erforderlichen Aufwand. „Es wird wohl wie ein zweiter Job sein. Ich bin jemand, der immer mehr will und gebe mich nie zufrieden.“ Einen Draht muss er zu der Mannschaft nicht aufbauen, vielmehr geht es darum, das neue Arbeitsverhältnis klar von den gemeinsamen Zeiten auf dem Platz zu trennen: „Die Spieler haben mich fast einen Monat nicht gesehen, ich hatte schon etwas Abstand. Meine Ankunft als Trainer haben sie gut aufgenommen. Sie hatten Lust, waren motiviert und wollten sich zeigen. Als erste Einheit war das schon gar nicht mal so schlecht.“
Er hat sich in seiner Karriere immer wieder nach schweren Blessuren zurückgekämpft. Diesen Kampfgeist brauchen wir jetzt auch.
Auch für die Spieler wird sich durch diese Personalie vieles verändern. „Sie müssen respektvoll mit dieser Entscheidung – und ihrem neuen Coach – umgehen“, forderte Sportdirektor Pascal Welter. „Unsere Spieler sollen zu ihm aufschauen, ihm zuhören und sich ein Beispiel an seiner Einstellung nehmen. Er hat sich in seiner Karriere immer wieder nach schweren Blessuren zurückgekämpft. Diesen Kampfgeist brauchen wir jetzt auch.“ Bensi weiß, dass sich die Verbindungen aufgrund seiner neuen Rolle verändern werden. „Ich bin nicht der Typ Mensch, der unbedingt enge Beziehungen in der Kabine mit einzelnen Spielern hatte. Ich bin eher zurückhaltend. Das heißt aber nicht, dass ich nicht sage, was ich zu sagen habe. Jetzt liegt es an den Spielern, die neue Situation anzunehmen, wie sie ist.“
Es ist wichtig, das Haus nicht auf den Kopf zu stellen
Laut Welter spielt es in den nächsten Wochen und Monaten „keine Rolle, welchen Fußball wir spielen“. „Wir müssen die Ärmel hochkrempeln und sowohl defensiv als auch offensiv effizienter werden.“ Bensi sieht es ähnlich – und wird in den nächsten Tagen keine Revolution anzetteln. „Es ist wichtig, das Haus nicht auf den Kopf zu stellen. In den beiden Wochen, die uns vor der Winterpause bleiben, geht es darum, auf die zweite Hälfte des Niederkorn-Spiels aufzubauen – und das über 90 Minuten.“ In Zukunft soll seine Handschrift trotzdem sichtbar werden. „Ich habe meine Ideen und meine Spielphilosophie. Zudem ist es keine Solo-Show. Ein guter Kollege, den ich seit ein paar Jahren kenne, der Erfahrungen im Profibereich gesammelt hat, ist an meiner Seite (Veldin Muharemovic, d.Red.). Ich bin sehr froh darüber, dass auch Serge Wolf im Trainerstab geblieben ist. So habe ich zwei Leute mit großem Wissen und Erfahrung neben mir. Wir werden als Mannschaft versuchen, die Kurve zu bekommen.“
Chance vs. Risiko
Angesprochen auf die Gefahren, die in dieser Situation bestehen, meinte der 55-fache Nationalspieler: „Risiko besteht immer. Es gibt keine Garantie beim Trainerposten. Aber ich habe Ambitionen und bin anspruchsvoll. Ich weiß genau, in welche Richtung es gehen soll – und werde die Spieler in diese Richtung mitziehen. Das kommt allen entgegen. Ich bin froh, dass ich diese Chance bekommen habe, auch wenn es schwer werden wird. Wenn man schon so eine Gelegenheit bekommt, macht man sich zwar Gedanken, aber man schlägt sie nicht aus.“
Das dachte sich 2010 wohl auch Jeff Strasser, der vor seinem Antritt als Cheftrainer der „Doyenne“ noch keine einzige Trainingseinheit geleitet hatte. „Das ist bei Bensi nicht der Fall“, fügte Welter hinzu. „Ich sehe es deshalb nicht als Risiko, sondern als Chance. Wir wollen ihn nicht verlieren. Er ist schon lange in diesem Verein und ging mit uns durch dick und dünn. Auf beiden Seiten besteht ein großes Vertrauensverhältnis. Dass er angenommen hat, zeigt auch, dass er das würdigt.“
Viel Zeit bleibt nicht. Am Sonntag steht für Bensi die Feuertaufe auf dem Programm. Für den neuen Chefcoach beginnt das Abenteuer gleich mit einem wahren Kellerkrimi gegen den Tabellen-14. Hostert. Anstoß ist um 15.00 Uhr.
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