Erstes Händchenhalten im Pausenhof?
Erster Kuss beim Musikfestival?
Große Sause nach dem „Premièresexamen“?
Unbekümmertes Studentenleben im Ausland?
Mitnichten. Seit anderthalb Jahren ist nichts mehr, wie es war, Unbeschwertheit ist zum Fremdwort geworden. Die Pandemie verlangt uns allen viel ab, doch Kinder, Jugendliche und Studenten leiden besonders stark.
Sie mussten und müssen immer noch hinnehmen, dass ihre „heile“ Welt auf den Kopf gestellt wurde.
Die vermeintlich zuverlässigen Strukturen fielen wie ein Kartenhaus in sich zusammen; Eltern, die Stabilität und Sicherheit gewähren sollen, handelten hilf- und sogar kopflos; Politik und Wirtschaft rangen um Orientierung, ein echter Plan B war nicht in Sicht.
Und doch hatten die jungen Leute tapfer zu sein, vorsichtig, verantwortungsbewusst und diszipliniert.
Tag für Tag. Ohne zu klagen. Und wurden auch noch für das Wohlergehen von Eltern und Großeltern (mit-)verantwortlich gemacht. Impfungen sei Dank liegt wenigstens diese Last nicht mehr auf den schmalen Schultern.
Luxemburg hat in dieser Krise sehr viel richtig gemacht; dazu gehört, dass die Regierung das Recht auf Bildung ernst nahm und Schulschließungen nach Möglichkeit vermied. Trotzdem entstanden natürlich schulische Rückstände, und es steht außer Frage, dass die meisten SchülerInnen über die nächsten Monate vermehrt schulische Unterstützung brauchen. Mit einer „Summerschool“ ist es nicht getan.
Doch Kinder und Jugendliche sind nicht nur Schüler und Studenten, und neben dem Recht auf Bildung gibt es besonders für sie ein anderes, sehr hohes Gut, das noch in all zu weiter Ferne liegt: das Recht auf Freiheit.
Die jungen Leute haben in einem beispiellosen und beeindruckenden Akt der Solidarität über ein Jahr geopfert, in dem sie persönliche Entwicklung, Freiheit und Lebensfreude hinten angestellt haben. Und das ohne zu murren. Doch alle Umfragen und Untersuchungen zeigen ganz klar, dass dieser Verzicht sehr wohl ihre mentale Gesundheit, ihr Wohlbefinden stark beeinträchtigt.
Und noch ist es nicht vorbei. Sie werden die allerletzten Impflinge sein; sodass auch der Sommer nur ungewisse Perspektiven bietet. Urlaub, Studium, Ausgehen – Genaues weiß man nicht.
Wir muten den Jüngsten in unserer Gesellschaft sehr viel, zu viel zu. Und empören uns dann auch noch, wenn ein junges Pärchen heimlich Händchen hält. Vielleicht erinnere man sich mal an die eigene Jugend?
Dies ist kein Plädoyer für ausufernde „Corona-Partys“, ganz im Gegenteil. Saufgelage auf der „Kinnekswiss“ könnten schädlicher nicht sein für diejenigen, die sich zaghaft und in aller Gewissenhaftigkeit jetzt ein Stückchen Lebenslust erhoffen.
In einem Brief, der in der ersten Maiwoche die politischen Parteien erreicht hat, haben Abschlussschüler des „Kolléisch“ ein komplettes Konzept ausgearbeitet, um ihre Abschlussfeier doch noch irgendwie abhalten zu können. Natürlich wird es schwierig sein, dies umzusetzen. Doch man könnte, in Zusammenarbeit mit dem Luxembourg Institute of Health (LIH), dem Ganzen eine Chance geben, den betroffenen Jugendlichen endlich wieder Vorfreude verschaffen und die Abschlussfeiern als Pilotprojekte für Späteres nehmen. So eine Entscheidung würde die Jugendlichen nach langen Monaten der Entbehrungen freuen, sie würde der Forschung zugutekommen und die Politik hätte weitere Erfahrungswerte, um weitere, wohlüberlegte Entscheidungen zu treffen.
Covid-19 wird jedem Kind und jedem Jugendlichen in Erinnerung bleiben als die Zeit, in der die Welt aus den Fugen geriet – doch vielleicht auch als die Zeit, in der es zum Wendepunkt kam, da Politik und Gesellschaft die Wissenschaft wirklich ernst nahmen: Virologen, Klimatologen und auch die Forscher der Uni.lu, die in ihrer Studie Covid-Kids zur Schlussfolgerung kommen:
„…Zudem sollten bei jeder politischen Entscheidung und jedem Gesetz im Zusammenhang mit der Pandemie auch die Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche berücksichtigt werden.“
"Die Pandemie verlangt uns allen viel ab"
nee...d'Politik verlangt eis alleguer vill of.
@GuddaalZait: Das Einzige was heutzutage schief läuft, ist dass die Kinder von Crèchen und Ganztagsschulen erzogen werden und die Kinder auch viel mehr Geld verlangen weil die ganze Gesellschaft materialistischer geworden ist. Folglich haben sie weniger Respekt vorm Alter, und glauben alle irgendwie das schnelle Geld machen zu können. Und jetzt haben wir so tolle Phänomene wie Influencer. Die 68er Generation hat sich für innere Werte eingesetzt, leider ist die Gesellschaft heute eher auf äussere Werte ausgelegt. Falsch war die Bewegung deswegen aber nicht.
@PeterG.: Vor dreißig Jahren gehörte ich nicht mehr zu den Jugendlichen. Ich gehöre zu er 68 Generation die glauben tat das Rad neu zu erfinden, neue Lebensformen, neue Gesellschaftssysteme zu erschaffen. Heute ist mir bewusst, wie sich die Gesellschaft entwickelt hat, wir wohl auf dem Holzwege waren, unsere Revolution der Normen für das Verhalten der heutigen Gesellschaft die Schuld trägt. Das Einzige dieser gesellschaftlichen Revolution ich heute noch positiv bewerte ist die Musik.The rest is bullshit.
@GuddaalZait
Die Jugendlichen von heute sind mindestens so gut erzogen wie die von vor 30 Jahren und viele sind aktiver, sportlicher, umweltbewusster, usw. Vor 30 Jahren gab es Rockerbanden, manchmal auch Schlägereien. Es ist nicht, wenn 75-100 Jugendliche sich auf einer Wiese treffen und sich falsch benehmen, dass wir ein Erziehungsproblem haben. Man soll Spass im Leben haben, feiern können. Es gibt immer welche, die aus der Reihe tanzen. Aber viele unserer Kinder machen vieles richtig.
Die Pandemie muss als Ursache und Rechtfertigung herhalten für das Fehlverhalten einer Gesellschaft die nicht fähig ihre Kinder zu erziehen. Die Probleme die sich jetzt auftun, wären über kurz oder lange Zeit auch in normalen Zeiten aufgetaucht. Wer die Erziehung der Kinder in fremde Hände , sprich Kinderhorte, Schule, Vereine abgibt, wer ab Kleinkind das digitale Netz als Ersatz des Zuhörers, aufmerksamer Eltern austauscht, wer das Konsumverhalten , die Spassgesellschaft so in den Vordergrund stellt, wer vergisst Anstand,Respekt,Moral zu lehren , braucht sich nicht zu wundern der augenblicklichen Situation unserer Kinder,Jugend.“Huelen mer ons bei onser eegener Nues an sichen d‘Feehler net irgendwou anescht oder gin Corona d‘Schold.“
Sehr guter Artikel. Genau auf den Punkt gebracht.