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Leserbrief Rufmord am laufenden Band

Leserbrief  / Rufmord am laufenden Band
Symbolbild Foto: Kira Hofmann/dpa-Zentralbild/dpa

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In einem am 6. Mai im Tageblatt erschienenen Leserbrief („Naturschändung am laufenden Band“) nimmt Herr René Oth einen rezenten, bedauernswerten Unfall im Müllerthal zum Anlass, um (zum wiederholten Mal) gegen die hiesige Landwirtschaft zu geifern. Er bezichtigt sie dabei unverblümt, Mensch und Natur wissentlich zu vergiften. Die Gülle, die die Landwirte auf ihren Nutzflächen ausbringen, sei ein „toxisches Gemisch“, das „Atem- und Nervengifte“ freisetzt, Trinkwasser vergiftet – und zu guter Letzt als „Giftmischung“ auf unseren Tellern landet. All dies (einschließlich des lebensgefährlichen Gülletransports) müsse unbedingt „unterbunden werden“.

Erfahrungsgemäß sind ideologisch verblendete Menschen wie Herr Oth nicht mit Argumenten zur Vernunft zu bringen. Dass sich Gülle nicht grundlegend von menschlichen Exkrementen unterscheidet, interessiert solche Leute nicht. Dass Abwasser neben menschlichen Exkrementen auch Arzneimittel, Hormone und eine Vielzahl an chemischen Verbindungen enthält, die – weil unzureichend geklärt – in Gewässer wie die Schwarze Ernz gelangen können, auch das wird geflissentlich ausgeblendet. Genauso wie die Tatsache, dass die Nährstoffe aus der Gülle in den natürlichen Kreislauf zurückgeführt werden, während jene aus menschlichen Ausscheidungen – sofern sie nicht durch die thermische Entsorgung des Klärschlamms verloren gehen – unweigerlich in Bächen und Flüssen landen.

Dabei ist die Bevölkerung Luxemburgs seit 1990 um mehr als 60% angestiegen, während der hiesige Rinderbestand im selben Zeitraum um 12% gesunken ist (nachzulesen in den offiziellen Statistiken des Landwirtschaftsministeriums). Die Zahl der Pendler hat sich zudem in den letzten 20 Jahren verdoppelt. Diese gut dokumentierten Entwicklungen haben unweigerlich einen Einfluss auf die Einträge von Nähr- und Schadstoffen in unsere Gewässer. Dieser Umstand wird allerdings in der Öffentlichkeit – wenn überhaupt – nur beiläufig thematisiert, und dann wird auch meist sehr schnell auf technologische Lösungen verwiesen. Eins ist dabei klar: An den Grundfesten unseres Wirtschaftsmodells, das einseitig auf Wachstum ausgerichtet ist, soll bzw. darf nicht gerüttelt werden!

Die mittlerweile mehr als 620.000 Einwohner Luxemburgs teilen sich ihr Nachtlager derweil nicht mit Dachs, Fuchs oder Hermelin, sie schlafen auch nicht unter Hecken oder auf Baumhäusern. Sie hüpfen auch nicht barfuß durch den Morgentau zur Schule oder zur Arbeit. Dort, wo der moderne Mensch sich niederlässt, muss die Natur dem Asphalt und Beton weichen, und verursacht sein Lebensstil Umweltbelastungen.

Dass einem Akademiker wie Herrn Oth vor diesem Hintergrund nichts Besseres einfällt, als die Landwirtschaft der gezielten Naturzerstörung zu bezichtigen, ist im besten Fall intellektuell unredlich. Selbstverständlich steht es ihm zu, seine Meinung öffentlich kundzutun und Kritik zu üben. Wenn diese allerdings darin besteht, in bester Populistenmanier mit bewusst platzierten Schmähbegriffen Ressentiments gegen die Landwirtschaft zu schüren, spätestens dann ist eine Grenze überschritten, wenn nicht juristisch, dann zumindest moralisch!

Ben
23. August 2021 - 21.31

Ich habe eines Tages in Born einen Bauer beim Güllen entlang dem Sauerufer zugeschaut. Darauf habe ich das Umweltministerium angerufen und wollte wissen wie die Bestimmungen zu einer solchen Tätigkeit sein würden. Mir wurde mitgeteilt, dass der Bauer das Recht dazu hätte, wenn er den Abstand von 5 m zum Sauerufer einhalten würde. Ich fühlte mich veräppelt, denn ich glaube kaum , dass die Gülle soweit informiert ist, dass sie sich an dieses Gesetz hält.
Beim Angeln in der Our in Hoesdorf hat sich eines Tages das Wasser plötzlich verdunkelt und stank nach Gülle. Etliche Fische, hauptsächlich Äschen die sauerstoffreiches Wasser brauchen, trieben in Rückenlage an mir vorbei. Der Spuck dauerte ungefähr eine dreiviertel Stunde. Flussabwärts fand ich später einige tote Fische. Ein auf Sauberkeit bedachter Landwirt hat damals jede Woche seine Schweineställe mit Wasser gesäubert, das ungehindert in die Our floss. Ich bin auf keinen Fall gegen die Landwirte, aber wenn ich Kühe das ganze Jahr in ihrer Box im Stall stehen sehe, die weder Himmel noch Wiese in ihrem armseligen Leben zu sehen bekommen, dann kommt Hass in mir hoch gegenüber solchen Tierquälern. Ich muss aber sagen, dass die Kühe trotz allem selbst darüber entscheiden dürfen, ob sie stehen oder liegen wollen. Leider schweigen Tierschützer viel zu oft zu den Umständen in diesen Fleischfabriken.

Grober J-P.
25. Mai 2021 - 10.33

"und zu guter Letzt als „Giftmischung“ auf unseren Tellern" Das stimmt in gewisser Weise schon. Habe es wieder einmal am Wochenende versucht, nach langer Abstinenz ein Kalbsschnitzel gebraten, nach etwa 10 Minuten Braten war das Kalb bis zur Hälfte geschrumpft, das sollte dann Nationalmarke sein. Uff, jetzt bin ich es los.
Früher, ein Kalbschnitzel, vom Bauern nebenan, schön, zart, geschmackvoll, ein Genuss, nach dem Braten noch voll da.

titi
19. Mai 2021 - 18.51

@Marianne Muller/ Wer sagt, dass ich es nicht genauso mache ?

Marianne Muller
18. Mai 2021 - 16.22

@titi/ Ech hun en ganz rouegt Gewëssen, machen Vakanz Doheem, an hun och kén Auto, benotzen just ÖT

titi
18. Mai 2021 - 13.45

@ Marianne Muller/ Hoffe doch sehr dass Sie Ihren guten Rat " sich in den Spiegel schauen ", auch bei sich anwenden.

Marianne Muller
18. Mai 2021 - 7.29

Am Plaatz nemmen är iwerflächlech Meenungen aus dem Internet ze feschen, gitt emol bei d'Baueren heiert iech emol hieren Alldag hier Suergen an Problemer un. Dann ging der iech schummen iwert daat waat der hei schreift. Am Plaatz dass der mat Steng op aanerer werft, kuckt Iech emol am Spiegel an froot Iech waat machen ech am emgang mat der Natur falsch, zoumols är dier ären nächsten Fluch oder Croisiere bucht fier an d'Vakanz ze goen. Mais et ass emmer meih einfach den Fehler bei aaneren ze fannen eweih bei sech selwer

de Schéifermisch
17. Mai 2021 - 19.34

@marco steinmetz/ , selber Landwirt, erklärt Ihre Haltung. Ein Viehzuchtbetrieb mit 500 Kälbern mag in den USA der Normalfall sein ( USA in Sachen Landwirtschaft übrigens ein schlechtes Beispiel ) im kleinen Grossherzogtum ist es allerdings nicht die Regel. Marianne Muller hat die Lösung : Landflucht. So einfach kann es sein. Auch wenn die Traktoren keine Gülle produzieren, zumindest bis heute nicht und im Vergleich zu den PKWs in der Minderheit sind. Bin allerdings am überlegen, ob ich meinen bescheiden Mitteklassewagen nicht durch einen bulligen Trecker tauschen soll. Da sitzt man wesentlich höher und hat den totalen Überblick.

Marianne Muller
17. Mai 2021 - 15.05

Et get eng ganz einfach Léisung fier all déi déi Problemer mat groussen landwirtschaftlechen Betrieber hun. Mengt der net dier hätt besser an eng Staat wunnen ze goen. Dier tuckelt gär mat ären Autoen duerch d'Géigend déi méih CO2 produzeiren ewéih déi puer Trakteren déi hei am Land fueren. Et fueren jo mol ganz secher méih Autoen hei durch d'Land fueren ewéih Trakteren, wat déi eiser Emwelt undin stéiert komescherweis kén.

marco steinmetz
17. Mai 2021 - 13.05

@ de Schéfermisch
Ich bin (war)selber Landwirt und glaube sehr wohl dass sie den Artikel nicht lesen müssen weil ihre Meinung sowieso schon feststeht.
"Riesige" Viehzuchtbetriebe gibt es wahrscheinlich in den USA u.s.w.
Hier gibt es nur normale Betriebe die ihnen und Hernn Oth das Essen erzeugen.Ein Bisschen Gestank(Gülle)werden sie wohl aushalten müssen.
Sogar wenn die luxemburgische Landdwirtschaft kommplett auf"BIO" umgestellt hat wird das sich nicht ändern!

Leila
17. Mai 2021 - 11.58

Ich bin ein Stadtmensch und werde es auch bleiben, obwohl ich das Land auch mag.
Im sehr teuren Speckgürtel der Stadt ganz nah einer Verkehrshauptader sah ich mal bei größter Hitze eine Stalltür offen stehen. Neugierig durch den bestialischen Gestank geworden schaute ich im Vorbeigehen rein: da lagen immens große Fleischberge übereinander! Noch nie im Leben habe ich derart riesige Schweineleiber gesehen, die ich erst auf dem zweiten Blick als solche erkannte! Es hat mir die Luft genommen von dem "Geruch" und von Mitleid mit diesen bedauernswerten Kreaturen! Dass kein Chanel 5 da rauskommt weiß ich auch, aber das da war "unter aller Sau"! Entwürdigend und ohne Erbarmen für den guten (?) Schinken...
Übrigens haue ich liebend gerne in die selbe Kerbe eines kritischen mit Verstand und Herz ausgestatteten Lesers!

de Schéifermisch
17. Mai 2021 - 10.22

@marco steinmetz/. Wohnen Sie auf dem Lände, in der Nähe eines grossen landwirtschaftlichen Betriebes oder einer dieser Viehzuchtfabriken? Ich persönlich brauche nicht einmal Herrn Roths Artikel zu lesen um mir eine Meinung zu bilden, ich erlebe tagtäglich was er beschreibt. Stecken Sie ruhig den Kopf in den Sand und betreiben Sie weiterhin Vogelstrausspolitik! Das ist Ihr gutes Recht, genauso wie es mein Recht ist, eine andere , Ihnen nicht genehme Ansicht zu vertreten. Ausserdem haben wir nicht nur Hobbybauern hierzulande sondern auch riesige Viehzuchtbetriebe mit mehreren hundert Kälbern. Und diese Farmer nehmen wenig oder überhaupt keine Rücksicht auf die Umwelt. Die sind früher schon überheblich als Herrenbauern aufgetreten und tun dies auch heute noch. Aber Gott sei Dank gibt es immer mehr Biobauern und verantwortungsbewusste Mitbürger denen etwas an ihrer Umwelt gelegen ist, ohne unbedingt den " Gréngen " anzugehören. Ausserdem hacken Sie, @marco steimetz/ in dieselbe Kerbe wie der Autor des Leserbriefes ohne auch nur ein einziges, Ihnen entstammendes, Argument anzuführen. Also verzichten Sie bitte auf persönliche Anrempelungen, die sind kein Argument.

Gross
16. Mai 2021 - 17.48

Wir haben 1800 Hobbybauern und keine Landwirtschaft.

HTK
16. Mai 2021 - 9.29

"– weil unzureichend geklärt –" Das kann man ändern. Aber was nützt es Abwasser zu klären(100%) wenn gleichzeitig an Bachufern(so gesehen an der Attert) riesige Güllefässer entleert werden um mit dem nächsten Regenschauer in den Bach geschwemmt zu werden.Ein Landwirt stellte einst die Frage,nachdem ich ihn beim "Güllen" fotographiert hatte,ob ich nicht wisse dass das erlaubt sei. Meine Antwort war einfach:" Wenn es erlaubt ist muss es noch lange nicht richtig sein."Wenn bei Probebohrungen nach Trinkwasser festgestellt wird,dass dieses Wasser mit Pestiziden belastet ist hat das mit Bevölkerungswachstum nichts zu tun. Aber :Kritik unerwünscht-weitermachen. Aber eine Lanze sollte man für die Landwirte doch brechen: Bezahlt ihnen einen Preis für ihre Produkte von dem sie gut leben können.

marco steinmetz
15. Mai 2021 - 18.09

Ich kann diesem Leserbrief100% zustimmen.
de Schéfermisch ist wahrscheinlich ein Klon des Herrn Oth
Er hackt in die selbe Kerbe.

de Schéifermisch
15. Mai 2021 - 14.02

Klar doch, sämtliche landwirtschaftliche Betriebe , grösstenteils Viehzuchtfabriken, sind -wie könnte es auch anders sein -umweltfreundlich und diejenigen, die das nicht einsehen wollen ( weil es ja auch nicht stimmt ) geifern und schüren Ressentiments gegen die Landwirtschaft. Wer die aktuelle Ackerbau - und Viehwirtschaftspolitik kritisiert ist ein Populist. Es gibt welche, die laufen mit Tomaten in den Augenhöhlen, Petersilie in den Nasenlöchern und Bohnen in den Ohren durch die Landen, um nur nichts zu sehen, zu riechen und zu hören. "Ils cherchent midi à quatorze heures". Was nicht sein darf , ist halt nicht!