Tageblatt: Claire Faber, die ersten Rennen der Saison sind mit Ihrem ersten Top-Ten-Platz in einem UCI-Rennen (Les Samyn des Dames/1.2) und einem 27. Platz beim Spar – Omloop van het Hageland – Tienen – Tielt-Winge (1.1) sehr gut verlaufen. Sie scheinen eine gute Vorbereitung gehabt zu haben.
Claire Faber: Ich muss sagen, dass ich einen sehr guten Winter hinter mir habe. Ich war nie krank und habe viele Tage in der Sonne fahren dürfen. Ich bin aktuell zum dritten Mal auf Mallorca und war zweimal auf den Kanaren. Überall waren sehr gute Bedingungen, um mich auf die Saison vorzubereiten.
Hat Ihnen der Wechsel zur belgischen Mannschaft Illi-Bikes Cycling neuen Schwung verliehen?
Ich denke, dass man bei belgischen Teams am meisten lernen kann. Das war auch einer der Gründe, warum ich diesen Schritt gewagt habe. Radsport ist in Belgien eine Religion.
In Ihrer jetzigen Mannschaft sind einige Bahnradfahrerinnen dabei. War das auch einer der Beweggründe, in diese Mannschaft zu wechseln?
Das war definitiv ein großer Pluspunkt. Zudem übt unser Mechaniker seinen Job auch noch bei der belgischen Bahnrad-Nationalmannschaft aus. Ich habe nun gute Beziehungen zum belgischen Bahnradteam und trainiere dort auch ab und an mit, was mir in meiner Entwicklung sehr weiterhilft.
Die belgische Mannschaft ist aber, so wie ihre vorherige Mannschaft Andy Schleck Cycles – Immo Losch, „nur“ ein Klub-Team.
Das stimmt. 2008 haben sie ein Männerteam eingeführt, das mittlerweile aufgelöst wurde. Das Frauenteam bestreitet nun erst seine zweite Saison. Wir haben 20 Damen in unserer Mannschaft, einige von ihnen füllen die Mannschaft auf, falls einige ausfallen. Die Bahnradfahrerinnen waren beispielsweise bei der WM im Februar in Berlin dabei, da haben wir sie gebraucht. Aber das Niveau in der Mannschaft ist gut.
Sie sprechen oft vom Bahnradsport. Auf was wird Ihr Fokus in Zukunft liegen?
Wir wollten den Schwerpunkt in dieser Saison auf die Bahn legen. Das Problem ist aber jetzt, dass es auch auf der Straße noch ziemlich gut lief (lacht). Es ist nun wirklich schwierig zu entscheiden, aber wir werden erst mal zweigleisig fahren.
Bringt das nicht auch eine gewisse Gefahr mit, sich nicht wirklich auf eine Disziplin zu konzentrieren?
Es ist schon sehr anstrengend, in beiden Disziplinen alles zu geben. Am Wichtigsten ist aber definitiv die Planung. Momentan konzentriere ich mich auf die Straße, im Mai mache ich eine Pause, um dann den Fokus auf die Bahnrad-Europameisterschaft der U23 zu legen. Es darf nicht passieren, dass ich im August schon keine Kraft mehr für den Rest der Saison habe – deswegen muss die Rennplanung gut durchdacht sein.
Mit Ihren 21 Jahren sind Sie noch jung. Vor allem im Bahnradsport müssen Sie die Ellbogen einsetzen. Scheuen Sie sich davor?
Nein, ich scheue mich nicht davor. Man sollte nur nicht frech werden und stets Respekt zeigen. Es gibt Fahrerinnen, die keine Angst haben, die Ellbogen einzusetzen. Man muss hoch konzentriert sein, weil man dicht aneinander fährt und keiner einen Zentimeter abschenken will – aber das ist bei den Klassikern nicht anders. Prinzipiell muss man sich überall auch körperlich durchsetzen.
Zum Beispiel im Finale eines großen Rennens wie Le Samyn?
Ich bin noch nicht so erfahren wie andere. Ich muss erst einmal damit umgehen, im Finale mit den besten 20 dabei zu sein. In den vorherigen Jahren bin ich nicht so weit gekommen, da wurde ich schon vorher abgehängt. Ich weiß noch nicht genau, wie man sich dann verhalten soll. Dazu muss ich sagen, dass es auch schwieriger ist, wenn man kein Trikot einer UCI-Mannschaft trägt. Man ist sozusagen ein „No-Name“. Profi-Fahrerinnen denken sich dann: „Was will die denn jetzt hier?“ Deswegen ist es noch härter, sich da durchzusetzen.
Wird es Ihr Ziel sein, ein solches Trikot in naher Zukunft zu tragen? Wie sieht es in der langfristigen Planung, auch bezüglich Olympia, aus?
Ich möchte definitiv mal zu einer Profimannschaft gehören, mache mir aber keinen Stress. Olympia ist generell ein großes Ziel, ob auf der Straße oder auf der Bahn. 2024 bin ich 25 Jahre alt, was bedeutet, dass ich auch 2028 noch die Chance auf eine Teilnahme hätte. Deswegen mache ich mir für Paris noch keinen großen Druck. Ich gehe dieses Jahr lockerer an und schaue, wie ich mich dann entwickle.
Ihre Entwicklung wird auch von der Lunex gefördert. Dort studieren Sie Sportmanagement. Ist dieses Studium mit dem Sport zu vereinbaren?
Ich bin nun im dritten Semester und echt zufrieden. Ich habe auf der Universität den Athletenstatus und bekomme viel Unterstützung. Nach meinem Bachelor möchte ich noch den Master absolvieren, was insgesamt zehn Semester dauert.
Steckbrief
Name: Claire Faber
Geboren am: 21. Juni 1998
Studium: Sportmanagement an der Lunex
Team: Illi Bikes CT
Sportliche Karriere:
– Nationale Bahnrad-Meisterin 2020 (Omnium)
– Sieg beim ACT International Omnium in Manchester 2019
– Nationale Straßenmeisterin der Juniorinnen 2016
Vorläufiges Rennprogramm
22.3.: Omloop van de Westhoek – Memorial Stive Vermaut (1.1)
4.4.: Volta Limburg Classics (1.1)
15.4.: Brabantse Pijl (1.1)
7.7.-12.7.: Bahn-Europameisterschaften (U23) in Sangalhos (PRT)
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können