Zunächst einmal möchte ich den Mitarbeitern von Proactif meine Anerkennung und meinen Respekt zollen für die schöne und fachmännisch korrekte Arbeit, die sie bei der Wiederinstandsetzung der kleinen Escher Denkmal-Dampflok abgeliefert haben. Die zahlreichen Restaurierungsprojekte, die sie in ihrer Werkstätte beim Train 1900 im Fond-de-Gras tadellos gemeistert haben, legen seit Jahren Zeugnis für ihr Können und ihre Kompetenz ab. Diese von der Firma Hanomag gebaute Schmalspurlok stand einst auf dem Meterspurnetz des Belvaler Blasstahlwerkes im Dienst und ist daher ein wichtiger Zeuge des industriellen Erbes der Stadt Esch.
Die Escher Gemeinde kann man leider nicht im gleichen Umfang zum Resultat dieses Projektes beglückwünschen. Sie hatte ursprünglich die gute Idee, mehrere Leute, die sich in diesem Fach auskennen, um Rat zu bitten. Und diese waren sich einig, dass man unbedingt die vorhandenen Normalspurpuffer (solche wie bei den großen CFL-Zügen) von dieser Maschine runterschmeißen und durch eine passende Schmalspur-Mittelpufferkupplung (wie beim kleinen Jangeli) oder eine ebenfalls stilgerechte amerikanische Klauenkupplung ersetzen müsse. Diese absolut unpassenden Normalspurpuffer, welche das Maschinchen regelrecht verschandeln, trug die Lok in ihrer aktiven Zeit im Stahlwerk nie. Sie waren erst anlässlich ihrer Umwandlung zur Denkmallok angebracht worden. Dies übrigens mit der ausgesprochen sonderbaren Begründung, dass „die Maschine damit aussieht, wie sich die Leute eine solche Lok eben vorstellen“.
Umso unverständlicher ist es, dass diese Teile nun doch an der Lok dran bleiben, angeblich, weil ein passender Ersatz nicht aufzutreiben gewesen sei. – Mumpitz! In der Museumsbahnbranche hat niemand Probleme, derlei Teile zu beschaffen, ob funkelnagelneu, gebraucht oder als Schrott. Man muss es halt nur wollen! Es ist in der Tat eine zweite Belvaler Schmalspurlok – vom belgischen Hersteller La Meuse gebaut – erhalten geblieben. Sie war ebenfalls auf Normalspurkupplung umgebaut und ursprünglich auf dem Belvaler Betriebsgelände als Monument aufgestellt worden. Heute steht sie als Denkmal im Niederpallener Museumsbahnhof: Und zwar – tadaaa! – wieder ausgerüstet mit einem korrekten Schmalspurpuffer! Was die Niederpallener problemlos konnten, dazu sind aber die Escher offenbar weder willens noch in der Lage. Aus Kreisen der Stadtregierung verlautete nämlich, dass sich außer „einer Handvoll Spezialisten“ eh kein Mensch für derlei technische Fragen interessieren würde.
Wie ein Mercedesstern auf einem BMW
Dass Leute, die ein solches Ausmaß an Nachlässigkeit gegenüber unserem industriellen Erbe an den Tag legen, 25 Jahre nach der Stilllegung des Belvaler Blasstahlwerkes in Esch an den Hebeln der Macht sitzen, kann einen dann doch schon etwas traurig stimmen. Nun haben zweifellos die meisten Menschen mit dem Eisenbahnwesen eher wenig am Hut. Ihnen wird deshalb der Murks am Monument, der in Esch vollbracht wurde, durch einen Vergleich aus der Welt des Automobils vielleicht begreiflicher: Die Sache mit den falschen Puffern wirkt ähnlich mickymausmäßig, als wenn man auf die Haube eines mit viel Geld und Liebe restaurierten BMW zum krönenden Abschluss einen Mercedesstern draufgepappt hätte. Und so sieht – um mit einem unvergessenen Tageblatt-Korrektor zu reden – das Endresultat leider aus „wéi een Uäsch an enger Äppeltuärt“.
Dass die aufwändig wieder instand gesetzte kleine Hanomag nun erneut unter freiem Himmel als „loco pot de fleur“ aufgestellt wurde, und dergestalt – vor ihrem Transfer nach Terre-Rouge – wieder während mehrerer Jahre ungeschützt den Elementen ausgesetzt sein wird, macht das Ganze im Übrigen auch nicht gerade erträglicher.
Francis Wagner, Esch
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Minuten ist gut. ?
@ Bella
Sie schreiben recht keck „dafür ist sie ja gebaut worden, für 24/7 Betrieb draußen, das ganze Jahr über.“
Oha! Aber haben sie sich denn schon mal gefragt woher der Ausdruck „Lokschuppen“ herkommt? Lokschuppen (wie z.B. die Rotondes in Bonneweg oder der Schuppen samt Drehscheibe in Fond-de-Gras, oder jene bei der CFL in Ulflingen oder Wasserbillig – um ein paar erhaltene oder rekonstruierte Beispiele zu nennen) hätte es wohl nie gegeben, wenn sämtliche Dampfloks immer draußen gestanden hätten. Dampfloks sind in der Tat im Winter äußerst frostgefährdet. Und wenn etwa die Zuleitungen zur Luftpumpe, zum Generator oder zum Injektor einfrieren und aufplatzen, ist die Lok im Eimer und der Zug bleibt im Bahnhof.
Eine Lok, die zur Ausstellung drinnen als Museumsstück restauriert wurde, kann man zudem nicht so ohne Weiteres draußen aufstellen. Da sind in dem Fall nämlich viel gründlichere Konservierungsmaßnahmen erforderlich, damit das schöne Stück nicht wieder in relativ kurzer Zeit rotzfaul wird und die Restaurierungsarbeiten für die Katz sind.
@ Oswald: Die Niederpallener Lok steht, wie viele Denkmalloks notgedrungenermaßen das ganze Jahr über draußen. Eine geschützte Unterbringung ist hier nicht verfügbar. Höchstens ein „Lokport“ wäre denkbar, sähe aber im Kontext wohl ziemlich dämlich aus. Vor allem aber macht es in Bezug auf die vorab erforderlichen Konservierungsmaßnahmen einen enormen Unterschied, ob geplant ist, eine Lok als Monument unter freiem Himmel aufzustellen oder eben geschützt als Museumsexponat unter Dach. Die Escher Lok steht wieder draußen, obwohl sie dafür nicht vorgesehen war.
hey
geht das oder was
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Wo steht denn die Niederpallener Lok im Winter ?
Ist nur eine Frage ...
" wieder während mehrerer Jahre ungeschützt den Elementen ausgesetzt sein wird, macht das Ganze im Übrigen auch nicht gerade erträglicher."
Dafür ist sie ja gebaut worden, für 24/7 Betrieb draußen, das ganze Jahr über.