Eigentlich wirken sie ganz unscheinbar. Fünf Fahrer rollten am Sonntag in ihren weißen Trikots, die mit jeweils einem roten und blauen Streifen verziert sind, über die Ziellinie der 72. Tageblatt Flèche du Sud. Das Quintett fuhr mit dem Hauptfeld über den Zielstrich und verlor erneut keine Zeit. Am Ende der fünf Tage platzieren sich drei Fahrer der Regional Ekipp Lëtzebuerg in den Top 50. Ein Top-Resultat ist das nicht – doch blickt man darauf, wo das Team herkommt und was seine Philosophie ist, ist die Leistung umso höher zu bewerten.
„Wir sind schon zufrieden“, sagte Präsident Nico Welter nach dem Rennen. „Man muss immer bedenken: Unsere Fahrer machen das als Freizeitbeschäftigung. Viele studieren noch und haben einfach nicht die Zeit, so viel zu trainieren wie die anderen Radsportler im Peloton der Flèche. In unserem Staff arbeiten alle ehrenamtlich.“ Rik Karier erreichte das beste Ergebnis als 34. (auf 7:49 Minuten), Rafael Pereira Marques wurde 47., Noé Ury 48., Jo Schmitz 81. und Tim Karier 87. Lediglich Max Larry wurde auf der letzten Runde der Schlussetappe aus dem Rennen genommen.
Sprung in die Echappée misslingt
„Das zeigt doch schon, dass wir in diesem Jahr sehr gut aufgestellt waren“, erkennt der Präsident. Auch in der Teamwertung konnten die „Jonk Léiwen“ immerhin sieben Teams hinter sich lassen – darunter auch die Nachwuchsteams der WorldTour-Mannschaften von EF-Education NIPPO oder dem Team DSM. „Das zeigt einfach, wie gut wir waren. Ein luxemburgischer Radsportler einer Kontinental-Mannschaft sagte zu mir, dass wir zehnmal besser organisiert wären als sein Team.“
Ein einziges Ziel verpasste die Mannschaft beim Etappenrennen in Luxemburg: sich in einer Ausreißergruppe zu zeigen. „Die Flèche war von Beginn der Etappen an immer so nervös und schnell, dass wir einfach keine Gelegenheit bekommen haben, uns mal ganz vorne zu zeigen“, blickt Welter, der auch der Hauptgeldgeber des Teams ist, zurück. Insgesamt habe sich die Investition bei der Tageblatt Flèche du Sud jedoch gelohnt. Zwischen 6.000 und 7.000 Euro habe das Rennen für die Mannschaft gekostet. Wegen möglicher Dopingkontrollen war das Team gezwungen, im Hotel zu schlafen.
Als Ziel hat sich die Regional Ekipp ausgegeben, den Radsportlern aus luxemburgischen Vereinen die Chance zu geben, im Ausland Rennen zu fahren. „Im Ausland brauchst du sechs Fahrer, die auf hohem Niveau fahren können. Wir nehmen also aus allen luxemburgischen Vereinen die besten Radsportler raus und geben ihnen die Chance, sich bei größeren Rennen zu zeigen.“
Das Team als Sprungbrett
Schmitz und Ury sind beispielsweise zwei Fahrer, die von der Regional Ekipp aufgefangen wurden. Beide hatten in diesem Jahr eigentlich einen Vertrag beim Team Dauner Akkon. Weil die deutsche Mannschaft jedoch von der UCI keine Lizenz als Kontinental-Mannschaft bekam, wurde ihr Vertrag aufgelöst (das Tageblatt berichtete). Bei der Regional Ekipp erhält das Duo nun wieder eine Chance, sich auf internationalem Boden zu empfehlen – ohne die Mannschaft wäre das so wohl nicht möglich. Auch der 23-jährige Rik Karier kann sich über das Team für Höheres empfehlen. In diesem Jahr schließt er seinen Master ab, danach entscheidet er sich, ob er sich mehr dem Radsport widmen will. „Er hat alles, was man als Profi braucht“, sagt Welter.
Im Raum stand am Sonntag nach der letzten Etappe in Esch/Alzette sogar, dass die Mannschaft eine Lizenz als Kontinental-Team anmelden könnte. Das verneint Präsident Welter jedoch. „Das kostet uns einfach zu viel Geld. Wir müssten Leute einstellen und sie bezahlen. Wenn ich etwas mache, dann hat das Kopf und Fuß. Eine Kontinental-Mannschaft ist bei uns kein Thema.“
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