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Charity-Tour„Mission accomplie“: Stefan Lafontaine und Kim Simon auf ihrer etwas anderen Tour de France

Charity-Tour / „Mission accomplie“: Stefan Lafontaine und Kim Simon auf ihrer etwas anderen Tour de France
Vergangenen Samstag in Kayl: Kim Simon (l.) und Stefan Lafontaine (r.) haben es nach 21 Tagen im Sattel geschafft. Begleitet werden sie auf den letzten Kilometern von Kamel Sidhoum (M.) sowie weiteren Freuden und Bekannten. Foto: Editpress/Tania Feller

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„Mission accomplie“: Stefan Lafontaine und Kim Simon haben ihre dreiwöchige „Tour de Force“ durch Frankreich ohne größere Probleme hinter sich gebracht und sind am vergangenen Samstag nach Luxemburg zurückgekehrt. Auf den letzten der insgesamt 2.500 Kilometer begleitete sie Kamel Sidhoum, der sich nun dank Lafontaine und Simon über ein eigenes Handbike freuen kann.      

Vergangenen Samstagnachmittag in Kayl. Familie, Nachbarn und Freunde haben alles vorbereitet für das kleine Willkommenfest. Stefan Lafontaine und Kim Simon waren die letzten drei Wochen auf ihrer ganz eigenen Tour de France. Ziel der (Tor)Tour über 2.500 km und 35.000 positiven Höhenmetern war es, über die Asbl. „Wonschstär“ Spendengelder zu sammeln. Damit sollte dem seit einem Verkehrsunfall vor zwei Jahren querschnittsgelähmten Kamel Sidhoum ein Handbike finanziert werden (das Tageblatt berichtete).  

Es ist heiß an diesem Nachmittag in Luxemburg. Lafontaine und Simon kann das nicht mehr erschüttern, denn von der Hitze wissen sie ein Lied zu singen. „Die ersten Tage nach dem Start in Cannes waren wettermäßig brutal“, erzählt Lafontaine. Von der Küste ging es bei Temperaturen um die 40° Celsius in Richtung Mont Ventoux, dem „Riesen der Provence“. Auf dem Gipfel, den die beiden auf ihrer dritten Etappe erreichten, waren es noch immer 30 Grad. Abkühlung gab es erst später in beziehungsweise nach den Alpen.

Treffen mit „Dizzy“

Stefan Lafontaine und Scotty
Stefan Lafontaine und Scotty Foto: Editpress/Tania Feller

Sechs Etappen absolvierten sie im Hochgebirge und passierten dabei eine Reihe berühmter Tour-de-France-Gipfel: Alpe d’Huez, Col du Lautaret, Col du Galibier, Col de la Madelaine, Col d’Iseran oder aber der Col du Colombier standen auf dem Programm. Allein der Gedanke daran bringt die Waden der meisten Hobbyrennradler zum Schmerzen. Kim Simon und Stefan Lafontaine absolvierten die Steigungen zudem unter erschwerten Bedingungen, hatten sie doch ihr Gepäck dabei. 22 kg brachten ihre Räder einzeln auf die Waage, das sind fast 14 kg mehr als gewohnt. „Es war in den Anstiegen schon komisch. Wenn du aus dem Sattel gehst, um Schwung zu holen, passiert nichts“, erzählt Stefan Lafontaine. „Und das Bergabfahren ist bei diesem Gewicht auch nicht so einfach“, ergänzt Kim Simon. „Die Bremsscheiben haben permanent gequietscht. Wir haben sie nach den Bergen austauschen müssen.“  

In den Bergen kam es zur Begegnung mit Luxemburgs Ultra-Radfahrer Ralph „Dizzy“ Diseviscourt, der das „Race across France“ bestritt – und gewann. Auf der neunten Etappe fuhr Diseviscourt den beiden 32-Jährigen in der Montée Cornet de Roseland entgegen. Lafontaine und Simon drehten um und begleiteten „Dizzy“ ein paar Kilometer bergaufwärts.

Achtmal platt

Nach elf Tagen im Sattel und rund 32.000 Höhenmetern hatten sie die Alpen hinter sich gelassen, doch das härteste Stück sollte noch kommen. Es gab einen Wetterumschwung, auf die Hitze folgte der Regen. Simon und Lafontaine wurden regelmäßig auf ihrem Rad „geduscht“, hinzu kamen technische Probleme. Sieben Plattfüße in zwei Tagen totalisierten die beiden. Das, weil sie erstmals auf ihrer Tour über längere Strecken die Radwege benutzten. Schläuche mussten nachgekauft werden, über Lyon steuerten sie Paris an. Nach einem Ruhetag an der Alpe d’Huez sollte in der französischen Hauptstadt der zweite Tag Pause kommen. Am 26. Juni erreichten sie Paris, wo auch schon eine Überraschung wartete. Denn nicht nur ihre Lebensgefährtinnen empfingen die Radsportler, sondern auch ihre Hunde Duke und Scotty. 

Glücklich: Kamel Sidhoum
Glücklich: Kamel Sidhoum Foto: Editpress/Tania Feller

Nach dem Ruhetag ging es über Amiens nach Calais. In 18 Tagen, davon 16 im Sattel, hatten Kim Simon und Stefan Lafontaine das Hexagon von Süden nach Norden durchquert. Der Rest war Formsache. Calais – Lille – Valenciennes – Sedan – Luxemburg in drei Etappen.  „Ganz so einfach waren die letzten Tage aber auch nicht“, sagt Kim Simon. „Es war extrem monoton und wir wollten nur noch nach Hause.“   

Das Wichtigste ist, dass wir gesund bleiben und niemand sich durch Stürze oder Unfälle verletzt, hatten beide vor der Tour gesagt. Demnach Ende gut, alles gut. Kamel Sidhoum wird sein Handbike bekommen, dafür sind jetzt schon genug Spenden zusammengekommen. Die genaue Summe wird zu einem späteren Zeitpunkt bekannt gegeben.   

Die lange Reise im Sattel hat den beiden trotz aller Strapazen richtig Spaß gemacht. Sonst hätten sie nicht bereits eine neue Herausforderung ausgeheckt. „Es ist aber noch zu früh, darüber zu reden. Jetzt werden die Beine hochgelegt und sich richtig erholt“, sagt Lafontaine. Heute will er erstmals seit der Ankunft in Luxemburg wieder auf sein Rad steigen …

Die Tour in Zahlen

2.500 km
32.000 Höhenmeter
21 Tage (19 Etappen, 2 Ruhetage)
89 km (kürzeste Etappe Lans-en-Vercors – Alpe d’Huez)
204 km (längste Etappe Cours –Paris)
3.000-4.500 kcal pro Tag verbrannt
2 kg (Simon) bzw. 3,5 kg (Lafontaine) Gewichtsverlust
8 Plattfüße
5.650 Euro Übernachtungs- und Verpflegungskosten

Spenden-Konto „Wonschstär“:
LU82 0080 3062 1330 2001 (Vermerk Kamel 22)