Tageblatt: Michel Ries, 2020 sind Sie in Spanien Ihre erste Grand-Tour zu Ende gefahren. Auch in diesem Jahr peilten Sie einen Start dort an. Warum wurden Sie letztendlich nicht nominiert?
Michel Ries: Schon Anfang Juni ging es für mich darum, die Vuelta vorzubereiten. Ich fuhr ein paar Rennen im Juni und bin dann im Juli für zwei Wochen ins Höhentrainingslager nach Isola 2000 gefahren. Es verlief alles gut. Doch leider bin ich nach dem Trainingslager krank geworden. Die Wochen nach dem Training haben mich aus der Bahn geworfen. Ich hatte mir einen Virus eingefangen, der mir Verdauungsprobleme bereitete. Ich war nach dem Trainingslager sehr müde. Mein Körper war durch den Virus also extrem gefordert. Ende Juli fuhr ich noch zwei Rennen in Spanien, doch das ging gar nicht gut. Auch bei der folgenden Tour de l’Ain lief es nicht wie erwartet. Der Monat nach dem Trainingslager lief also alles andere als ideal.
Wie sind Sie mit der Entscheidung, nicht in Spanien nicht zu starten, zurechtgekommen?
Die Enttäuschung, nicht bei der Vuelta zu starten, war groß. Ich habe das aber schon vorher realisiert. Es hätte einfach keinen Sinn gehabt, unter diesen Bedingungen eine Grand-Tour zu fahren. Es geht nun darum, sich andere Ziele zu setzen. Auch, wenn die Saison schon fortgeschritten ist.
Welche Ziele haben Sie sich für die kommenden Wochen noch gesetzt?
Ich habe nach dem Virus länger gebraucht, um wieder reinzukommen, als gedacht. Ich bin die Tour du Limousin (16.-19.8.) noch gefahren, um wieder Rennkilometer zu bekommen und den Rückstand aufzuholen. Ich werde nun bei der Tour du Doubs (4.9.), der Tour de Luxembourg (13.-17.9.) und am Ende der Saison bei Rennen in Italien starten. Die Weltmeisterschaft ist bei mir aktuell noch kein Thema, weil sich vom Verband noch niemand diesbezüglich gemeldet hat.
Wie würden Sie Ihre erste Saison bei Arkéa-Samsic beschreiben?
Im Grunde genommen bin ich mit dieser Saison sehr zufrieden. Ich kam nach meiner Verletzung sehr gut zurück (Ries wurde im Dezember 2021 wegen einer Endofibrose operiert), hatte im Mai eine sehr gute Form. Auch der Juni verlief sehr gut, ich konnte selbst sogar Resultate einfahren und für die Mannschaft arbeiten. Auch die Idee, mich für die Vuelta vorzubereiten, hat mir sehr gut gefallen. Man muss aber sagen, die Saison ist nun schnell vorbei. Ich bin etwas später in das Jahr gestartet und bin somit noch nicht allzu viele Rennen gefahren. Ich will nun zu 100 Prozent wieder zu meinen Kräften finden.
Ihr Vertrag bei Arkéa-Samsic läuft noch bis Ende 2023. Wie fühlen Sie sich bei der bretonischen Mannschaft?
Ich merke, dass die Mannschaft wachsen will und immer besser werden will. Manche Teams bleiben in ihrer Entwicklung stehen – bei Arkéa merkt man den Fortschritt. Und das ist eben auch immer das Ziel eines Radsportlers. Wenn die Mannschaft vorlebt, sich entwickeln zu wollen, dann zieht das den Fahrer mit. Das Team hat mich außerdem immer unterstützt, ich habe also nichts auszusetzen.
Wie haben Sie die Disqualifikation von Nairo Quintana bei der Tour de France erlebt? (Der Kolumbianer wurde wegen eines Verstoßes gegen die medizinischen Regeln des Verbandes disqualifiziert. Quintana, der nichts von der Einnahme der verbotenen Substanz Tramadol wusste, hat nun noch ein paar Tage Zeit, seine Unschuld vor dem UCI-Schiedsgericht zu beweisen).
Als wir das mitbekamen, waren wir bei der Tour du Limousin und haben uns darauf konzentriert. Ich denke, dass es für die Mannschaft keine ideale Situation ist. Er hat sein Recht, sich zu verteidigen. Dann liegt es an der Mannschaft oder an den zuständigen Institutionen, die richtige Entscheidung zu treffen. Wir wollen weiter gut fahren, um die Punkte für die WorldTour zu holen.
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