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NationalmannschaftMarta Estevez: Die talentierte Freistoß-Expertin, die notfalls sogar das Tor hütet

Nationalmannschaft / Marta Estevez: Die talentierte Freistoß-Expertin, die notfalls sogar das Tor hütet
Marta Estevez (Nummer 6) ist Niederanvenerin mit Leib und Seele Foto: Luis Mangorrinha/Le Quotidien

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Marta Estevez gehört mit ihren 24 Jahren zum Stammpersonal der Luxemburger Fußballnationalmannschaft. Die Mittelfeldspielerin hat großes Talent für Freistöße, streift aber auch schon mal die Handschuhe über, wenn bei ihrem Herzensverein, der Entente Wormeldingen/Münsbach/CSG, Personalmangel herrscht. Ein Porträt.

Es war damals ein Mädchen im Pausenhof, das sie auf den Geschmack brachte: Seither ist Marta Estevez  nicht mehr vom Fußballspielen abzuhalten. Selbst der kurze Ausflug zum Tennis konnte sie nicht vom runden Leder abbringen. Acht Jahre lang kickte sie mit den Hosterer Jungs, danach wechselte sie gezwungenermaßen ins Frauen-Team des Vereins. In den Augen ihres Vereinstrainers Adrien Daniele besitzt sie eine Qualität, die heutzutage nicht mehr alltäglich ist: „Man merkt einfach, dass sie eine Straßenfußballerin ist, die früher mit den Jungs im Hof gekickt hat. Sie hat dieses natürliche Talent für das Dribbling und eben auch bei ihren Freistößen.“

Die beiden Vorlagen für FLF-Doppeltorschützin Amy Thompson am Dienstag gegen Nordmazedonien waren demnach keine Zufallsprodukte – und nicht wirklich überraschend für den Coach. „Dabei ist es nicht so, als würde sie nach dem Training noch eine Viertelstunde Freistöße oder Ecken üben …“, scherzte Daniele. „Auch wenn ich die Mädchen immer wieder dazu auffordere. Bei Marta würde es sicherlich dazu beitragen, ihre Effizienz bei ruhenden Bällen noch mal zu steigern. Im vergangenen Jahr hat unser Verein erstmals gegen Bettemburg gewonnen. Sie hat zwei direkte Freistöße verwandelt – der zweite war einfach bombastisch.“ Er sei definitiv strenger zu ihr als zu anderen Mädchen, gibt Daniele ganz offen zu. 

Kasten sauber gehalten

Nachdem die Luxemburgerin mit spanischen Wurzeln in der Jugend offensivere Positionen bekleidete, etablierte sie sich bei der Entente Wormeldingen als Ballverteilerin. 13 Tore und 16 Vorlagen stehen bei der WMG-Kapitänin dieser Saison nach 17 Meisterschaftsspielen zu Buche. „Am liebsten spiele ich auf der Zehn“, sagt dazu Estevez. Doch die uneigennützige 24-Jährige kann auf dem Rasen eigentlich alles: Selbst als gegen Wintger ihre Teamkollegin das Tor verletzt verlassen musste, streifte sich Estevez die Torwarthandschuhe über. „Ich habe den Kasten während zehn Minuten sauber gehalten“, erinnerte sie sich mit einem Lachen. 

Man merkt einfach, dass sie eine Straßenfußballerin ist, die früher mit den Jungs im Hof gekickt hat

Adrien Daniele, Vereinstrainer

Nach den beiden Heimsiegen in der Nationalelf war die Euphorie um die zurückhaltende Master-Studentin weitaus größer. „Es ist schon ungewöhnlich. Ich habe auf Instagram Glückwünsche von Menschen bekommen, die ich nicht kenne. Diese Unterstützung motiviert unheimlich.“ Sie selbst suche dagegen nie das Rampenlicht, berichtete ihr Vereinscoach. Im Gegenteil. „Sie ist bescheiden, fast schüchtern.“ Doch ihr Trainer hat hohe Erwartungen an seine talentierte Kapitänin: „Ich verlange von ihr, dass sie als Leaderin mehr von ihren Kolleginnen fordert. Nett sein ist toll, aber man gewinnt damit keine Titel. Wenn sie gefrustet ist, färbt das auf das ganze Team ab. Es ist sehr hart, was ich sage, da sie noch sehr jung ist. Aber man muss besonders viel von den Besten erwarten, damit sie sich in die richtige Richtung entwickeln.“

„Supertalent vom Dorf“

Estevez, die in Trier Sprachwissenschaften studiert, ist am Tag nach dem Erfolg gegen die Elf von Balkan noch nicht wieder in die Realität des Alltags zurückgekehrt. „Das fällt mir immer schwer, aus dieser Blase rauszukommen – und daran zu denken, dass ich gleich wieder zur Uni muss.“ Einen großen Traum von der Profikarriere träumte sie bislang nicht. „Es stand nie zur Debatte, Wormeldingen zu verlassen. Wir haben ein gutes Team mit vielen Qualitäten. Aber ich würde mir das schon ansehen, falls sich etwas bieten würde.“ Für Daniele steht fest, dass Estevez definitiv das Potenzial für höhere Aufgaben im Ausland besitzt. „Gleichzeitig ist sie auch das Supertalent vom Dorf. Es liegt ihr am Herzen, mit der WMG zu gewinnen. Das macht aus ihr so einen besonderen Menschen, den man sehr schätzt. Sie verdient Anerkennung.“

Den Titel zu gewinnen, wird in der laufenden Saison sehr schwer. Noch will die Entente Wormeldingen/Münsbach/Grevenmacher einen Schritt in Richtung Podium machen. Dafür ist ein Sieg am Wochenende gegen Kellerkind Bartringen Pflicht. Estevez ist sich bewusst, dass zwischen dem Hype um das 2:1 gegen Nordmazedonien und einem Liga-Heimspiel gegen den Tabellenletzten Welten liegen. „Es wird schwer werden, umzuschalten“, sagte sie. „Aber wir versuchen, unser Niveau auch in diesen Spielen hochzuhalten, also gerade dann, wenn es einem vorkommt, als müsse man weniger machen.“ Eine Kampfansage, die Trainer Daniele gefallen dürfte.