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NordkoreaKim Jong-un reist nach Wladiwostok – Spekulationen über mögliche Waffen-Deals mit Russland

Nordkorea / Kim Jong-un reist nach Wladiwostok – Spekulationen über mögliche Waffen-Deals mit Russland
Kim Jong-un reist seit 2019 wieder einmal ins Ausland – mit der Bahn Foto: KCNA via KNS/AFP

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Kim Jong-un reist nur selten ins Ausland. Nun aber wird der nordkoreanische Machthaber nach Kreml-Angaben „in den kommenden Tagen“ auf Einladung des russischen Präsidenten Wladimir Putin zu einem offiziellen Besuch in Russland erwartet.

Nordkoreas staatliche Nachrichtenagentur KCNA bestätigte ein baldiges Treffen. Die USA verdächtigen Moskau, nordkoreanische Waffen für ihre Offensive in der Ukraine kaufen zu wollen.

„Nordkorea verfügt wahrscheinlich über die größten Bestände an alten Artilleriegeschossen aus der Sowjetzeit, mit denen die durch den Ukraine-Konflikt erschöpften russischen Bestände aufgefüllt werden könnten“, sagt Joseph Dempsey von der Denkfabrik International Institute for Strategic Studies (IISS).

Die moderneren nordkoreanischen Waffen seien hingegen für die russische Armee weniger geeignet, erläutert dieser Experte. Zudem sei unklar, ob diese in größerer Stückzahl produziert werden können. Der US-Regierung zufolge lieferte Nordkorea im vergangenen Jahr bereits Raketenwerfer und Raketen für die russische Wagner-Söldnertruppe. Pjöngjang bestreitet das.

Russland hat vieles, was das verarmte und wegen seines Atom- und Raketenprogramms mit internationalen Sanktionen belegte Nordkorea braucht. „Russland exportiert Lebensmittel, Dünger und Energie“, sagt Cho Han Bum, Forscher am Korea-Institut für Nationale Vereinigung mit Sitz in Seoul. Auch „Schlüsseltechnologien, Wissen und Produktionskapazitäten für die Weiterentwicklung der nordkoreanischen Rüstungsindustrie“ seien für Pjöngjang von Interesse, sagt Dempsey.

In einem UN-Bericht vom vergangenen Jahr ist von einem nordkoreanischen Diplomaten in Moskau die Rede, der Technologien für ballistische Raketen besorgt und zudem 3.000 Kilogramm Stahl für U-Boote zu beschaffen versucht habe.

Moskau war seit der Gründung Nordkoreas vor 75 Jahren ein enger Verbündeter und jahrzehntelang ein wichtiger Unterstützer des isolierten Landes. Die Sowjetunion reduzierte jedoch den Geldfluss, als Pjöngjang in den 80er Jahren begann, sich mit Seoul zu versöhnen. Der Zusammenbruch der Sowjetunion 1991 traf Nordkorea hart, die bilateralen Beziehungen stagnierten.

Unterstützung für Ukraine-Krieg

Das erste Gipfeltreffen zwischen der Russischen Föderation und Nordkorea fand erst im Jahr 2000 statt. Putin und der damalige Machthaber Kim Jong-Il verabredeten dabei vor allem wirtschaftliche Zusammenarbeit und diplomatischen Austausch. Kims Sohn Kim Jong-un stattete Russland schließlich 2019 seinen ersten offiziellen Besuch ab, als er inmitten des Atomstreits mit Washington den Beistand Moskaus suchte.

Pjöngjang unterstützte von Anfang an den russischen Angriff auf die Ukraine. Im Juli lobte Putin zuletzt Nordkoreas „entschlossene Unterstützung für den militärischen Spezialeinsatz gegen die Ukraine“.

Resolutionen des UN-Sicherheitsrates – denen auch Moskau zugestimmt hat – verbieten Waffengeschäfte mit Pjöngjang. Die USA, Großbritannien, Südkorea und Japan stellten vergangene Woche klar, dass jede Vereinbarung über eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen Russland und Nordkorea gegen diese Resolutionen verstoßen würde.

Cheong Seong Chang, Nordkorea-Experte am südkoreanischen Sejong-Institut, geht deshalb davon aus, dass Kim und Putin vermutlich einen Deal „hinter verschlossenen Türen und ohne offizielle Bekanntgabe schließen werden“. Sollten Nordkorea und Russland Waffenlieferungen in Gang setzen, sei es die „Verantwortung der internationalen Gemeinschaft“, die beiden Staaten zur Rechenschaft zu ziehen, sagt Cheong.