Tageblatt: Kevin Geniets, im Radsport kann man gute Rennen fahren, auch wenn am Ende kein Resultat rauskommt. Trifft dies auf Ihren Auftritt beim Omloop Het Nieuwsblad am Samstag zu?
Kevin Geniets: Ja, genau, es hängt aber immer vom Rennen ab. Am Samstag war es ein sehr gutes Rennen für mich. Am Ende fehlt nur das Ergebnis der Mannschaft.
Etwa 36 Kilometer vor dem Ziel haben Sie aus dem Hauptfeld attackiert, um die Lücke nach vorne zu schließen. Warum gelang Ihnen das nicht?
Vorne ging eine sehr starke Gruppe mit Dylan Van Baarle, der am Ende auch gewann, weg. Stefan (Küng) konne nicht reagieren, als diese Gruppe attackierte, und ich auch nicht. Ich war in dem Moment schlecht positioniert, ich war fast Letzter in der Gruppe. Das Feld war langgezogen und er hat clever in einer Kurve attackiert. Da konnte ich nicht mitgehen. Ein wenig später ist Jasper (Stuyven) nachgegangen und ich habe reagiert. Es war wirklich schade, dass wir nicht sofort mitgehen konnte. Das Loch bekamen wir zu zweit dann nicht zugefahren, obwohl ich mit Japser Vollgas gefahren bin. Die Sechsergruppe vorne war zu stark.
In dieser misslungenen Verfolgungsjagd haben Sie einige Kräfte gelassen. Wie schwierig ist das mental im Rennen zu verarbeiten?
Nicht so leicht. Ich wusste, dass das kein guter „Move“ für das Rennen war. Ich habe mit Jasper gesprochen und wir waren uns einig, dass wir die Verfolgung sein lassen. Wir kamen einfach nicht ran. Als wir dann eingeholt wurden, wusste ich, dass das der Moment ist, in dem das Rennen richtig losgeht. Ich wusste, dass einige harte Minuten auf mich zukommen würden.
Trotzdem haben Sie am Bosberg, dem letzten Anstieg, das Tempo noch mal anziehen können. Das zeigt doch, dass die Form sehr gut ist, oder?
Ja, genau. Ich spüre, dass ich im Finale über eine Stunde deutlich stärker geworden bin und dann ganz am Ende auch noch viele Körner habe. Das war auch am Samstag so – obwohl ich mit Jasper viel Kraft weggeschmissen habe.
Was war die Taktik für das Finale, als Sie merkten, dass Van Baarle nicht mehr einzuholen war?
Ich fühlte mich nach dem Bosberg noch in Ordnung. Wir waren im Feld mit Stefan und Jake (Stewart) zu dritt aus dem Team. Jake fühlte sich gut. Ab da gab es für mich nichts mehr zu überlegen. Er ist unser schnellster Mann und ab da versuchten wir zusammenzufahren.
Am Ende wurde Stewart 17., Küng 25. und Sie 27. Wie zufrieden ist man mit diesem Ausgang bei Groupama-FDJ?
Es ist okay. Am Ende fehlt halt nur das Resultat. Hätte Jake ein Ergebnis eingefahren, wäre es ein sehr schönes Rennen gewesen. Aber so ist es im Radsport. Ich bin zuversichtlich für die nächsten Rennen.
Sie haben sich nun beim Omloop Het Nieuwsblad und davor bei der Tour des Alpes Maritimes et du Var (Gesamtwertung Platz 4) in einer sehr starken Verfassung präsentiert. Besteht vor den Highlights der Klassiker-Saison die Gefahr einer Frühform?
Nein, definitiv nicht. Ich habe dieses Jahr ein wenig langsamer gemacht und hatte eine sehr gute Vorbereitung. Ich war nie verletzt, nie krank und konnte alles so durchziehen, wie ich wollte. Ich kann außerdem ein wenig rausnehmen, das bespreche ich so mit den Trainern. Deswegen starte ich am Sonntag auch nicht bei Kuurne-Brüssel-Kuurne. Das Ziel ist, in der Periode der Flandern-Klassiker richtig stark zu sein. Früher hatte ich noch eine andere Rolle im Team, da fuhr ich mehr Rennen und war bei den Flandern- oder Ardennen-Klassikern müder. Dieses Jahr hat das Team richtig Vertrauen in mich. Sie wollen, dass ich in Topform dahin fahre.
Haben Sie bei den Klassikern den Status des Kapitäns?
Am Samstag war ich mit Stefan Leader. Und auch bei dem Rennen davor in Frankreich war ich Leader, nachdem ich auf der ersten Etappe Zeit herausfuhr. Ich habe seit der Tour de France im letzten Jahr mehr Möglichkeiten bekommen. Ich merke generell, dass ich eine kontinuierliche Entwicklung durchlebe, seit ich Profi bin. Für mich geht es nun mit Paris-Nice (5.-12.3.) weiter.
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können