Tageblatt: Sie sind 21 Jahre alt und haben sich zum ersten Mal in Ihrer BGL-Ligue-Karriere als Stammspieler etabliert. Wie gehen Sie mit dieser neuen Rolle um?
Kevin D’Anzico: Es ist persönlich eine große Genugtuung. Es war mein Hauptziel, Stammspieler zu werden, als ich 2019 in Differdingen unterschrieben habe. Noch glücklicher bin ich darüber, dass es in dieser Saison dann auch so gut für uns läuft. Jetzt, da ich die erste Etappe geschafft habe, geht es darum, den nächsten Schritt zu machen – und das ist, am Ende etwas zu gewinnen.
Trainer Pedro Resende hat Ihnen gleich das Vertrauen geschenkt. Wie würden Sie Ihr Verhältnis beschreiben?
Unheimlich gut. Er zählt auf mich. Es gibt täglich Gespräche, in denen er mir erklärt, was er gerne hätte. Er hat er mir gesagt, dass er auf mich bauen würde – und es auch gezeigt, denn bislang musste ich kein einziges Mal aussetzen. Er verlangt von mir, dass ich meine Pflichten auf meiner Position erfülle und Vollgas gebe. Besonders als junger Spieler darf man sich nicht gehen lassen. Bislang habe ich meinen Job gemacht, wie er es von mir erwartet hat. In meiner Karriere hatte ich auch schon andere Zeiten, in denen ich nicht so viel Spielzeit bekommen habe. Aber in diesen Momenten muss man sich durchbeißen. Bei Pedro Resende habe ich meinen Stammspieler-Status dann gleich bekommen. Jeder junge Spieler braucht Spielpraxis und Vertrauen für seine Entwicklung. Das ist wichtig, damit man sich nicht stets selbst runterzieht und alles infrage stellt.
Wann sind Sie definitiv vom defensiven Mittelfeldspieler zum Innenverteidiger geworden?
Das war in meiner zweiten Saison bei Déifferdeng 03, als Jean-Philippe Caillet zum Interims-Trainer ernannt wurde. Gleichzeitig habe ich die Position dann auch in der U21-Nationalmannschaft gewechselt, da dort zwar sehr viele Mittelfeldspieler waren, aber viele nicht unbedingt die Statur für die Verteidigung hatten. Ich bin dann auch hinten drin geblieben. Mittlerweile ist es zweifelsohne der Posten, auf dem ich mich am wohlsten fühle.
Warum?
Vor fünf, sechs Jahren waren die Rollen noch etwas anders verteilt. Der Sechser war der Spielmacher, der gerne den Ball vor sich hatte. Heute fängt der Spielaufbau schon bei der Innenverteidigung an. Bei uns sind die Viererkette und vor allem die Innenverteidiger sehr viel in Ballkontakt. Der Unterschied zu den defensiven Mittelfeldspielern ist, dass man nicht so weit mit nach vorne geht. Der Fokus lag in den letzten Monaten auf der Defensivarbeit – und das hat ja hervorragend geklappt. Ich möchte allerdings auch offensiv bei Standardsituationen irgendwann mehr zu den Spielen beitragen. Der Wille ist da und in den Begegnungen wird das mit der Erfahrung kommen. Irgendwann weiß man halt genau, wo man stehen muss, um am gegnerischen Verteidiger vorbeizukommen. Ich habe es mir auf jeden Fall vorgenommen, irgendwann mal dazu beizutragen, ein Spiel in der 90. zu entscheiden.
Was sind die anderen Eigenschaften und Dinge, die Sie verbessern wollen?
Meine Trainer haben mir alle stets gesagt, dass man im Fußball nie sagen kann: ‚Ich bin angekommen.’ Man kann jeden Tag etwas dazulernen. Mein Stellungsspiel hat sich bereits verbessert, genauso wie mein Kopfballverhalten. Aber es geht darum, das alles zu entwickeln. Ich bin sicher noch kein fertiger Spieler.
Dreierkette oder Viererkette – was gelingt Ihnen mit Déifferdeng 03 am besten?
Ich habe da keine Präferenz. Es ist von Vorteil, dass wir so variabel sind. Ich habe in der Dreierkette sowohl zentral als auch auf beiden Seiten gespielt. Man kann sich im Fußball nicht nur auf eine Ausbildung fokussieren.
Sieben Siege, zwei Niederlagen: Wie erklären Sie sich die erfolgreiche Rückrunde?
Es ist der Lohn für harte Arbeit. Unser Trainer verlangt enorm viel von uns. Es ist schwer, ihn zufriedenzustellen. Selbst nach Siegen findet er immer wieder Sachen, die ihm noch nicht reichen. Wir kommen sozusagen nie an. Wir agieren vielleicht nicht immer filigran, aber die Lust und der Kampfgeist sind zu hundert Prozent vorhanden. Wir gehen sehr hart in die Duelle und lassen nicht nach. Diese Mannschaft ist in den letzten Jahren zu einer richtigen Einheit zusammengewachsen. Das ist unsere Stärke. Wir wollen auf und neben dem Platz als Team auftreten – bis hin zum Vorstand. Es war immer im Differdinger Sinne, diese familiäre Atmosphäre voranzutreiben.
Die Kirsche auf dem Kuchen für Ihre erste Saison als Stammspieler wäre eine Qualifikation für die europäischen Plätze. Wie stehen die Chancen?
Das ist definitiv mein Ziel. Wir spielen gerade eine Bombensaison und es ist zweifelsohne machbar. Am Ende mit leeren Händen dazustehen wäre brutal hart. Zudem sind wir unglücklich aus dem Pokal ausgeschieden. Mit dem Europapokal würden wir uns wenigstens für die viele Arbeit belohnen. Ich denke mal, dass wir in den nächsten drei Wochen schon genauer wissen, wohin die Reise führt.
Apropos Reisen. Welche Kontakte ins Ausland gab und gibt es bei Ihnen?
Ich bin in meinem sechsten Semester eines Wirtschafts-Bachelors an der Uni.lu und mache gerade mein Praktikum. Ich habe viel um die Ohren und deshalb auch ein Angebot aus der zweiten niederländischen Liga abgelehnt. Es ist noch nicht das, was ich suche. Es gab auch schon vorher Kontakte. Als ich 16 war, wurde ich zu Probetrainings nach Bergamo und Verona eingeladen, doch damals habe ich mich für die Schule entschieden. Danach gab es noch zwei-, dreimal die Option, in Deutschland vorzuspielen. Aber im Moment haben die laufende Saison und der Europapokal Vorrang. Mein Vertrag läuft am Saisonende aus. Das bedeutet nicht, dass ich nicht verlängern würde, wenn wir uns nicht qualifizieren würden.
Sollte es bei der Qualifikation am Ende auf das Torverhältnis ankommen, wie groß wäre Ihr Anteil?
Wir waren sehr lange die beste Verteidigung der Liga. Insgesamt kassieren wir, sieht man von den zwei, drei schlechten Tagen ab, nur wenige Gegentore. Zudem sind wir offensiv enorm stark. Aber es stimmt, mit der Tordifferenz könnte es sehr knapp werden …
Am Wochenende haben Sie die Möglichkeit, Revanche für das 1:4 gegen Hostert zu nehmen.
Spiele wie diese gehören zu der Kategorie Wochenenden, die man nicht zu sehr beherzigen soll. Es war eine Phase, in der es nicht so gut für uns lief, während Hostert einfach alles gelungen ist. Das 3:1 war nie und nimmer ein Elfmeter. Beim vierten Tor trifft ihr Spieler aus 40 Metern – so einen Freistoß schießt man nur einmal im Leben. Das bedeutet nicht, dass uns das sehr beschäftigt. Im Gegenteil, wir wollen zeigen, dass uns so etwas nicht noch mal passiert.
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