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CHEM Im Kampf gegen das Virus ist das Krankenhaus gut aufgestellt

CHEM  / Im Kampf gegen das Virus ist das Krankenhaus gut aufgestellt
CHEM-Generaldirektor Hansjörg Reimer erklärt den Schlachtplan, mit dem das Escher Krankenhaus auf die Ausnahmesituation reagieren kann Foto: CHEM

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Hansjörg Reimer, Generaldirektor des „Centre hospitalier Emile Mayrisch“ (CHEM), nennt die Lage ernst. Man wisse nicht genau, was komme, sei aber bestmöglich vorbereitet, um das Krankenhaus in einer Ausnahmesituation betreiben zu können, sagt er im Tageblatt-Interview. Stufe 2 des Krisenplans des CHEM sieht 34 Betten, davon 11 mit Beatmungsmaschinen und 23 für Patienten mit weniger schweren Erkrankungserscheinungen, vor. Man könne im Krisenmodus auf bis zu 36 Betten mit Beatmungsgerät hochfahren und auf 100 Betten für weniger schlimme Fälle.

Tageblatt: Herr Reimer, haben Sie noch Zeit, um an den nächsten Urlaub zu denken?

Hansjörg Reimer: Alles abgesagt.

Wie lange wird die Krise dauern?

Nach heutigen Erkenntnissen zwei bis drei Monate.

Seit Mittwoch ist das CHEM in Phase 2 seines Krisenplans. Was heißt das?

Im Rahmen des Katastrophenschutzes sind wir bereits auf Infekte vorbereitet. In der jetzigen Situation haben wir nun einen Schlachtplan, wie wir unser Krankenhaus so betreiben können, dass auf der einen Seite die Menschen betreut werden, die am Coronavirus Covid-19 erkrankt sind, und auf der anderen Seite diejenigen, die eine andere Krankheit haben oder einen Notfall darstellen.

Die Infizierten und die Nichtinfizierten sind in unserem Krankenhaus sauber voneinander getrennt. Es gibt eine einzige Eingangspforte, an der alle Menschen überprüft werden. Wenn sie Temperatur haben oder Husten, Halsschmerzen oder Atembeschwerden, dann werden sie in die „Maison médicale“ geschickt, die nur noch für Grippe zuständig ist. MRT/Scanner-Termine sind alle abgesagt worden. Das gilt auch für Patientenbesuche. Die sind nur noch sehr eingeschränkt möglich, bei Sterbefällen oder für Väter bei Geburten.

Das CHEM schließt seine Krankenhäuser und Notaufnahmen in Niederkorn und Düdelingen. Warum?

Um im Rahmen der Krise mehr Kräfte in Esch bündeln zu können. Bereits hospitalisierte Patienten werden aber auch weiterhin in Düdelingen und Niederkorn betreut. Neuaufnahmen werden keine gemacht.

Gibt es infizierte Patienten oder Mitglieder des Personals?

Ja, wir haben positive Fälle in unserer Belegschaft. Auch in Esch. Alle sind in Quarantäne.

Das CHEM sei gut aufgestellt. Warum?

Wir sind vorbereitet. Man nimmt an, dass in den nächsten Tagen und Wochen eine große Anzahl an Corona-Kranken zu uns kommen, die Atembeschwerden haben in der Form, dass sie nicht mehr selber atmen können. Dann müssen sie durch Atemmaschinen (Respiratoren) beatmet werden und diese Beatmung können wir sicherstellen. Wir werden also in der Lage sein, im Notfall bis zu 34 Leute intubiert beatmen und behandeln zu können. Hinzu kommen 100 Betten für Corona-Patienten, die nicht beatmet werden müssen.

Romain Nati, Direktor des CHL („Centre hospitalier du Luxembourg“), spricht von Krieg. Wie sehen Sie das?

Ja, das Land hat den Notstand ausgerufen. Wir befinden uns im Kampf gegen eine Grippewelle und werden alles in unserer Macht Stehende tun, damit unsere Ressourcen ausreichen, um alle Menschen gut behandeln zu können.

Und wenn die Franzosen die Grenzen dichtmachen?

Im Moment haben wir ja die Zertifikate, mit denen Grenzgänger nach Luxemburg zur Arbeit fahren dürfen.

Wie hoch ist der Anteil der Grenzgänger in der CHEM-Belegschaft?

49% wohnen in Frankreich, 8% in Belgien sowie 3% in Deutschland. 40% leben hier in Luxemburg.

Wie steht es um die „Urgence“ des CHEM in Esch?

Die Notaufnahme in Esch bleibt bestehen. Im Prinzip im normalen Betrieb. Nur, dass Patienten mit verdächtigen Symptomen, die auf Corona schließen lassen, von einem Arzt in die „Maison médicale“ auf der gegenüberliegenden Straßenseite weitergeleitet werden. Die anderen kommen in die normale Notaufnahme und werden dort normal empfangen. In einer separaten Notaufnahme können Patienten aufgenommen werden, die eindeutige und akute Symptome von Covid-19 haben.

Wie viele Betten stehen zurzeit für Corona-Patienten zur Verfügung?

Bisher haben wir 23 Betten ohne und 11 Betten mit Beatmungsmaschine. Im Krisenmodus können wir auf 100 Betten hochgehen für Corona-Patienten ohne Beatmung und auf 36 Betten mit Beatmungsmaschine.

Der Pandemieplan des CHEM macht aber die Anschaffung weiterer atmungstechnischer Maschinen möglich. Zusätzliche Apparate sind auch bereits von der Regierung bestellt worden. Ein einschränkender Faktor könnte der Personalbestand sein.

Unter Umständen müsste eine Person dann mehrere Maschinen bedienen. Ist sicher nicht der übliche Standard, ist aber möglich in einer Ausnahmesituation, wenn es um das Überleben der Patienten geht. Das Problem ist, dass man nicht weiß, in welcher Frequenz die Leute kommen. Wir haben deshalb alles freigeschaufelt, was geht, um Kapazitäten zu haben und uns anpassen zu können.

Um was drehen sich die Gespräche unter Ärzten?

Wir sind dauernd dabei, Regeln zu erstellen, wie wir die Tests durchziehen, vor allem, wen wir testen, denn die Tests werden Mangelware. Wir haben uns darauf geeinigt, nur noch die Menschen zu testen, bei denen es in der Behandlung einen Unterschied macht, zu wissen, ob sie es haben oder eben nicht. Was die Behandlung anbelangt, sind wir immer auf dem neuesten Stand, insbesondere auch durch die Informationen, die wir von Kollegen aus anderen Krankenhäusern und Ländern bekommen.

Was sagt das Personal?

Alle, die im CHEM im Gesundheitsbereich arbeiten, handeln professionell. Sie sind vorbereitet!

Hinweis:

Seit Mittwochabend bietet das CHEM übrigens die „Téléconsultation“ an. Den Zugang gibt es über die Webseite des Krankenhauses: chem.lu. Dort muss man sich ausweisen und dann kann man mit einem Arzt reden. 

J.C.Kemp
19. März 2020 - 9.01

2m sëtzen déi doten zwee elo awer net vuenaner.