Er sei keiner, der gleich beim ersten Ziehen zum Arzt rennt, sagt Gianluca Bei. Doch als der 26-jährige Fußballer kurz vor Mitternacht noch eine Nachricht des Differdinger Teamarztes erhält und auch die unausweichlichen Recherchen bei „Dr. Google“ nichts Gutes verheißen, fährt er letztlich mit einem unguten Gefühl ins nächste Krankenhaus. Aus dem Plan, sich nur abzusichern, wird ein fünftägiger stationärer Aufenthalt, mit Blutanalysen und Elektrokardiogrammen.
Zwischen seiner Corona-Erkrankung und der Hospitalisierung liegt etwas mehr als eine Woche. Der milde Verlauf der Infektion lässt zunächst nichts von den späteren Ereignissen erahnen. „Eine Woche vor dem Auftakt der Meisterschaft spürte ich beim Abschlusstraining vor dem letzten Testspiel ein Stechen im Herz. Ich habe daraufhin einen Schnelltest gemacht, der positiv war. Da ich aber wirklich nur leichte Erkältungssymptome hatte, hätte ich ansonsten wohl ganz normal weitertrainiert oder gespielt, ohne zu wissen, dass ich positiv war.“
Ein Krampf „wie noch nie“
Nach zwei negativen Schnelltests nimmt der Differdinger das Training wieder auf, steht beim Rückrundenauftakt in der D03-Startelf. Alles verläuft normal, bis zur besagten 90. Spielminute des Auswärtsspiels in Rosport. Nach dem vierten Treffer seiner Elf verspürt Bei einen heftigen Krampf in der Brust – „so wie noch nie“. Doch der Fußballer will sich sein Problem zu diesem Zeitpunkt nicht anmerken lassen. „Erst als ich zu Hause dann doch unruhig wurde, weil noch immer Druck da war, rief ich unseren Teamarzt an. Er hat mich zur Blutabnahme geschickt.“
Wieder vergehen vier Tage, an denen der Sportler normal weitertrainiert. Donnerstagabend liegen die Werte vor. „Ich habe das Dokument überflogen und nur eine Zahl gesehen, die doppelt so hoch war wie normal.“ Nach der Trainingseinheit spricht er den Mannschaftsarzt auf die Analysen an. „Erst meinte er noch, ich sollte tags darauf in die Praxis kommen. Gegen 23.00 Uhr schickte er mir dann eine Nachricht, ich sollte doch besser gleich ins Krankenhaus fahren.“
So hing ich zwei Stunden nach einem ganz normalen Training plötzlich an all diesen Maschinen
Dort wird erneut Blut abgenommen, er wird auch gleich an den Elektrokardiografen angeschlossen und zur Kernspintomographie gebracht. Wie er später erfährt, handelt es sich bei den erhöhten Werten um die Troponin-Zahlen – ein Eiweiß, das spezifisch bei einem Herzmuskelschaden ins Blut gelangt. „Dass ich eine Hypertrophie („Sportlerherz“/eine Herzverdickung) habe, wusste ich schon länger. Wenn man einen Schmerz in den Beinen verspürt, sagt man sich möglicherweise, dass das schon irgendwie gehen sollte. Aber bei einem Krampf in der Brust ist das eine andere Sache. So hing ich zwei Stunden nach einem ganz normalen Training plötzlich an all diesen Maschinen.“
Über das Wochenende bleibt er in Behandlung, Nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus wird er an die „Médecine du sport et de prévention“ des CHL überwiesen. „Es war schon kurios. Fünf Tage lag ich im Bett und wurde dann im CHL gleich auf das Laufband gestellt.“ Trotz der engmaschigen Untersuchung hat der Fußballer auch heute noch keine definitive Diagnose vorliegen. Zwar deuteten seine Werte auf eine Herzmuskelentzündung hin, doch anhand der MRT/IRM-Bilder konnte diese nicht bestätigt werden. „Der Sportkardiologe hat mir grünes Licht gegeben, sollten meine Troponin-Werte nicht mehr schwanken. Es ist also in Ordnung, wenn sie erhöht sind, aber dann müssen sie trotzdem gleichmäßig sein. Ein ‚normaler’ Kardiologe hätte mir möglicherweise zu einer dreimonatigen Pause geraten. Ich weiß nicht genau, was ich habe. Das hängt wohl auch damit zusammen, dass die Corona-Folgen noch nicht klar erforscht sind.“
Dunkelziffer wohl höher
Auch im Luxemburger Sportmilieu sind bislang nicht allzu viele Fälle von Myokarditen nach Covid-19-Infektionen bekannt. Doch die Dunkelziffer könnte deutlich höher liegen, wie Bei berichtet: „Einer meiner Teamkollegen ist gleich nach mir zur Blutanalyse gefahren, da er etwas ähnliches gespürt hatte. Mich haben viele Leute angeschrieben und angesprochen, denen es genauso gegangen ist.“ Bei weiß ganz genau, wo das Problem liegt: „Corona wird seit Wochen banalisiert. Zwei einfachere Schnelltests reichen, um wieder auf den Platz zurückzukehren. Das ist nicht genug. Klar, den meisten passiert nichts, aber es ist trotzdem gefährlicher, als es mittlerweile dargestellt wird.“
Der behandelnde Arzt hat mich beruhigt und mich sogar sonntags kontaktiert, nachdem er sich mit anderen Kollegen beraten hat
Bei aller Sorge um seine Gesundheit ist der Fußballer aber umso glücklicher, dass seine Erkrankung sich anhand eines Krampfes angedeutet hat. In anderen Fällen, wie beispielsweise bei Marathonläufern, kann eine unentdeckte Herzmuskelentzündung (in Ausnahmefällen!) mit einem Sekundentod enden. „Ich bin froh, dass ich nach nur einem Monat wieder langsam ins Training einsteigen kann, obschon ich noch immer nicht genau weiß, was ich habe. Ich halte mich einfach an die Vorgaben der Ärzte. Im Krankenhaus wurde ich nachts zweimal zur Blutentnahme geweckt. Es war zu meinem Besten. Die Betreuung im CHL ist top. Der behandelnde Arzt hat mich beruhigt und mich sogar sonntags kontaktiert, nachdem er sich mit anderen Kollegen beraten hat. Insgesamt wurden fünf Ärzte zurate gezogen.“
Jetzt geht es für Bei darum, den Schalter im Kopf umzulegen. Noch sei eine kleine Blockade vorhanden, wie er zugibt. „Es ist komisch, es zu beschreiben. Dieses Gefühl in der Brust ist noch da. Es ist aber nicht mehr krampfartig. Wir haben einen guten Fitnesscoach, mit dem ich nun wieder langsam einsteigen will.“ Wann der Rechtsverteidiger wieder ins Meisterschaftsgeschehen einsteigen kann, ist noch ungewiss. Doch die Zuversicht ist groß.
„Wäre ich noch in der Ehrenpromotion …“
Vor vier Jahren wurde Gianluca Bei ein erstes Mal im CHL vorstellig. Dort werden die Fußballer laut UEFA-Bestimmung auf Herz und Nieren geprüft, bevor sie am Europapokal teilnehmen dürfen. Während einer dieser Untersuchungen wurde das „Sportlerherz“ beim 26-Jährigen entdeckt. Gefährlich ist dies nur, wenn sich die Verdickung ausbreiten würde. „Zum Glück spielte ich damals schon in der BGL Ligue. Wäre ich noch in der Ehrenpromotion, wäre das nie festgestellt worden.“ (chd)
Myokarditis-Risiko nach Corona und Impfung
Laut der Deutschen Herzstiftung ist das Auftreten einer impfbedingten Myokarditis außerordentlich selten. Zugleich gibt der Kardiologe Prof. Dr. med. Thomas Meinertz zu bedenken: „Das gesundheitliche Risiko durch eine Covid-Infektion ist – in jeder Altersklasse – sehr viel höher einzuschätzen als das Risiko einer Myokarditis durch Impfung mit einem mRNA-Impfstoff.“ Laut Studien aus den USA, Großbritannien und Israel ist das Myokarditis-Risiko durch eine Covid-19-Erkrankung mindestens um das Vierfache höher als das einer impfbedingten Herzmuskelentzündung.
Die Warnsignale
Eine Myokarditis ist eine seltene Folge einer Viruserkrankung, also nicht Corona-spezifisch. Laut Studien sind Sportler nicht häufiger betroffen als die Normalbevölkerung. Bei Hobbysportlern gilt demnach, auf die Signale zu hören, etwa Schwindel, Atemnot oder ein stolperndes Herz.
„Zum Glück hat der Verein auf die Tests bestanden“
Über die Weihnachtspause lag Jordan Hicks zwei Wochen lang mit schweren Corona-Symptomen flach. Da die Politik des Escher Basketballvereins vorsieht, dass der Weg zurück auf das Parkett nur über einen Kontrollcheck beim Arzt führt, wurden beim Amerikaner Unregelmäßigkeiten während des EKGs festgestellt. Die definitive Myokarditis-Diagnose fiel nach dem anschließenden IRM. Das Urteil der Ärzte war deutlich: Bis zu sechs Monate Sportpause. Am Montag fand die Dreimonats-Untersuchung statt, mit wenig erfreulichen Ergebnissen. Der Spieler ist noch nicht bereit für eine Rückkehr und muss sich gedulden.
Es sei „mental schwer, der Mannschaft nicht weiterhelfen zu können“. Seltsam findet Hicks dagegen, dass es sich im Winter um seine zweite Corona-Infektion handelte. Nach seiner ersten Infektion (ohne Symptome) konnte er sofort wieder auflaufen. „Letztlich bin ich glücklich, dass der Verein auf diese Tests bestanden hat. Als Privatperson wäre man wohl nicht so durchgecheckt worden …“ (J.Z./chd)
Firwat schwätzen se all iwwer Haerzmuskelentzündung nom Covid a net iwwer Haerzmuskelentzündung no der Impfung?