Aus Le Markstein
Kevin Geniets (Groupama-FDJ, 41. auf 2:44:14 Stunden):
Der Profi der Groupama-FDJ-Equipe schließt sich der allgemeinen Meinung des Pelotons an. „Die Etappe heute (Samstag) war genau wie die von Freitag sehr schwer. Insgesamt war es eine sehr schwere Tour de France.“ Ziel der Mannschaft war es, mit David Gaudu in Paris auf das Podest fahren. 2022 verpasste der Franzose das Treppchen als Vierter nur knapp, in diesem Jahr reichte es nur für Platz 9. „Im Kollektiv waren wir gut, doch es hat für die Gesamtwertung etwas gefehlt“, sagt Geniets. „Es kann nicht immer alles zu 100 Prozent funktionieren, das ist normal. Es ist die Tour, da kann man Ergebnisse nicht einfach so wiederholen.“
Persönlich habe sich Geniets physisch gut gefühlt, einen wirklich schwierigen Moment habe er bei der Tour zudem nicht erlebt. Gerne hätte er sich noch einmal in der Ausreißergruppe gezeigt, doch verpasste er die richtige Gruppe. Am Freitag hatte er von seiner Mannschaft die Chance bekommen, nach vorne zu fahren. „Ich habe es mehrmals versucht am Freitag. Das habe ich heute (Samstag) aber dann auch gespürt. Mit mehr Glück wäre ich in die Echappée gekommen, aber das Niveau ist in diesem Jahr einfach höher.“
Die letzte Etappe am Samstag war für die ganze französische Mannschaft eine besondere. Es sollte die letzte „richtige“ Etappe von Thibaut Pinot bei der Tour de France sein. „Ich habe erst versucht, so lange wie möglich bei David (Gaudu) zu bleiben, danach habe ich versucht zu genießen. Ich habe die Etappe ruhig beendet, der Anstieg war wirklich speziell. Es war verrückt. Überall waren viele Leute. Wenn du dann noch das Trikot von Groupama-FDJ trägst … Es war der Wahnsinn.“
Geniets wird die Luxemburger Farben Anfang August bei der Rad-WM in Glasgow tragen. Danach folgt aller Voraussicht nach die Renewi Tour (23.-27.8), ehe er zu den Rennen nach Kanada geht (Grand Prix Cycliste de Québec am 8. und Grand Prix Cycliste de Montréal 10. September).
Bob Jungels (Bora-hansgrohe/26. auf 1:58:46 Stunden):
Am Ende hat Bora-hansgrohe sein Ziel, Jai Hindley aufs Podium in Paris zu führen, verpasst. Dennoch: Trotz aller Umstände kann der deutsche Rennstall mit dem Platz sieben des Australiers zufrieden sein. Hindley stürzte auf der 14. Etappe, konnte sich davon bei der Tour nicht mehr richtig erholen. „Wir wollten mit Jai aufs Podium“, erklärt Jungels. „Das hat lange gut ausgesehen, bis zum Sturz. Wir haben trotzdem an dem Ziel festgehalten, weil er es auch verdient. Wenn du dich auf die Gesamtwertung vorbereitest, dann hast du einen Monat lang besonders viel Stress und dann kommt noch das Rennen. Er hat es verdient, dass die Mannschaft bis zum Schluss hinter ihm stand. Am Ende ist das rausgekommen, was sein Körper hergegeben hat.“
Zudem kann Bora-hansgrohe doch auf eine positive Bilanz blicken: Zweimal durfte das Team einen Etappensieg (Hindley gewann die fünfte Etappe, Jordi Meeus jubelte auf der letzten Etappe in Paris) bejubeln, zudem trug man einen Tag lang das Gelbe Trikot. Insgesamt gab es in diesem Jahr nur drei Träger des Gelben Trikots: Adam Yates (UAE), Hindley und Jonas Vingegaard (Jumbo-Visma). Vor allem der Etappensieg am Sonntag auf der letzten Etappe in Paris durch Jordi Meeus krönte noch mal die Teamleistung.
Jungels hat eine wichtige Rolle in der Mannschaft eingenommen. Als „Capitaine de route“ sollte er Hindley, für den es die erste Tour-de-France-Teilnahme war, bis nach Paris führen. „Die Helferrolle gefällt mir“, sagt der 30-Jährige. „Vor ein paar Tagen habe ich aber schon gesagt, dass ich mich nicht komplett aufgeben will. Vom Charakter her gewinne ich lieber Rennen, als nur mitzufahren. Wenn du in Paris mit der Mannschaft auf das Podest fahren kannst, dann sind es die ganzen Opfer aber wert, das macht schon Spaß. Vor allem mit einem Typ wie Jai, der ‚easy going’ ist.“ Jungels, der die Tour zweimal auf dem elften Platz beendete, hat persönlich das Thema Gesamtwertung abgehakt. „Die Tendenzen bei Grand Tours gehen in eine Richtung, die ich physisch nicht machen kann. Wenn ich in Top-Form bin, kann ich vorne mitfahren, aber fürs Podium wird es in diesem Leben wohl nicht mehr reichen.“
Jungels wird nun am nächsten Wochenende noch zwei Rennen in Spanien bestreiten (Donostia San Sebastian Klasikoa am 29. und Circuito de Getxo – Memorial Hermanos Otxoa am 30. Juli), bevor er zehn Tage entspannen wird.
Alex Kirsch (Lidl-Tek/115. auf 5:00:55 Stunden)
Einen Sieg durfte Alex Kirsch mit seiner Mannschaft beim größten Radrennen der Welt bejubeln. Mads Pedersen gewann die 8. Etappe im Sprint auch durch die Vorarbeit von Alex Kirsch. Kirsch und Pedersen fuhren die Tour de France quasi Seite an Seite. In den Bergen half sich das Duo ins Ziel. „Auf der 17. Etappe hatte ich einen der härtesten Tage auf dem Rad in meinem Leben. Ich war die komplette Etappe am Leiden. Am Fuß des Col de la Loze konnte ich das Tempo des Gruppettos nicht mehr mitgehen. Mads Pedersen hat auf mich gewartet und begleitete mich den ganzen Anstieg, damit ich es im Zeitlimit schaffe. Wir haben nur wenige Worte gewechselt, aber ich denke, ich hätte es nicht ohne ihn geschafft. Ich bin dankbar für diese Freundschaft“, schrieb Kirsch in den sozialen Medien.
Mit Mathias Skjelmose, der kurz vor der Tour die Tour de Suisse gewann, wollte das Team in der Gesamtwertung eine Rolle spielen. Am Ende kann er den Erwartungen mit Platz 29 jedoch nicht gerecht werden. Im Alter von 22 Jahren wird der Däne jedoch wertvolle Erfahrungen für die nächste Saison mitnehmen. Für einen nicht geplanten Erfolg sorgte außerdem Giulio Ciccone, der auch dank einer guten Mannschaftsleistung am Samstag das gepunktete Bergtrikot bis nach Paris führte.
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