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TextilindustrieGewerkschaft in Bangladesch lehnt neuen Mindestlohn als viel zu niedrig ab

Textilindustrie / Gewerkschaft in Bangladesch lehnt neuen Mindestlohn als viel zu niedrig ab
Bangladeschs Hauptstadt Dhaka und ihre Vororte sind ein wichtiges Zentrum der Textilindustrie Foto: Editpress/Christian Muller

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Umgerechnet 104 Euro im Monat: Auf diese Summe steigt ab Dezember der Mindestlohn in der Textilindustrie in Bangladesch. Das beschloss am Dienstag eine vom Staat eingesetzte Kommission.

Die Gewerkschaft der Textilbeschäftigten wies diese Erhöhung um 56,25 Prozent umgehend als „inakzeptabel“ zurück. Seit zwei Wochen demonstrieren Beschäftigte teils gewaltsam für einen Mindestlohn von umgerechnet 190 Euro pro Monat.

Der Mindestlohn in der Textilindustrie in Bangladesch liegt aktuell bei 8.300 Taka (umgerechnet 70 Euro). Die Demonstrierenden forderten in den vergangenen Wochen wegen der stark gestiegenen Lebenshaltungskosten, ihn fast zu verdreifachen, auf 23.000 Taka. Die Mindestlohnkommission mit Vertretern von Arbeitgebern und Gewerkschaften sowie Lohnexperten beschloss nun eine Erhöhung auf 12.500 Taka.

„Das enttäuscht unsere Erwartungen“, sagte die Vorsitzende der Textilgewerkschaft, Kalpona Akter, der Nachrichtenagentur AFP. Der Mindestlohn müsse auf mindestens 15.000 Taka pro Monat steigen.

600 Fabriken geschlossen

In den Zentren der Textilindustrie des Landes gehen die Beschäftigten seit zwei Wochen für eine kräftige Lohnerhöhung auf die Straßen. Nach Angaben der Polizei wurden bei den Protesten in der vergangenen Woche dutzende Werkstätten und Fabriken verwüstet, einige auch in Brand gesteckt. Die Protestierenden blockieren zudem immer wieder Straßen. Die Polizei reagiert mit Härte. Sie feuert Tränengas und Gummigeschosse ab, um die Kundgebungen aufzulösen. Zwei Menschen starben bereits.

Auch am Dienstag gab es gewaltsame Proteste. In der Industriestadt Gazipur setzte die Polizei nach eigenen Angaben Tränengas gegen Tausende demonstrierende Beschäftigte ein.

Bangladeschs Hauptstadt Dhaka und ihre Vororte sind ein wichtiges Zentrum der Textilindustrie. Viele westliche Marken wie Gap, H&M oder Aldi lassen dort Kleidungsstücke herstellen, ihre Produktion wurde laut Gewerkschaften durch die Proteste beeinträchtigt. Laut Polizei wurden rund 600 Fabriken, die Kleidung für große westliche Marken produzieren, wegen der Proteste geschlossen.

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