Geoffrey Franzoni ist das Urgestein bei Finalist Déifferdeng 03. Keiner hat mehr Pokalerfahrung als er. Viermal war der 32-jährige Franzose Teil des Finalteams, dreimal ging der Verteidiger als Pokalsieger vom Platz. Das erste Mal (10/11) als Einwechselspieler (88.). Zweimal hatte der Defensivallrounder seinen Anteil am Sieg: 2013/14 als Schütze zum 2:0 (per Elfmeter) gegen den F91, beim letzten Triumph (14/15) als erfolgreicher Schütze im Elfmeterschießen (4:3) gegen den gleichen Gegner. Nur sein Anschlusstor (per Elfmeter) im Finale 12/13 konnte den 2:1-Sieg der Jeunesse nicht verhindern.
Ob er ein paar Jahre später erneut torgefährlich im Endspiel sein wird, zeigt sich am Freitagabend ab 20.00 Uhr. Diesmal allerdings möchte er selbst derjenige sein, der die Trophäe überreicht bekommt. 2015 wurde diese Ehre dem damaligen Ersatzkapitän Mathias Jänisch zuteil, im Jahr zuvor war es Philippe Lebresne gewesen und bei der Premiere 2011 nahm Abwehrchef Jean Wagner die Coupe entgegen.
Tageblatt: Die Saison ist in der Meisterschaft nicht so gut für Differdingen gelaufen, woran lag das?
Geoffrey Franzoni: Das stimmt, zu Saisonbeginn hatten wir ganz andere Ziele als einen fünften Platz. In der vorangegangenen Saison konnten wir auf Platz zwei abschließen und wir wollten wieder vorne mitmischen. Die Saison ist aber nicht so gelaufen, wie wir uns das vorgestellt hatten. Es gingen Spiele verloren, die wir hätten gewinnen müssen. Es kam Unruhe ins Team und es gab zwei Trainerwechsel. Dabei besitzt die Mannschaft mehr Qualität als für einen fünften Platz.
Mit dem Pokalsieg könnte der Verein die Saison demnach retten …
Das ist eben der positive Aspekt, der uns geblieben ist. Wenn wir den Pokal gewinnen, dann sind wir doch noch für das europäische Geschäft qualifiziert. Die Coupe de Luxembourg ist immer das zweite Standbein der Saison. Wir haben uns dieses Finale verdient, da wir mit Hesperingen und Niederkorn zwei Titelkandidaten ausgeschaltet haben. Wir freuen uns darauf, der Pokal hat seinen eigenen Reiz, und dass wir im neuen Stade de Luxembourg antreten werden, macht es zu einem ganz besonderen Spiel.
Für Sie persönlich wird es die fünfte Finalteilnahme sein. Können Sie Ihre Mitspieler zusätzlich motivieren, auch in Ihrer Rolle als Kapitän?
Ich glaube nicht, dass man irgendeinen Spieler zusätzlich für ein Pokalfinale motivieren muss. Die sind alle heiß auf dieses Endspiel. Aber es stimmt, für meine Kameraden wird es das erste Finale sein, in dieser Hinsicht bin ich ein „alter Hase“ und ich kann ihnen etliche Anekdoten erzählen.
Welches Finale ist Ihnen am liebsten in der Erinnerung geblieben?
Ein Pokalfinale ist immer etwas Besonderes, also alle. Nicht so toll war am Ende das Finale 12/13, weil wir es verloren haben. Auch das erste Endspiel wurde zum Schluss etwas getrübt, weil ich zur Dopingkontrolle musste. Dadurch konnte ich nicht mit den Kollegen auf dem Platz feiern und ich stieß erst eine Stunde später dazu. Dann konnte ich endlich mitfeiern.
Wie schätzen Sie Ihren Gegner Mersch ein?
Sie haben im Pokal eine super Runde hingelegt und auch in der Meisterschaft geglänzt. Ich denke schon, dass sie BGL-Ligue-Niveau haben. Ich habe Mersch nur einmal spielen gesehen, gegen Mondorf. Sie können uns schon wehtun. Für die meisten Merscher wird es das Spiel ihres Lebens sein und sie werden auf dem Platz alles raushauen. Aber so richtig einschätzen kann ich sie nicht, unsere Trainer haben sie mehrfach beobachtet und die werden uns richtig auf diesen Gegner einstellen.
Läuft Ihre Mannschaft nicht Gefahr, den Gegner zu unterschätzen?
Wer in einem Pokalfinale steht, der ist nicht zu unterschätzen. Dessen sind wir uns alle bewusst. Auch, dass Pokalspiele ihre eigenen Gesetze haben, da gibt es keine „Großen“ und keine „Kleinen“. Mit dem Anpfiff stehen die Chancen 50 zu 50. Alle Spieler in der Mannschaft werden das Spiel zu 100% konzentriert angehen und wir sind motiviert bis in die Haarspitzen.
Wie will Differdingen das Finale angehen?
Das wird sich finden. Wir mussten erst mit der Meisterschaft abschließen. Erst danach konnten wir uns mit dem Pokalfinale beschäftigen. Wir haben unter der Woche jeden Tag trainiert und die Trainer werden uns die richtige Richtung vorgegeben. Was dabei rauskommt, wird sich am Freitag zeigen.
Sie sind 32 Jahre alt. Wie wird es mit Ihnen und Differdingen nach dem Finale weitergehen?
Zunächst wollen wir das Endspiel gewinnen – und ich hoffe, dass uns das gelingen wird. Erst dann können wir uns Gedanken machen. Ich weiß aber aus den vorigen Pokalerfolgen, dass es ein ganz besonderer Moment ist, insbesondere wenn man beim Umzug in Differdingen durch die Menge fährt und die Menschen jubeln. Die Belohnung wird die Teilnahme am Europapokal sein. Für ein paar Spieler wird es die erste internationale Erfahrung sein. Es gibt Unmengen von Profifußballern, denen diese Ehre nie in ihrer Karriere zuteilwird. Meine persönliche Zukunft steht noch offen, ich werde mich nach dem Finale mit den Vereinsverantwortlichen zusammensetzen und ich bin zuversichtlich, dass wir eine gute Lösung finden werden.
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