Nicht die University of Oregon an der amerikanischen Ostküste, sondern die Lunex in Differdingen: Die Studienpläne von Lucas Correia haben in der vergangenen Woche eine drastische Wendung genommen. Mit Sack und Pack kehrte der Student am vergangenen Sonntag noch vor Semesterbeginn nach Luxemburg zurück. „Sowohl fußballerisch als auch schulisch war es nicht das, was ich mir erwartet hatte. Die Saison der Universitäts-Meisterschaft wäre nur von August bis Dezember gelaufen.“
Nicht gerade unwesentliche Informationen, die er erst nach seiner Ankunft in Eugene bekommen hat: „Am Telefon hatte man mir von der Möglichkeit einer Summer League erzählt, bei der Profiklubs zum Scouting anreisen würden. Nach Gesprächen mit anderen Studenten stellte sich dann heraus, dass die Realität anders aussah und sich niemand für diese Tests anmelden würde.“
Ernüchterung machte sich breit und er musste eine schwere Entscheidung treffen – besonders des Fußballs wegen. „Die Willkommenskultur in Amerika und das Leben am Campus waren einfach großartig. Doch für meinen Traum einer Profi-Karriere musste ich über diese Spaßfaktoren hinwegsehen. Es wäre nicht der richtige Weg gewesen.“ Correia hatte nie einen Hehl daraus gemacht, die BGL Ligue früher oder später verlassen zu wollen. Ob es nun erneut sechs Monate, ein Jahr oder mehr dauern würde, sei nicht entscheidend. Da er keinen offiziellen Vertrag für die Universitäts-Mannschaften gebraucht hätte, war er ohnehin weiter auf dem Galgenberg lizenziert.
Es kann jeder mal einen schlechten Tag haben. Das ist vollkommen normal. Allerdings gibt es ‚Basics’ wie Mentalität, Aggressivität, Siegeswillen oder Laufbereitschaft, die man trotzdem zeigen muss, wenn es schlecht läuft.
Doch es gab eine andere Sorge, die er vor seiner Entscheidung, zur „Doyenne“ zurückzukehren, erst einmal aus der Welt schaffen musste. Denn in Zwischenzeit hat Vater Miguel Correia den Trainerstab übernommen – und ist aus der Rolle des Assistenztrainers herausgetreten. „Seit vier, fünf Jahren kannte man uns nur als Duo bei der Fola. Ich wollte ihm seinen Platz lassen und ihm nicht im Weg stehen. Den Sohn im Team zu haben, macht seinen Job nur noch schwerer. Es ist ein Druck für uns beide. Wir haben viel darüber geredet, aber er hat mir versichert, dass es kein Problem sei.“
Zurück im Elternhaus, das er eigentlich erst wieder im Dezember betreten wollte, gab es aber bislang noch nicht viel Austausch. Correia beobachtete allerdings, dass der Fußball seinen Vater mittlerweile bis tief in die Nacht beschäftigt. „In diesen Momenten fühle ich mit ihm, er tut mir leid. Es ist nicht das Debüt, das man sich wünscht.“ Am vergangenen Sonntag kehrte Correia aus den Staaten zurück und erlebte das 0:3 in Monnerich als Zaungast. Eine Woche später stand er beim 0:6 in Differdingen dann selbst wieder 90 Minuten auf dem Platz.
„Nicht nur reden“
Die Situation sei „kompliziert“, beschrieb es Lucas Correia. „Wir dürfen uns nicht selbst belügen. Nach zwei Klatschen geht es jetzt darum, Stolz zu zeigen. Es ist einer Fola nicht würdig, im unteren Teil der Tabelle zu stehen und sich drauftreten zu lassen.“ Der Offensivspieler legte den Finger in die Wunde: „Am Samstag hatten wir allesamt das schlechteste Training, an das ich mich erinnern kann – mich einbezogen. Wir müssen endlich aufwachen. Darüber zu reden, reicht nicht.“
Der Stachel sitzt tief. Auch die beiden anderen Neuzugänge, Yanis Lahrach und Ilyess Jeridi, die am Sonntag erstmals präsentiert wurden, wurden von diesem Negativstrudel mitgerissen. „Es kann jeder mal einen schlechten Tag haben. Das ist vollkommen normal. Allerdings gibt es ‚Basics’ wie Mentalität, Aggressivität, Siegeswillen oder Laufbereitschaft, die man trotzdem zeigen muss, wenn es schlecht läuft. Das war bei uns eben nicht der Fall.“
In Esch war man sich vor Saisonbeginn bewusst, dass neue Zeiten anbrechen würden. Doch mit sieben Punkten aus drei Spielen war der Auftakt geglückt – und hat möglicherweise über Probleme hinweggetäuscht. „Wir müssen diese Niederlage verdauen, aber nicht vergessen. In dieser Woche werden wir uns in die Augen schauen und müssen wieder zu einem Team zusammenwachsen.“ Statt Taktik und Co. wird man bei der „Doyenne“ also erst einmal die mentale Situation in Angriff nehmen. Dann hat der Verein laut Correia wieder allen Grund, optimistisch in die Zukunft zu schauen. „Ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass wir die Qualitäten haben, um etwas Großes zu erreichen.“
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können