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GeneralversammlungFLAM-Präsident Serge Schaul: „Niemand wird einen Cent weniger bekommen“

Generalversammlung / FLAM-Präsident Serge Schaul: „Niemand wird einen Cent weniger bekommen“
Serge Schaul würde sich wünschen, in Zukunft nur noch für die Angelegenheiten des Judo zuständig zu sein Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

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Die Pläne der FLAM (nationaler Kampfsportverband) sind nicht neu: Judo, Karate und Taekwondo wollen den Dachverband verlassen und auf eigenen Füßen stehen. Am heutigen Mittwoch stimmen die Vereinsmitglieder ab 19.00 Uhr im Strassener Centre Barblé bei der Generalversammlung über diese historische „Neustrukturierung“ ab. 

Tageblatt: Werden Sie am Mittwoch Ihre letzte Ansprache als FLAM-Präsident bei einer Generalversammlung halten?

Serge Schaul: Wenn alles nach Plan läuft, dann ja. 

Das heißt also, dass Sie unbedingt eine Bestätigung vom Plenum wollen?

Ganz klar. Wir hatten erst gestern ein Gespräch mit Ralf Lentz (dem Generalsekretär des COSL). Das Ziel ist, dass wir nächstes Jahr im März bei der Generalversammlung des Olympischen Komitees die neuen Verbände aufnehmen können. 

Welche Aufgaben müssten bis dahin erledigt werden?

Sollten wir die Grundsatzvereinbarung der Mitglieder bekommen, werde ich um ein Treffen mit dem Sportminister bitten. Wir hätten dann nämlich das Einverständnis der AG sowie die Unterstützung des COSL. Dann würden wir hoffentlich so schnell wie möglich eine Antwort des Ministeriums bekommen. Ab September müssten dann die unterschiedlichen Konventionen angepasst werden, beispielsweise mit der Coque, der nationalen Kampfsporthalle und dem Sportlycée. Wenn wir aus der FLAM austreten, sind wir ja nicht mehr Teil dieser Konventionen. Sobald das erledigt ist, könnten die neuen Verbände dann in das RCS (das nationale Handels- und Firmenregister) aufgenommen werden. 

Wie stehen die Mitglieder derzeit zu den Plänen?

Im Großen und Ganzen konnten alle Fragen beantwortet werden. Sagen wir es mal so: Wenn die großen Sportarten alle dafür abstimmen, dann wäre das die Mehrheit. Ich denke, dass die Pläne positiv angenommen worden sind, da sie eine Chance für alle bietet. Die kleinen Sportarten werden keine Nachteile haben. 

Welche Sorgen wurden an Sie herangetragen?

Vor allem finanzieller Natur, aber eher, weil die Leute nicht wussten, wie die FLAM überhaupt aufgestellt ist. Solange alles läuft, braucht man sich normalerweise ja auch keine Sorgen zu machen. Jetzt ist es allerdings so, dass die kleineren Sportarten diese Aufgaben selbst erledigen müssen. Am Grundprinzip ändert sich aber nichts. Es ist ja auch kein FLAM-Projekt, sondern der Wille von drei Disziplinen, aus dem Verband auszutreten. Bei unserer Informationsversammlung merkte man schon, dass es eher Unwissenheit war, als Angst um die Zukunft. Es muss ein neues Exekutivbüro aufgestellt werden, um das sich bislang eigentlich die drei großen Sportarten gekümmert haben. Es wird auf allen Ebenen transparent gearbeitet und die Kleinen haben sich erste Gedanken um die Neuaufstellung gemacht.

Um bei den Finanzen zu bleiben: Wie sieht das Budget der FLAM aus?

Das hängt davon ab, ob man die Personalkosten, die vom Staat finanziert werden, mit einkalkuliert. Eine Lizenz beläuft sich auf 40 Euro, davon gehen 37 an die besagte Disziplin. Wenn eine Sportart 100 Lizenzen hat, hat sie ein Budget von 3.700 Euro. Die FLAM an sich hat also nicht wirklich ein großes Budget, während es bei den Sportarten an die Anzahl der Lizenzierten gekoppelt ist. Der FLAM stehen rund 40.000 Euro für den Alltagsbetrieb zur Verfügung. Zudem werden die olympischen Sportarten vom Ministerium oder vom COSL unterstützt, um die Kosten der Auslandsreisen zu decken. Im Moment werden die Gelder vom Ministerium an die FLAM überwiesen und dann verteilt. Das würde dann in Zukunft gleich auf das Konto der jeweiligen Sportart gehen. Jeder war also schon in der Vergangenheit für sein eigenes Budget zuständig. Die Neustrukturierung würde absolut keine finanziellen Änderungen mit sich bringen. Niemand wird einen Cent weniger bekommen. Es wäre ja dumm, wenn es andersrum wäre. Der einzige Punkt, der noch geklärt werden muss, ist die Aufteilung der Büros und das Budget für den Alltagsbetrieb. 

Wie sieht die aktuelle Personaldecke aus – und wie könnte sie sich verändern?

Wir haben eine Direktorin, die für die gesamte FLAM zuständig ist. Wir haben dreieinhalb Nationaltrainer-Posten (2 Judo, 1 Karate, 0,5 Taekwondo) sowie zwei Technische Direktoren (Judo, Karate). Dann haben wir einen administrativen Posten für Karate sowie eine Stelle, die sich Taekwondo und Judo aufteilen. Die Assistenztrainer werden nicht subventioniert. Ich habe dem Sportminister damals im Gespräch erklärt, dass das Ziel sei, dass der Karate-Bereich eventuell einen weiteren Nationaltrainer einstellen könnte – und Taekwondo einen weiteren halben Posten. Rechnet man das aus, bräuchten wir also für eine Vergrößerung auf vier Verbände maximal zwei Personen mehr. Ich meine, dass der Sportminister damit leben könnte. Er hat mir logischerweise noch keine offizielle Bestätigung gegeben, aber er war auch nicht abgeneigt. 

Welches ist das Hauptargument, mit dem Sie die Mitglieder überzeugen möchten?

Es gibt nicht nur eins. Wir haben erst vor einer Woche auf Malta ein weiteres dazubekommen: In zwei Jahren werden bei internationalen Turnieren keine Multisportverbände mehr teilnehmen dürfen. Heißt also, dann wären unsere Athleten nicht mehr startberechtigt, da wir kein eigenständiger Verband sind. Die Tendenz geht klar in diese Richtung, weshalb auch Zypern diesen Weg bereits eingeschlagen hat.

Zudem sind wir vom Personal her an der Decke angelangt. Es würde schwer werden, noch aufzustocken. Auf eigene Faust kann sich dann jeder nach eigenen Wünschen vergrößern.

Der Staat unterstützt zudem sechs Reisen ins Ausland. Doch wer hat ein Anrecht darauf, wenn es weitaus mehr Disziplinen sind? Zu guter Letzt geht es um die Entscheidungswege. Wenn der Judo einen neuen Nationaltrainer einstellen will, werden erst die internen Gespräche geführt. Dann entscheidet das „Comité directeur“. Das dauert unendlich lange. Es war auch nie wirklich richtig, dass ein Judoka entscheidet, welchen Nationaltrainer der Karate auswählen soll, da die Fachkenntnisse fehlen. 

Apropos Karate. Welchen Eindruck hat der neugewählte Vorstand seit April hinterlassen?

Die Transparenz ist wesentlich größer geworden. Eine Kommunikation, wie wir sie gerade erleben, gab es vorher noch nie. Sie sind sich bewusst, dass sie finanziell nicht gut dastehen, aber sie wollen aus diesem Loch rauskommen. Ob es in Zukunft keinen Streit mehr geben wird, weiß niemand. Aber bei den JPEE habe ich mich mit vielen anderen Leuten unterhalten, die mir erzählt haben, dass es in ihren Verbänden ebenfalls Probleme gibt. Der Unterschied ist, dass es nicht in der Zeitung steht, während es im Karate Menschen gab, die dachten, das wäre der richtige Schritt. 

Ein Austritt trotz Schulden ist aber nicht drin, oder?

Meinen letzten Informationen zufolge sind sie der FLAM noch rund 40.000 Euro schuldig. Bislang hat der Dachverband das immer aufgefangen. Sie haben aufgrund ihrer 3.000 Lizenzen aber geplant, mit ein paar Einsparungen, bis Ende des Jahres wieder sauber dazustehen. Ich bin da sehr optimistisch. 

Bedeuten die Einsparungen, dass die Sportler es ausbaden müssen?

Nein. Aus meiner Sicht gab es zuletzt viele unnütze Ausgaben bei Auslandsreisen. Es wurden 15 Leute zu einer Weltmeisterschaft geschickt. Zudem waren irgendwie sehr viele Betreuer mit den Sportlern unterwegs. Es gibt noch weitere Punkte, über die ich an dieser Stelle nicht sprechen werde. Es soll nicht auf Kosten der Athleten gespart werden. Sie genießen Priorität. 

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