Résidence-Coach Frank Baum saß nach der Niederlage am Sonntag noch lange am Spielfeldrand und wirkte ratlos. Dass sein Team zu Hause gegen die bis zu diesem Zeitpunkt ebenfalls noch sieglosen Musel Pikes am Ende so deutlich verlieren würde, machte ihn schon ein wenig sprachlos. Durch die 64:92-Niederlage gegen seinen alten Klub, bei dem Baum nicht weniger als neun Jahre auf der Trainerbank saß, ist die Résidence das einzige Team, das in der Total League nach dem vierten Spieltag noch immer auf seinen ersten Sieg wartet.
Dass es kein leichter Saisonstart werden würde, dessen war man sich im Walferdinger Lager bereits in der Vorbereitung bewusst. „Wir wissen, dass Rückschläge auf uns zukommen werden“, erklärte Trainer Frank Baum noch vor der laufenden Spielzeit. In einer solchen Phase befindet sich sein junges Team nun bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt. Die Gründe für den schwierigen Saisonstart sind bei Walferdingen hingegen vielfältig.
Abgänge
Mit Max Schmit (25:36 Minuten Einsatzzeit im Schnitt 2017/18), Vic Heuschling (17:35) und Oliver Vujakovic (33:03) haben drei Spieler den Verein in der Zwischensaison verlassen, die in der letzten Saison einen hohen Anteil an Einsatzzeit bekamen. Neben dem neuen Kapitän Kevin Moura sowie Patrick Arbaut stehen dem Trainer ausschließlich Spieler zur Verfügung, die entweder neu sind oder in der letzten Saison vor allem auf der Ersatzbank saßen. Dass das Team erst einmal eine mannschaftliche Geschlossenheit aufbauen und die nötige Chemie finden muss, ist Baum bewusst: „Bis auf drei Spieler kannten sich die Jungs vor der Saison auf dem Parkett nicht, ein Team zu formen, braucht Zeit. Hinzu kommt zudem der erst kürzlich getätigte Wechsel auf dem Ausländerposten, was das Ganze nicht einfacher macht.“ Vor allem Kevin Moura, der bis dato in dieser Saison im Schnitt 18 Punkte erzielte, benötigt mehr Unterstützung.
Profispieler
Mit den ausländischen Akteuren tat sich die Résidence in den letzten Jahren enorm schwer. Jordan McDaniel, Ryen Vilmont, Jesse Reed, Ryan Nicholas, Julian Scott, Vincent Bailey, Austin Freeman oder Jalen Nesbitt sind alles Spieler, die in den letzten beiden Jahren in Walferdingen unter Vertrag standen, und einige dieser Namen dürften in Luxemburg bereits längst wieder in Vergessenheit geraten sein. Für die aktuelle Saison hatte man mit Treg und Trevor Setty ein Bruderpaar verpflichtet, das bereits Erfahrung im europäischen Basketball sammeln konnte. Beide entsprechen jedoch nicht dem Typ des klassischen Center-Spielers und so war die Durchschlagkraft der Résidence unter dem Korb bisher eher bescheiden. Nach den Weggängen von Vujakovic und Heuschling fehlen Walferdingen auch bei den luxemburgischen Spielern in diesem Bereich die Alternativen. Somit reagierte man bereits nach dem dritten Spieltag und ersetzte Trevor Setty durch Maurius Hill, der jedoch nach den wenigen Trainingseinheiten bei der Résidence gegen die Musel Pikes noch kaum auffallen konnte.
Verunsicherung
Mit einem Schnitt von 63,75 Punkten pro Spiel besitzt Walferdingen zurzeit die schwächste Offensive der Liga. Im Duell gegen die Musel Pikes landeten nur 31 Prozent der Würfe im Korb, von der Dreier-Linie waren es sogar nur 20 Prozent. Das Team zeigte sich komplett verunsichert. „Es ist inzwischen wohl auch eine Kopfsache. Die Spieler setzen sich zu sehr unter Druck und blockieren dann“, bestätige auch Trainer Baum. Auch die nötige Intensität fehlte im Duell der Schlusslichter. Nach 30 Minuten hatten die Spieler um Kevin Moura beispielsweise nur neun Fehler auf der Tafel stehen, die Résidence reagierte allgemein zu zaghaft. Doch gerade im Tabellenkeller bedarf es eines aggressiven Auftretens, um wieder herauszukommen. Am Ende besaßen die Musel Pikes einfach die nötige Kaltschnäuzigkeit, die aufseiten der Résidence fehlte.
Schweres Auftaktprogramm
Das Auftaktprogramm war für die Résidence zudem alles andere als einfach. Direkt zum Auftakt kassierten Moura und Co. eine deutliche 71:107-Klatsche gegen den Vorjahresfinalisten und Titelfavoriten Ettelbrück. Es folgten Niederlagen gegen den überraschenden Tabellenleader Racing sowie gegen Titelverteidiger Steinsel. Demnach allesamt Mannschaften, die sich aktuell an der Tabellenspitze befinden. Und auch wenn die Musel Pikes zurzeit im Tabellenkeller festhängen, hat der Finalist der Jahre 2016 und 2017 auf jeden Fall das Potenzial, weiter vorne mitzumischen. Die richtigen Härtetests für Walferdingen dürften demnach die Duelle gegen den Kordall (Spieltag 7) und Fels (Spieltag 9) sein. Auch das Pokalspiel am morgigen Mittwoch gegen Fels könnte von großer Bedeutung sein. Denn wie auch Baum erklärte, braucht man dringend ein Erfolgserlebnis, auf das man aufbauen kann.
Bisherige Ergebnisse:
Ettelbrück – Walferdingen 107:71
Walferdingen – Racing 65:74
Steinsel – Walferdingen 87:55
Walferdingen – Musel Pikes 64:92
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