Tageblatt: Michel Ries, Ihr erstes Paris-Nice liegt hinter Ihnen. Sind Sie mit dem Verlauf des Rennens zufrieden?
Michel Ries: Für mich war es eine sehr positive Woche. Paris-Nice ist schon ein spezielles Rennen. Es ist sehr nervös, weil es die erste große Rundfahrt im Jahr ist. Als Mannschaft können wir sehr zufrieden sein und auch ich persönlich bin mit meiner Leistung, die ich bringen konnte, sehr froh. Die Form ist sehr gut.
Kévin Vauquelin hat sich nach einem Sturz auf der 7. Etappe um ein gutes Ergebnis in der Gesamtwertung gebracht. Am Ende wird er 18. Mit weniger Pech wäre sicherlich mehr drin gewesen.
Sicherlich. Er wurde auf der ersten Bergetappe Fünfter und fuhr mit den Favoriten vorne mit. Unsere Ambitionen waren also höher als das, was am Ende herauskam. Der Sturz auf der Etappe am Samstag hat uns und ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht. Er hat auf der Etappe viel Energie liegen lassen, um zum Hauptfeld zurückzukommen. Die Körner haben dann am letzten Berg gefehlt.
Arkéa Samsic hatte die jüngste Mannschaft am Start. Welche Rolle spielt die Erfahrung bei einem solchen Rennen?
Für viele von uns war es die erste Teilnahme bei Paris-Nice. Erfahrung spielt auf dem Niveau eine große Rolle. Wir hatten eben nicht die Erfahrung, die andere Teams hatten. Wir haben aber in diesem Jahr viel gelernt und haben uns gut geschlagen. In den wichtigen Momenten waren wir vorne dabei. Wir bereuen nichts und können positiv auf das Rennen zurückschauen. Auch, wenn am Ende das Top-Resultat fehlt. Kévin (Vauquelin) ist 18. geworden. Die Leistung, die wir in diesem Jahr gezeigt haben, verspricht viel für die Zukunft.
Vauquelin hat die Nachwuchsfahrerwertung auf Platz 3 beendet, Sie auf Platz 4 – obwohl Sie eine Rolle als Helfer ausgefüllt haben. Bedeutet Ihnen diese Wertung etwas?
Da war für mich die Gesamtwertung nie ein Thema war, habe ich da auch nicht drauf geschaut. Wenn man auf die Gesamtwertung fährt, macht man ein ganz anderes Rennen, als ich es getan habe.
Sie haben viel über das Team gesprochen – wie bewerten Sie Ihre persönliche Leistung?
Die ersten Etappen waren nicht dafür geeignet, meine Qualitäten zu beweisen. Ich habe versucht, Stürze zu vermeiden, und habe mich aus den Finals rausgehalten. Von der 3. Etappe an, dem Teamzeitfahren, bis nach Nice habe ich ein sehr gutes Gefühl gehabt. Ich mache mir jedoch Vorwürfe wegen der letzten Etappe. Ich hatte extrem gute Beine, aber leider war ich in einem wichtigen Moment nicht gut platziert. In einer Abfahrt, in der das Peloton explodiert ist, war ich nicht da, wo ich hätte sein müssen. Ich bin das gesamte Rennen dann von hinten gefahren und bin von Gruppe zu Gruppe nach vorne gesprungen. Es war der letzte Tag, für uns war das Gesamtklassement nicht mehr so wichtig und deswegen hatten wir mehr Freiheiten. Mit den Beinen und der Form wäre mehr drin gewesen. Aber insgesamt muss ich sagen, dass ich sehr zufrieden bin.
Ist Paris-Nice-Sieger Tadej Pogacar aktuell unschlagbar?
Das ist schwer zu sagen. Er fährt sehr entspannt, ist nie gestresst. Selbst, wenn er das Team nicht um sich herum hat oder weniger gut platziert ist, ist er ruhig. Das zeigt, dass er enorm viel Selbstvertrauen hat. Er ergreift auch Initiativen ohne seine Mannschaft. Wenn ich mir die Finals im Nachhinein anschaue, dann sehe ich schon, wie stark er ist. Ob er unschlagbar ist, das weiß ich nicht. Es ist auf jeden Fall sehr schwer, ihn zu besiegen.
Wie sieht Ihr Programm in nächster Zeit aus?
Ich werde an der Baskenland-Rundfahrt (3.-8.4./2.UWT) teilnehmen, vorher noch am Gran Premio Miguel Indurain (1.4./1.Pro). Vor den beiden Rennen werde ich noch ins Trainingslager gehen.
Bleibt der Giro d’Italia nach dieser starken Leistung bei Paris-Nice in Ihrem Programm erhalten oder blicken Sie auf die Tour de France?
Ich werde in diesem Jahr den Giro fahren. Es ist keine Option, beide Rundfahrten zu bestreiten. Das ist eine ganz schwierige Kombination und es gibt nur wenig Fahrer, denen dies gut gelingt. Giro und Vuelta ist da schon viel wahrscheinlicher. Die Tour spielt immer eine Rolle, aber nicht in diesem Jahr. Ich hoffe, in Frankreich mal starten zu dürfen. Ich muss mich dafür aber weiter beweisen. Die Art und Weise, wie ich bei Paris-Nice gefahren bin, hat aber gezeigt, dass ich für die Tour de France infrage komme.
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