Als sich Dominik Stolz die hellblaue Kapitänsbinde in der 77. vom Arm zog, um sie Mitspieler Olivier Marques zu übergeben, verzog der Deutsche das Gesicht. Kurz zuvor hatte der 33-Jährige der Trainerbank deutlich gemacht, dass er seinen Arbeitstag beenden müsste. Wie sich später herausstellte, war auch er nach dem aufopferungsvollen Abend in Bratislava von Krämpfen geplagt worden.
Denn Stolz und Co. hatten besonders in den ersten 45 Minuten der Champions-League-Begegnung gezeigt, dass sie gegen Slovan Bratislava nicht nur ebenbürtig, sondern phasenweise überlegen sein können. „Wir haben gut begonnen und sind zu Recht in Führung gegangen“, fasste der Angreifer zusammen. Er war es, der beim Elfmeter die Verantwortung übernommen und sich den Ball am Punkt zurechtgelegt hatte. Der gegnerische Keeper flog in die andere Ecke – und der Spieler mit der Nummer Zehn durfte sein siebtes Europapokaltor bejubeln: „Es geht in erster Linie um die Mannschaft. Gerade einen Elfmeter muss man in dieser Situation reinmachen, um dem Team zu helfen. Man hat auch ein bisschen Druck, wenn auswärts so ein Pfeifkonzert losgeht. Aber im Endeffekt ist es egal, ob das in der Champions League ist oder gegen einen kleineren Klub in der BGL Ligue.“
Zu passiv
Die Führung, die sich die Hesperinger herausgespielt hatten, war allerdings nur von kurzer Dauer, da der Slovan-Kapitän Vladimir Weiss ebenfalls nach Standard ausgleichen konnte. Für Stolz war es ein „bisschen ärgerlich“. Doch der Swift ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und hielt an den Vorgaben des Trainers fest, der einen solidarischen Auftritt gefordert hatte. „Wir waren super vorbereitet. Das hat man in der ersten Hälfte auch gesehen. Da müssen wir uns an die eigene Nase fassen, dass wir in der zweiten Hälfte nicht wenigstens noch ein ‚Törchen’ gemacht haben. Es war auf jeden Fall möglich“, meinte er und nannte auch gleich den Grund dafür: „Nach der Pause waren wir zu passiv. Wir haben insgesamt zu wenig gemacht, auch weil wir uns vielleicht zu sehr darauf verlassen haben, in Überzahl zu sein. Du musst das Spiel eigentlich gewinnen und dir zumindest die Chancen erspielen. Wir hatten dann nicht mehr die Tiefe, die nötig gewesen wäre. Ein 1:1 ist trotzdem eine gute Ausgangsposition, wir sind noch im Rennen.“
Die Chancen, den Einzug in die zweite Runde der Königsklasse im Stade de Luxembourg (Mittwoch, 20.00 Uhr) perfekt zu machen, seien „sehr realistisch. Wir brauchen uns vor Bratislava nicht zu verstecken. Vielleicht haben sie uns unterschätzt. Das wird noch einmal ein sehr heißer Tanz. Viele haben uns wohl nicht zugetraut, dass wir hier ein Unentschieden holen würden.“ Zu denjenigen gehörten definitiv die Slovan-Anhänger – aber auch die gegnerische Mannschaft: „Man hat gemerkt, dass sie unzufrieden waren. Im Vorfeld hatten einige ein 6:0 gefordert. Der Druck war groß. Nach dem Rückstand wurden die Spieler nervös und die Zuschauer unruhig. Da hätten wir vielleicht den zweiten Punch machen müssen. Das können wir uns vorwerfen, ansonsten bin ich guter Dinge, dass wir es dann im Rückspiel schaffen.“
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