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Radsport-LandesmeisterschaftDer stärkste Mann rund um Berburg: Alex Kirsch gewinnt das Straßenrennen

Radsport-Landesmeisterschaft / Der stärkste Mann rund um Berburg: Alex Kirsch gewinnt das Straßenrennen
Feierte am Sonntag in Berburg mit seiner Familie seinen zweiten Sieg als Profi: Alex Kirsch Foto: Editpress/Luis Mangorrinha

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Alex Kirsch hat am Sonntag rund um Berburg sein Doublé perfekt gemacht: Nach seinem Sieg am Mittwoch im Zeitfahren gewann er auch das Straßenrennen der Landesmeisterschaft. Das Podium vervollständigten Michel Ries und Mats Wenzel. Landesmeister bei der Elite ohne Vertrag wurde Tim Diederich. 

Auf den letzten 500 Metern hatte Alex Kirsch zum ersten Mal in seiner Karriere ganz viel Zeit. Ganz viel Zeit darüber nachzudenken, wie er auf dem Siegerfoto jubeln sollte. „Es war unglaublich emotional“, sagt der neue Landesmeister. „Ich bin bis zum letzten Kilometer voll gefahren. Ich dachte mir, dass ich mir dann auf den letzten Metern mehr Zeit lassen könnte. Die Emotionen kamen kurz vor dem Ziel dann hoch. Das Rennen hätte für mich nicht perfekter laufen können.“

Mit 31 Jahren wird Kirschs Karriere jetzt noch runder. Nach seinem Sieg beim Zeitfahren der Landesmeisterschaft am Mittwoch feiert er nun seinen zweiten Profisieg – und wird zwölf Monate im rot-weiß-blauen Trikot durch die Welt reisen. „Ich bin unfassbar glücklich darüber. Das ganze Rennen war ein Traum.“

Ein Traum, der jedoch eher mit einer Art Albtraum startete. Denn Kirsch sagte nach dem Rennen: „Ich habe mich selten so schlecht vor einem Rennen wie heute (Sonntag) gefühlt. Mich hat beim Training am Samstag ein Auto angefahren. Die Vorbereitung auf das Rennen lief alles andere als perfekt. Es hat sich aber zum Glück alles irgendwie eingefädelt. Ich habe mich von Runde zu Runde besser gefühlt“, so der Profi von Trek-Segafredo, der aller Voraussicht nach am 1. Juli bei der Tour de France starten wird. Es fehlt lediglich die offizielle Bestätigung seines Teams.

Jungels und Geniets früh hinten

Zu Beginn des Rennens hatten sich mit Mik Eser, Noé Ury, Pol Breser und Juan van Lelyveld vier Fahrer in der Ausreißergruppe wiedergefunden. Dahinter kämpfte Max Larry alleine um den Anschluss, den er allerdings nicht herstellen konnte. Anfangs der zweiten Runde machten Bob Jungels und Kevin Geniets das Tempo im Peloton.

Das Rennszenario veränderte sich jedoch in den nächsten Runden – und das nicht zur Freude der beiden Luxemburger, die bereits offiziell für die Tour de France nominiert sind: Ganz vorne fand sich nach vier gefahrenen Runden der Titelverteidiger Colin Heiderscheid mit Alexandre Kess als Duo wieder. Dahinter befand sich eine Gruppe von zwölf Fahrern mit zehn Sekunden Rückstand: Ury, Ries, Kirsch, Philippe Schmit, Tim Diederich, Mats Wenzel, Arthur Kluckers, Lenny Kleman, Rik Karier, Pries, Pol Breser und Ken Conter – mit einer Minute Rückstand fuhr Jungels dieser starken Gruppe hinterher. Geniets war zu diesem Zeitpunkt bereits aus dem Rennen ausgestiegen.

Jungels und Geniets kommen beide aus einem Höhentrainingslager, das sie auf die Tour de France vorbereiten soll. Am Sonntag in Berburg schienen beide Profis noch von den Strapazen gezeichnet. Während Geniets das Rennen also aufgab, kämpfte Jungels weiter um den Anschluss an die Gruppe um Kirsch, zu der er aber nicht aufschließen konnte.

Hitze bereitet große Probleme

Dass Jungels den Anschluss an diese Gruppe verpasst hatte, war die große Chance für Kirsch, Ries und Co. „Ich habe zu den Conti- und Amateurfahrern gesagt, dass ich kein Interesse habe zu attackieren“, erklärte Kirsch. „Wir sollten so lange wie möglich zusammen in der Führung fahren, dann wird es schwierig, eine Minute zuzufahren. Bob kam zwar auf 40 Sekunden ran, aber wir haben gemerkt, dass er den Abstand nicht verkleinert, wenn wir zusammenfahren.“ Das Führungsduo wurde eingeholt. Fortan kämpften neun Fahrer um den Sieg.

Ein weiterer Aspekt war am Sonntag die Hitze rund um Berburg. Weil einige Fahrer damit Probleme hatten, mussten sie das Rennen aufgeben. Von insgesamt 52 gestarteten Radsportlern fuhren lediglich 33 über den Zielstrich. „Es war mit der Hitze wirklich sehr schwer“, gesteht Kirsch. „Ich wurde in jeder Runde mit ausreichend Wasser versorgt. Das war sehr wichtig.“

In der letzten Runde attackierte Kirsch – der jedoch mit seinem zweiten Platz beim Sprint der letzten Giro-Etappe seine Schnelligkeit unter Beweis stellte. Warum also die Attacke? „Ich wollte die anderen Fahrer einerseits testen, andererseits ging es auch darum, die Gruppe zu verkleinern. Ich habe mich mit einem Vorsprung auf die anderen wiedergefunden und habe mich dann entschieden, richtig durchzuziehen.“

Vierter Titel für Diederich

Im Überblick

Straßenrennen der Landesmeisterschaft in Berburg, Herren (52 Teilnehmer/142,2 km):
1. Alex Kirsch (Trek-Segafredo) in 3:25:35, 2. Michel Ries (UC Dippach/Arkea Samsic) 0:31 zurück, 3. Mats Wenzel (CT Atertdaul/Leopard TOGT) 0:31, 4. Tim Diederich (Snooze/1. Elite ohne Vertrag) 0:38, 5. Ken Conter (Snooze/2. Elite ohne Vertrag) 1:04, 6. Noé Ury (CT Atertdaul/3. Elite ohne Vertrag) 1:04, 7. Rik Karier (Velo Woolz) 1:31, 8. Luc Wirtgen (CT Kayldalll/Tudor) 2:35, 9. Bob Jungels (UC Dippach/Bora-hansgrohe) 3:28, 10. Cédric Pries (VC Schengen/Leopard TOGT) 3:28

Während Kirsch also nach 142,2 Kilometern vorne jubelte, stritt man sich dahinter um die Podiumsplätze. Ries konnte sich am Ende mit 31 Sekunden Rückstand auf den Sieger im Sprint gegen Wenzel durchsetzen. „Es war hart“, sagte Ries. „Als Alex (Kirsch) in der letzten Runde angegriffen hat, hat er schnell ein Loch gerissen. Es ging ein paar Meter bergab und dahinter war es unmöglich, wieder aufzuschließen. Man hätte direkt reagieren müssen. Wenn man nicht gut zusammenarbeitet, ist es kompliziert. Ich und Mats (Wenzel) sind gefahren, aber wir waren die Einzigen. Das ist immer eine komplizierte Situation. Es wurde viel geguckt. Wir waren vorne gestartet und wussten, dass wir bei der Hitze unsere Kräfte gut einteilen mussten. Mit Alex (Kirsch) und Arthur (Kluckers) wussten wir, dass wir vorne gut dabei waren, während Bob (Jungels) und Kevin (Geniets) hinten gefangen waren. Aber ich denke, dass Alex den Sieg heute verdient hat. Für mich ist es eine ordentliche Meisterschaft. Um zu gewinnen, hätte ich alleine ankommen müssen. Mit Alex war es kompliziert und es war auch nicht die ideale Strecke für mich. Ich bin nicht Puncheur genug. Nach dem Giro, wo ich nach meinem Sturz gelitten habe, und den darauffolgenden Rennen bin ich froh, dass ich endlich ein wenig kürzertreten kann. Ich werde Ende Juli bei der Polen-Rundfahrt wieder anfangen.“ 

Auch Wenzel, der das Podium komplettierte, blickt positiv auf das Rennen zurück. „Ich bin sehr zufrieden. Gegen die Profis ist es immer schwierig. Die Landesmeisterschaft ist ein spezielles Rennen: Die Profis wollen sich das nicht sagen lassen, dass Conti- oder Amateurfahrer besser sind. Das Podium war das Ziel. Es wäre gut gewesen, wenn wir die Überzahl ausgenutzt hätten. Colin hat sich in der Ausreißergruppe abgeschossen, Cédric bekam schlecht Luft. Ich habe mich sehr gut gefühlt, die Form ist erstaunlich gut.“ 

Auf Platz vier des Rennens fuhr dann Tim Diederich ins Ziel – damit durfte er seinen vierten Sieg im Straßenrennen der Landesmeisterschaft der Elite ohne Vertrag feiern. Nach sieben Siegen im Zeitfahren konnte er am Sonntag sein viertes Doublé feiern. „Ich konnte beweisen, dass ich mit 34 Jahren noch Profis folgen kann“, sagte der Fahrer von Snooze. „Am Ende kommt es immer auf Opfer an, die man für ein solches Rennen bringt. Es geht viel um Disziplin. Das Niveau wird immer höher, selbst bei den Amateuren.“ 

Hinter Diederich kamen mit Ken Conter, Noé Ury und Rik Karier weitere Amateure ins Ziel. Erst dann folgten auf Platz acht Luc Wirtgen, Jungels wurde Neunter. 

Sieger der Elite ohne Vertrag: Tim Diederich
Sieger der Elite ohne Vertrag: Tim Diederich Foto: Editpress/Luis Mangorrinha

Im Überblick

Die Straßenrennen-Landesmeister der anderen Länder (Auswahl):
Belgien:
Herren: Remco Evenepoel (Soudal – Quick Step)
Damen: Lotte Kopecky (SD Worx)
Dänemark:
Herren: Mattias Skjelmose (Trek-Segafredo)
Damen: Rebecca Koerner (Uno-X)
Deutschland:
Herren: Emanuel Buchmann (BORA-hansgrohe)
Damen: Liane Lippert (Movistar)
Frankreich:
Herren: Valentin Madouas (Groupama-FDJ)
Damen: Victoire Berteau (Cofidis)
Großbritannien:
Herren: Fred Wrigth (Bahrain-Victorious)
Damen: Pfeiffer Georgi (DSM)
Italien:
Herren: Simone Velasco (Astana Qazaqstan)
Damen: Elisa Longo Borghini (Trek-Segafredo)
Niederlande:
Herren: Dylan Van Baarle (Jumbo-Visma)
Damen: Demi Vollering (SD Worx)
Österreich:
Herren: Gregor Mühlberger (Movistar)
Damen: Carina Schrempf (Fenix-Deceuninck)
Portugal:
Herren: Ivo Oliveira (UAE Team Emirates)
Damen: Cristina Valente
Schweiz:
Herren: Marc Hirschi (UAE Team Emirates)
Damen: Marlen Reusser (SD Worx)
Slowenien:
Herren: Tadej Pogacar (UAE Team Emirates)
Damen: Urska Pintar (BTC City Ljubljana Scott)
Spanien:
Herren: Oier Lazkano (Movistar)
Damen: Mavi Garcia (Liv Racing TeqFind)

Jos
26. Juni 2023 - 12.58

@Benni
deen as 9. gin. Steet am Artikel ;)

Benni
26. Juni 2023 - 9.07

Gratulation an diesen jungen Sportler, wo war denn unser
Star Bora-Jungels ?