Der F91 Düdelingen hat, zumindest war den Reisestress betrifft, einen der angenehmeren Zielorte zugelost bekommen. Am Mittwoch brachen Coach Jay Shoffner und seine Spieler vom Findel aus per Linienflug nach Dublin auf. Im Richmond Park, einem rustikalen Stadion mit einem Fassungsvermögen von 2.500 Zuschauern (bei UEFA-Terminen), will der Tabellendritte der BGL Ligue dafür sorgen, dass es schon nächste Woche wieder auf eine Insel geht – sei es nach Malta (Gzira United) oder nach Nordirland (Glentoran).
Der Trainer jedenfalls war nicht nur vom Einsatz der Spieler beim Abschlusstraining angetan, sondern auch von der ehrwürdigen Kulisse, inmitten eines Wohnbezirks im Stadtteil Inchicore: „Mir gefällt diese Atmosphäre sehr. Es spiegelt eine Art Tradition zurück, das wird etwas Einzigartiges für die Spieler sein.“ In diesem urigen Tempel werden die Fans ganz dicht am Spielfeldrand sitzen. „Das kann für einige eine Herausforderung sein. Ich hoffe aber, dass sie es als positive Aufgabe sehen und sich darauf freuen. Die Zuschauer können ihr Motivationsfaktor sein.“
Vor einer Woche hat das Team von Shoffner bewiesen, dass es in der Lage ist, die „Pats“ zu schlagen. Obschon es letztlich in der Offensivausbeute haperte, wollte sich der Amerikaner nicht mit negativen Gedanken befassen: „Ja, es hätten mehr Tore sein können – aber es gab in diesem Hinspiel auch sehr viele positive Aspekte, auf die man aufbauen kann. Das wollen wir mitnehmen. Die Jungs sind bescheiden und gleichzeitig hungrig.“ Denn vieles haben Yahcuroo, Van Lingen und Co. richtig gemacht – und sich eine Menge gute Torchancen herausgespielt. „Für uns wird es darum gehen, noch intensiver als vergangene Woche anzutreten und die Aggressivität hochzuhalten. Das wird der Schlüssel sein“, blickte der Coach voraus. Vom Gegner erwartet er ein anderes Gesicht – energischer und angetrieben von den Zuschauern. Deshalb ist eins besonders wichtig: „Die ersten 20 Minuten zu überstehen und sich nicht von den Fans verrückt machen zu lassen.“
Entgegen den Statistiken
Für den F91 ist das Auswärtsspiel aber auch ein Rendezvous mit der Vergangenheit: Bislang ist die Stadt Dublin nämlich sozusagen ein rotes Tuch für den Verein. Unvergessen ist die Schmach vom Juli 2015. Damals ließen die Spieler vom inzwischen verstorbenen Trainer Michel Leflochmoan eine ganze Reihe an Chancen in Irland ungenutzt. Gegner war damals ein Zweitligist: das Studententeam vom University College in Dublin. „F91 scheitert an sich selbst“, titelte damals das Tageblatt, als im Rückspiel 23 Torchancen nicht für die Qualifikation zur zweiten Runde reichten.
Auch gegen Bohemians Dublin endete der europäische Sommer 2021 mit einer schmerzhaften 0:3-Auswärtspleite. Während Jonathan Joubert (inzwischen Torwarttrainer) alle vier Termine miterlebte, sind nur noch Samir Hadji, Jules Diouf und Filip Bojic aus der damaligen Mannschaft übriggeblieben. Und auch mit St. Patrick’s Athletic verbindet der Luxemburger Fußball nicht unbedingt die besten Erinnerungen: Die Jeunesse unterlag 2016 mit 0:1 im Richmond Park – das spätere 2:1 auf der „Grenz“ reichte nicht.
Glaubt man den Zahlen aus der Vergangenheit, hat der Gastgeber in seiner Spielstätte die besseren Karten. Dass das allerdings nicht unbedingt ausschlaggebend sein wird, zeigte sich vergangene Woche. Denn selbst die The Irish Times musste anerkennen, dass der F91 nicht so „eingerostet“ war, wie es sich „Jon Daly und sein Team erhofft hatten“.
Die Aufgebote
St. Patrick’s Athletic:
Tor: Daniel Rogers, Matt Boylan, Dean Lyness
Abwehr: Noah Lewis, Anthony Breslin, Joseph Redmond, Harry Brockbank, David Norman, Sam Curtis, John McGrath
Mittelfeld: Jamie Lennon, Chris Forrester, Jason McClelland, Alex Nolan, Jake Mulraney, Thijs Timmermans
Angriff: Eoin Doyle, Mark Doyle, Conor Carty, Mason Melia
Trainer: Jon Daly
F91 Düdelingen:
Tor: Didier Desprez, Joao Morgato, Enzo Esposito
Abwehr: Vincent Decker, Jules Diouf, Sylvio Ouassiero, Evann Mendes, Ismael Sidibé, Gaël Mbala, Kino Delorge
Mittelfeld: Dylan Kuete, Luka Rakic, Yannick Schaus, Filip Bojic, Bruno Frere, Sinan Altun, Edis Agovic, Oege-Sietse van Lingen, Ivan Englaro, Enzo Lima
Angriff: Yahcuroo Roemer, Samir Hadji, Herman Moussaki, Marc Thomas
Trainer: Jay Shoffner
Der Kapitän über die Favoritenrolle
Bruno Frere lief vergangene Woche erstmals als Kapitän des F91 auf. Komplett ungewohnt ist das für den 24-Jährigen nicht, da er bereits bei der Escher Fola in diese Rolle geschlüpft war. Trotzdem war er von der Entscheidung des Trainers überrascht. „Es ist eine Chance für mich.“ Das gilt auch für das Conference-League-Rückspiel im Richmond Park: „Das Stadion gibt einem das Gefühl, in der Premier League zu spielen, da die Zuschauer so nah an uns dran sind. Vielleicht ärgern sie uns, aber das darf uns nicht beeinflussen. Wir sind hier, um Fußball zu spielen. Wir müssen kompakt bleiben und mental auf der Höhe sein.“
Frere will trotz des knappen Vorsprungs nicht von einer Favoritenrolle reden – und sieht die Chancen bei 50:50. Demnach gilt es, besonders in einem Bereich besser zu sein als vergangene Woche: „Wir müssen effizient vor dem Tor sein.“
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