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Espace LavandierDer Escher Möbelladen wird bald zur Kunstgalerie

Espace Lavandier / Der Escher Möbelladen wird bald zur Kunstgalerie
Pit Lavandier  Foto: Editpress/Julien Garroy

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Die Schreinerei und der Möbelladen der Familie Lavandier gehören seit fast 100 Jahren zu Esch. In knapp zwei Monaten hört der Geschäftsführer, Pit Lavandier, auf. Das Haus am Boulevard Prince Henri hat der 83-Jährige an die Gemeinde verkauft. Es soll künftig als Lagerfläche für das Escher Theater und als Kunstgalerie für hochkarätige Ausstellungen dienen.

Auf der Fassade des auffälligen Gebäudes am Boulevard Prince Henri 29 thront ein riesengroßes L. Die Drehung am oberen Ende des Buchstaben stellt einen Holzspan dar. Im Fenster darunter kleben bunte Sticker, die Passanten auf reduzierte Preise aufmerksam machen.

Nur noch zwei Monate, dann ist Schluss. Bis dahin müssen die letzten Möbelstücke aus dem „Espace Lavandier“ raus. Zwei Stockwerke sind bereits leer. Denn Pierre Lavandier, der von allen Pit genannt wird, geht mit 83 Jahren in Rente. Na ja fast. Der jung gebliebene Mann mit dem grauen Schnurrbart will weiterhin als Berater im Möbelgeschäft aktiv bleiben und plant, ein kleines Büro in Esch zu eröffnen. Nichtstun passt nicht zu ihm.

Das auffällige Haus am Boulevard Prince Henri wird bald zur Kunstgalerie umfunktioniert
Das auffällige Haus am Boulevard Prince Henri wird bald zur Kunstgalerie umfunktioniert Foto: Editpress/Julien Garroy

„Er ist manchmal etwas hektisch“, sagt Christian, der seit 14 Jahren als Verkäufer im Espace Lavandier arbeitet, „aber immer fair und korrekt.“ Durch die Arbeit bei Pit Lavandier habe er gelernt, Dinge mit Geschmack wertzuschätzen – nicht nur was Möbel und Inneneinrichtung anbelangt. „Es ist auch ein Lebensstil“, sagt er. Sein Chef sei ein gutherziger Mensch. Denn als Mitarbeiter Mugdin vor 29 Jahren nach dem Krieg in Bosnien nach Luxemburg gekommen ist, hat Pit Lavandier ihm, ohne zu zögern, einen Job angeboten. „Er hat Mugdin einen guten Start in ein neues Leben ermöglicht“, sagt Christian.

Familienbetrieb

Das Möbelgeschäft und die dazugehörige Werkstatt haben seit fast 100 Jahren Bestand in der Minettemetropole. 1928 hat Pit Lavandiers Vater die eigene Schreinerei in der „Waassergaass“ (rue de l’eau) eröffnet. Nach mehreren Umzügen, erst in die Alzettestraße, dann in die Zénon-Bernard-Straße, verschlägt es den Betrieb an den Boulevard Prince Henri.

Das, nachdem Pit Lavandier das Unternehmen 1963 von seinem Vater übernommen hat. „Dabei wurde mir mehr als einmal gesagt, ich hätte in die Stadt gehen müssen“, sagt der gelernte Schreiner. Das wollte er nicht. In Esch geboren und aufgewachsen, wollte er nicht aus seiner Heimatstadt weg. „Obwohl 90 Prozent meiner Kunden nicht aus Esch stammen“, wie er sagt.

Marie-Paule Jacoby aus Foetz war eine seiner letzten Kundinnen. Als sie vor zwei Jahren eine „Chaumière“, also ein strohbedecktes Wohngebäude, kauft, lässt sie das Haus vollständig von Pit Lavandier und seinem Team einrichten. „Die Zusammenarbeit war sehr gut“, sagt sie. Auf Lavandier ist sie durch ihren Mann gekommen, der Escher ist. Er kannte das Unternehmen und dessen guten Ruf seit jeher. „Wir wollten nichts dem Zufall überlassen“, sagt Marie-Paule Jacoby. Ihr tut es leid, dass Lavandier bald seine Türen schließt.

Maßanfertigung

1978 lässt Pit Lavandier den mittleren Teil des heutigen Gebäudes am Boulevard Prince Henri bauen. Als knapp 20 Jahre danach, 1997, die beiden Häuser links und rechts daneben zum Verkauf stehen, zögert der damals 60-Jährige nicht und kauft sie. „Die Galerie, die wir heute hier haben, wurde eigens auf unsere Bedürfnisse angepasst“, sagt er.

Der offene Raum mit der hohen Decke, den versetzten Zwischenstockwerken und reichlich Tageslicht, das durch die großen Fenster einfällt, eignet sich in der Tat vorzüglich für eine Galerie. Als „Anschaffung in Hinsicht auf Esch 2022“, hatte Bürgermeister Georges Mischo den Kauf des Gebäudes bezeichnet. In Zukunft sollen hochkarätige Ausstellungen einziehen, aber auch Pressekonferenzen, Empfänge und andere Veranstaltungen sollen hier stattfinden. Die ehemalige Werkstatt soll künftig dem Escher Theater als Lagerfläche dienen. Dank der guten Bausubstanz müssten zudem kaum Renovierungsarbeiten vorgenommen werden, sagte Mischo.

Der offene Raum eignet sich vorzüglich, um Kunst auszustellen
Der offene Raum eignet sich vorzüglich, um Kunst auszustellen Foto: Editpress/Julien Garroy

Das liegt auch daran, dass Pit Lavandier sich um alles kümmert: „Ich möchte, dass hier alles tipptopp ist, wenn die Gemeinde übernimmt.“ Und das, obwohl er eigentlich nie verkaufen wollte. An Angeboten habe es nicht gemangelt. Unter anderem eine „Maison médicale“ und ein Fitnessstudio wollten im Espace Lavandier unterkommen. Mit den Umbauarbeiten, die hierfür erforderlich gewesen wären, konnte Pit Lavandier sich nicht anfreunden. Dafür hängt er zu sehr an dem Haus.

Als die Gemeinde auf Pit Lavandier zukommt und das Haus kaufen will, rückt er von seinem ursprünglichen Plan ab und verkauft das Gebäude. Vor allem, weil alles so erhalten bleibt, wie es ist. Auch den zukünftigen Verwendungszweck findet Lavandier gut. Er spielt sogar mit dem Gedanken, selbst einmal hier auszustellen, besondere Möbelstücke zum Beispiel. Schließlich wird in Zukunft eine Menge bei ihm Zuhause los sein: Zusammen mit seiner Frau Danielle bleibt Pit Lavandier weiterhin im obersten Stockwerk des Hauses wohnen.

Pit Lavandier war immer der Erste in der Werkstatt und der Letzte, der gegangen ist

Joëlle Rommes, seit 40 Jahren Sekretärin des Hauses

Joëlle Rommes ist seit 40 Jahren die Sekretärin von Pit Lavandier und kann sich noch gut an den Umzug in das heutige Gebäude erinnern. Ihr Chef war für sie immer wie ein Vater. Besonders schätzt sie an Pit Lavandier, dass er nie nachtragend war. Sie bewundert seine Energie: „Er war immer der Erste in der Werkstatt und der Letzte, der gegangen ist.“ Krank sei er nie gewesen. Obwohl Joëlle Rommes schon seit einigen Jahren in Rente ist, hilft sie noch einmal in der Woche aus. „Ich würde auch in sechs Jahren noch kommen, wenn Herr Lavandier meine Hilfe bräuchte“, sagt sie. Das sei für sie selbstverständlich. Dass Espace Lavandier bald schließt, findet sie schade. Trotzdem habe ihr Chef es mehr als verdient, sich zur Ruhe zu setzen.

Der Meinung ist auch Magdalena Dziewiszek, die elf Jahre als Innenarchitektin des Hauses gearbeitet hat. Trotzdem ist sie der Überzeugung, dass Pit Lavandier seine Arbeit nie als solche empfunden hat. „Für ihn war es sein Hobby“, sagt sie. Deshalb falle es ihm auch so schwer aufzuhören. Dziewiszek bezeichnet Lavandier als einen sehr engagierten Chef, der für jedes Problem eine Lösung fand. „Mit seiner Begeisterung hat er das gesamte Team angesteckt“, sagt sie.

Nicht mehr wie früher

„Esch war immer die Hochburg der Möbelfabrikanten. Wenn ich weg bin, ist keiner mehr übrig“, sagt Pit Lavandier nostalgisch. Aufzuhören fällt ihm nicht leicht. Aber das Möbelgeschäft sei auch nicht mehr das, was es war. Heutzutage sei es mit Möbeln wie mit Autos, von den meisten Bauteilen wisse man noch nicht einmal, wo sie herkommen. Auf Langlebigkeit legt die heutige Kundschaft ebenfalls weniger wert – geht ein Ikea-Möbelstück beim Umzug kaputt, werde eben ein neues Teil gekauft.

Danielle Schroeder und Pit Lavandier sind seit 56 Jahren verheiratet. Sie leben über dem Möbelgeschäft und werden auch dort bleiben, wenn die Gemeinde das Haus übernimmt.
Danielle Schroeder und Pit Lavandier sind seit 56 Jahren verheiratet. Sie leben über dem Möbelgeschäft und werden auch dort bleiben, wenn die Gemeinde das Haus übernimmt. Foto: Melody Hansen

Im Gegensatz zu ihm fällt es seiner Frau Danielle Schroeder leichter loszulassen. Als sie Pit Lavandier vor 56 Jahren geheiratet hat, ist sie in das Geschäft mit eingestiegen. Während ihr Mann sich um große Aufträge für Sporthallen und Krankenhäuser gekümmert hat, war sie für das Möbelgeschäft zuständig. „Die Welt hat sich verändert“, sagt sie. Die Dynamik von damals gebe es heute in der Branche nicht mehr. Damals sei es eine Herausforderung gewesen, besondere Stücke wie zum Beispiel die der Marke Corbusier zu verkaufen: „Die Kunden haben sich etwas getraut, wenn sie ein Möbelstück bei uns erworben haben.“ Es seien diejenigen aus der Baby-Boomer-Generation gewesen, die Ersten, die ohne ihre Eltern in den Laden gekommen sind, um sich einzurichten. Eine Zeit, die Danielle Schroeder als überwältigend in Erinnerung hat.

„Es war ein sehr schöner Beruf, den wir hatten.“ Da sind sich Pit Lavandier und seine Frau einig. Aber es sei an der Zeit aufzuhören. Dass das Gebäude nun der Gemeinde gehört, findet Danielle Schroeder passend. Denn sie findet: „Das Haus gehört zu Esch.“

Norbert
18. Februar 2020 - 13.29

Na sicher, genau das was Esch gebraucht hat, NOCH eine Galerie, die bestehenden können die Menschenmassen nicht fassen.

Jean-Michel
18. Februar 2020 - 12.36

Eine Kunstgalerie wo niemals jemand antanzt, fantastisch!

Blaat Gaston
18. Februar 2020 - 9.43

Gelegentlich der nächsten Gemeinderatsitzung sollte unbedingt über die Einbeziehung des Bld.Prince Henri ( neue Kunstgalerie La andier ) und der Pierre Claude Strasse ( neues Theater ) sowie der Bernard Strasse ( Aussgangporte der Brillschule ) abgestimmt werden . Respektiv auch von den lieben Stadtväter entschieden werden was die an diesen Orten notwendigen Poller für Sicherheit usw.usw. betrifft, oder ?

Blaat Gaston
18. Februar 2020 - 9.13

Stellt sich nur eine Frage . Wo werden die Poller aufgestellt zur Sicherheit der Besucher ? Den Poller an der oberen Alzettestrasse einfach um 5 Meter in den Bld Prine Henri hinein verschieben ist ja leicht und billig machbar , oder ? Herr Mischo wird bestimmt wie gewohnt die beste aller Lœsungen finden !