Die Hoffnung stirbt zuletzt. Dass allerdings so viele Jahre vor der Eröffnung eines neuen Luxemburger Nationalstadions vergehen würden, verdient den Titel Trauerspiel. Zur Erinnerung noch einmal die Eckdaten der Entstehungsgeschichte: 2009 riefen Flavio Becca und Guy Rollinger das Projekt Liwingen ins Leben, im November 2012 entschied sich der Regierungsrat gegen diesen Bau. Weitere zwei Jahre vergingen, ehe die Ausschreibung für den geplanten Neubau auf Cloche d’Or erfolgte. Zum lang ersehnten Spatenstich kam es am 18. September 2017. An diesem Nachmittag strahlte nicht nur FLF-Präsident Paul Philipp. Heute allerdings klingt seine Wortwahl, „Vorfreude ist die schönste Freude, die werden wir jetzt zwei Jahre haben“, fast nach einem schlechten Witz.
Zwischendurch gab es nicht nur Sorgenfalten bezüglich der Zeitschiene, sondern bekanntlich auch eine regelrechte Kostenexplosion (u.a. wegen Klappsitzen, Überwachungsmaterial und dem 5G-Netz): Von den geplanten 35 Millionen schnellte die Summe im Laufe der Jahre auf 76.603.000 Euro hoch. Am Montag – also fast dreieinhalb Jahre nachdem die ersten Bagger anrollten – teilte die Stadt Luxemburg mit, dass die WM-Qualifikationsbegegnung gegen Portugal (30. März) trotz aller Bemühungen nicht auf Kockelscheuer stattfinden könne.
Die Gründe der neuerlichen Verzögerung, die nach der UEFA-Visite vor zwei Wochen festgestellt wurden, sind allesamt technischer und informatischer Art. Von den bestehenden Problemen beim Computernetzwerk sind laut Bauherr sowohl das Videoüberwachungssystem, das Wi-Fi der Presse, die elektronische Einlasskontrolle als auch die TV-Übertragung betroffen. Zudem bleibt nicht ausreichend Spielraum, um innerhalb der nächsten fünf Wochen einen obligatorischen Testlauf unter reellen Bedingungen durchzuführen.
Während der zwischenzeitliche Baustopp und die Verzögerungen aufgrund der Pandemie im vergangenen Jahr verständlich erscheinen, ist nicht ersichtlich, inwiefern das Virus eine Rolle bei den technischen Angelegenheiten gespielt hat. Auch die Witterung dürfte über die Wintermonate keinen Einfluss auf die Fortschritte bei den Arbeiten an den Computersystemen gehabt haben.
Enttäuscht ist nicht nur der nationale Fußballverband, der ausgerechnet einen Europameister für diese Premiere zu Besuch gehabt hätte. Aus den anvisierten zwei Jahren Bauarbeiten wurden letztlich vier – und Philipp war dementsprechend „nicht überrascht“, dass das Zeitfenster erneut verschoben werden muss. Inzwischen hat sich wohl nicht nur Fußball-Luxemburg an vertröstende Worte und Ernüchterungen beim Thema Nationalstadion gewöhnt. Ein paar hämische Kommentare auf Facebook, ein paar wütende Smileys, aber der ganz große Aufschrei in den sozialen Medien blieb aus.
Stattdessen weckte die Ankündigung einer weiteren Partie im Stade Josy Barthel Erinnerungen an alte Tage. Cristiano Ronaldo, seine „Selecção“ und der von CR7 getaufte Kartoffelacker feiern ihr Comeback: „Ich habe keine Ahnung, wie Mannschaften auf diesem Niveau auf Feldern wie diesen spielen können.“ Das Zitat des Superstars stammt aus dem Jahr 2019. Gemeint war das Grün an der Arloner Straße, das ein paar Tage später in einer Nacht-und-Nebel-Aktion für das Europa-League-Duell des F91 Düdelingen frisch verlegt werden musste. Die Videos der Putzlappen-Aktion gingen um die Welt. Der verspätete Umzug ist dagegen zwar nur ein kleines Malheur, wirft trotzdem wieder mal ein schlechtes Licht auf die FLF, der in dieser Angelegenheit die Hände gebunden sind.
Oder anders ausgedrückt: Bei seinen Stadien geht Luxemburg hinsichtlich des „Nation Branding“ andere Wege.
Bin echt gespannt, wann und bei welcher Gelegenheit, dieses Stadion voll besetzt sein wird.
Schn in den 70er Jahren gaben es regelmässig Spiele, wo unser Stadion mit 15.000 Zuschauern voll besetzt war. Jetzt, fast 50 Jahre später, denken wir, dass ein Stadion'chen mit 9.000 Plätzen ein Aushängeschild sein wird. Für Spiele wie gegen Portugal wird es zu klein sein, und nur VIPs und Sponsoren werden Karten auftreiben können. Für die meisten anderen Spiele wird es zu 2/3 leer sein. Und für Konzerte ist es ja nicht geeignet, obwohl dafür ein echtes Bedürfnis besteht, da die Rockhal mit einer Kapazität von 6.000 für manche Konzerte zu klein ist. Das hat man davon, wenn man ein Projekt von Amateuren planen und begleiten lässt.
Nation Branding? Das Stadion ist die Stelle, wo wir uns weltweit blamieren mit dem Fußball der da gespielt wird.