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FC WiltzChris Philipps: „Es ist schwer zu akzeptieren, dass wir unser Potenzial nicht abrufen konnten“

FC Wiltz / Chris Philipps: „Es ist schwer zu akzeptieren, dass wir unser Potenzial nicht abrufen konnten“
Chris Philipps fand im Interview wie immer ehrliche Worte Foto: Luis Mangorrinha/Le Quotidien

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Der FC Wiltz blickt auf unruhige Monate zurück. Vieles deutet darauf hin, dass Chris Philipps und Co. in die Relegation müssen. Warum der Verein aus dem Norden so wenig Konstanz aufbringen konnte, welche Fehler gemacht wurden und wie er die Meisterschaft erlebt hat, erzählte der 28-Jährige im Interview.

Tageblatt: Wie groß sind die Befürchtungen, dass Ihre Saison am Wochenende noch nicht beendet ist – und Sie mit dem FC Wiltz in der Relegation antreten müssen?

Chris Philipps: Die erste Voraussetzung ist ja schon mal, gegen den F91 zu gewinnen. Unsere Lage ist nicht erst seit letzter Woche, sondern seit vier, fünf Spieltagen nicht sehr rosig. Wir bereiten uns also schon seit einiger Zeit darauf vor. Aber wer weiß … Im Fußball gibt es bekanntlich immer mal Überraschungen. 

Stellen Sie sich darauf ein, dass Gegner F91 vor dem Pokalfinale noch einmal an die Grenzen gehen will?

Düdelingen ist Meister, aber sie werden nicht zu uns kommen, um zu feiern. Sie wollen die Saison bestimmt nicht punktgleich beenden. Ich kann mir vorstellen, dass sie vor dem Endspiel im Rhythmus bleiben wollen. Ihr Trainer ist meiner Meinung nach jemand, der kein Lockerlassen duldet und fordert, dass jeder an seine Grenzen geht. Ihr Kader erlaubt es zudem, gegen jede Mannschaft zu punkten. Sie werden trotzdem nicht mit der zweiten oder dritten Garnitur antreten. 

Geht man als Ex-Profi gelassener in so eine Entscheidungswoche? 

Generell verfügt unser Kader ja über eine ganze Reihe an Spielern, die bereits im Ausland gespielt haben. Eigentlich dürften wir aufgrund unseres Potenzials nicht dort stehen. Im Laufe der Saison sind viele Dinge passiert. Die Vereinsverantwortlichen sind jetzt gefordert und müssen sich gemeinsam – emotionslos – an den Tisch setzen und das analysieren. Wir alle wären glücklich, wenn unsere Saison am Sonntag zu Ende wäre. Denn ein einziges Spiel macht alles sehr gefährlich. Die Erfahrung hilft aber sicherlich, nicht furchtbar aufgeregt an so eine Partie heranzugehen. Aber in unserem Fall bin ich wie gesagt nicht der Einzige.

Ihr Vertrag läuft bis 2023 – Liga-unabhängig oder nicht?

Über die Details und Vertragsklauseln möchte ich nicht reden. Fakt ist, dass ich nicht hierhergekommen bin, um mit dem Verein abzusteigen oder in einem Relegationsspiel aus der Liga zu fallen. Wiltz ist eine Herzensangelegenheit. Ich will diesen Klub einfach nicht in der Ehrenpromotion sehen. Meine Ambitionen sind es nicht, noch eine Etage tiefer zu spielen. In meiner Karriere gab es zwar vielleicht schon wichtigere Spiele, aber am Ende müssen wir uns alle an die eigene Nase fassen. Ich habe einen laufenden Vertrag und bin überzeugt davon, dass wir es schaffen, drinzubleiben. 

Zu den Gründen für die enttäuschende Saison zählt auch der Trainerwechsel und dessen Folgen in der Verteidigerkette. Wie hat der Verlust von David Vandenbroeck (als Spieler) die Saison beeinflusst?

Wir haben, völlig unerwartet, einen Stammspieler verloren und keinen adäquaten Ersatz parat. Im Endeffekt musste dann auf einer Position gewechselt werden (u.a. wechselte Philipps zuletzt vom defensiven Mittelfeld in die Zentralverteidigung). Ob das der Mannschaft so gutgetan hat, darüber lässt sich streiten. Er strahlte Erfahrung und Ruhe aus. Gemeinsam mit Miguel Dachelet war er sicherlich einer der Gründe, warum es in der vergangenen Saison so gut gelaufen ist. Die Partie gegen Rosport war letztlich für einige ein Knackpunkt, obschon es vorher eigentlich nicht so schlecht für uns lief. In der Winterpause kam dann Alexandre Roselli. Aber irgendwie konnte der Trainer nie wirklich auf die beste Elf zurückgreifen, weil Stammspieler auf den Außenbahnen ausgefallen sind. 

Zu Rückrundenauftakt sah es bei den Ergebnissen nach mehr Stabilität aus. Warum hat Wiltz es nicht geschafft, konstanter zu sein? 

Ein Grund sind sicherlich die Personalsorgen. Allerdings haben wir es auch nicht fertiggebracht, die sogenannten Sechs-Punkte-Spiele zu gewinnen. Wir haben weder gegen die Etzella noch gegen Mondorf Punkte geholt. Das sind die Zähler, die uns jetzt fehlen. Wenn man mit der vergangenen Saison vergleicht, gibt es punktetechnisch wohl eine etwas ähnliche Abrechnung gegen die Topteams, aber die wichtigsten Punkte haben wir liegengelassen. Ein paar Neue haben nicht so eingeschlagen, wie man sich erhofft hatte. Zudem waren wir spielerisch nicht immer präsent. Da muss man sich hinterfragen. Liegt es an der fußballerischen Qualität, oder sind es noch äußere Faktoren, welche die Leistung beeinflussen?

Wäre der Abstieg einer der schwierigsten Momente Ihrer Karriere?

Mit Metz bin ich damals aus der Ligue 1 abgestiegen. Ich war jünger und habe das alles anders wahrgenommen. Es ist eine Tatsache, dass ein Training am Montag spaßiger und auch teils weniger intensiv ist, wenn man am Wochenende einen Sieg eingefahren hat. Das sind Momente, die uns in den vergangenen Wochen gefehlt haben. Es war eine Saison mit viel Frust. Es ist schwer zu akzeptieren, dass wir unser Potenzial nicht abrufen konnten. Wir befinden uns in einem Endspurt mit Mannschaften, die das Maximum aus ihren Möglichkeiten herausgeholt haben. Es wäre eine Riesenenttäuschung für mich, sollte es nicht reichen. Auch ein Sieg gegen Düdelingen macht aus dieser Saison noch keine gute Meisterschaft für uns.