Tageblatt: Bob Jungels, ein Etappensieg und ein zwölfter Platz im Gesamtklassement stehen am Ende der Tour de France 2022 zu Buche. Viel besser hätte es nicht laufen können, oder?
Bob Jungels: Wenn mir das jemand vor der Tour gesagt hätte, dann hätte ich direkt unterschrieben. Klar, wir kamen mit großen Ambitionen im Team für das Gesamtklassement hier her. Wir hatten mit Ben (O’Connor) in der Gesamtwertung viel vor (Anm d. Red.: O’Connor musste die Tour verletzungsbedingt nach der 9. Etappe aufgeben). Ich habe aber mein persönliches Ziel mit dem Etappensieg erreicht. Danach habe ich gekämpft, um das bestmögliche Ergebnis in der Gesamtwertung herauszuholen.
Während der Tour haben Sie Ihre Zielsetzung gewechselt: Nach dem Etappensieg sollten Sie einen guten Platz in der Gesamtwertung anpeilen. War dieser Wechsel schwierig?
Es war nicht einfach. In der ersten Woche lässt du mehr Kräfte als Leader liegen. Als Kapitän arbeiten die anderen für dich, es ist also physisch eine ganz andere Herausforderung. Mental ging es aber, weil ich das Spiel des Gesamtklassements kannte. Das hat mir geholfen. Am Ende hat mich dieser Wechsel aber nicht daran gehindert, schöne Etappen zu fahren.
Waren Sie selbst etwas von Ihrer Leistung während der drei Wochen überrascht?
Ja, ich war schon etwas von mir überrascht. Aber nach der Tour de Suisse hatte ich viel Selbstvertrauen. Die Tour de France ist bloß noch mal ein ganz anderes Rennen. Der Sieg in Châtel war aber sehr versichernd.
Beim zweiten Zeitfahren, auf der 20. Etappe, sind Sie auf Platz 36 gefahren. Es schien für Sie kein einfacher Kampf gegen die Uhr gewesen zu sein …
Es war sehr kompliziert für mich. Ich hatte fast keine Kraft mehr in den Beinen. Auf einem Zeitfahren von 40 Kilometern wird es dann sehr schwierig. Ich habe alles gegeben, aber kam nicht wirklich schnell voran. Ich habe die Anstrengungen der Tage davor bezahlt. Es war insgesamt eine sehr schwierige Tour.
Was haben Sie in den drei Wochen Neues über sich gelernt?
Ich bin froh, meine Qualitäten im Zeitfahren wiedergefunden zu haben – vor allem beim ersten Zeitfahren (Jungels wurde 12.). Aber auch meine Qualitäten als Kletterer habe ich wiedergefunden. Ich konnte mir außerdem bestätigen, dass ich mich gut erhole. Sonst gibt es keine großen Neuigkeiten. Ich habe meine „Basics“ wiedergefunden und hoffe nun, darauf aufbauen zu können.
Was steht nun nach der Tour an?
Ich werde mich ins Auto setzen und Richtung Italien in den Urlaub fahren. Ich habe aber auch schon mit der Mannschaft über den Rest der Saison gesprochen. Ich habe die Vuelta vorgeschlagen, ich würde sie gerne fahren. In den letzten beiden Jahren hatte ich um die 40 Renntage. Es würde mir guttun, zwei Grand Tours in den Beinen zu haben. Erst mal geht es darum, mich nun gut zu erholen. Dann gibt es keine Rennen zwischen Tour und Vuelta. Ich glaube, ein Start in Spanien wäre auch gut für meine Zukunft.
Gratulation! und Danke für diese spannende und unvergessliche Siegesetappe!
Eng super Leeschtung vum Bob,
Gratulation.